Bündnisse im Norden rufen zu Kundgebungen gegen Rechts auf
17. Januar 2024
Nachdem bekannt wurde, dass rechte Netzwerke die sogenannte "Remigration" von Millionen Menschen planen, ist das Entsetzen groß. Jetzt wollen mehrere Bündnisse im Norden mit Kundgebungen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Ausgrenzung setzen. In Hamburg wird es am 19. Januar eine geben, zu der unsere Bischöfin Kirsten Fehrs aufruft.
Dass der Rechtsruck nicht nur spürbar, sondern auch messbar ist, zeigt ein Blick in die aktuelle Kriminalstatistik: In Hamburg sind die Taten von Hasskriminalität im vierten Quartal 2023 mit 137 Straftaten deutlich gestiegen. Dies offenbart die Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion. Vor allem antisemitische Straftaten sind demnach erheblich angestiegen. 85 Taten sind laut Statistik dem rechten Spektrum zuzuordnen.
Entschlossen für Demokratie und Vielfalt
Damit Hamburg eine multikulturelle und vielfältige Stadt bleibt, haben sich jetzt mehrere Akteure und Akteurinnen zu einem breiten Bündnis gegen Rechts zusammengeschlossen: Für Freitag, 19. Januar, laden Initiatoren aus Bildung, Kultur, Wissenschaft, Gewerkschaft, Wirtschaft und Kirche, darunter auch Bischöfin Kirsten Fehrs, zur Kundgebung am Jungfernstieg ein.
Update: Ursprünglich sollte die Veranstaltung auf dem Hamburger Rathausplatz stattfinden. Da die AfD nun aber eine Fraktionssitzung im Rathaus angesetzt hat, ist unmittelbar vor dem Rathaus nach Hamburger Gesetzeslage keine Versammlung mehr möglich.
Wer nicht alleine zur Kundgebung gehen möchte, kann um 15 Uhr zur Kirche St. Petri kommen: Dort treffen sich Menschen aus Kirche und Diakonie, um gemeinsam zum Jungfernstieg zu gehen. Dort beginnt dann die Kundgebung um 15.30 Uhr.
"Als Kirche dürfen wir nicht schweigen"
„Mit Forderungen nach einer massenhaften Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund wird eine Grenze überschritten. Spätestens jetzt müssen wir ein starkes Signal aus der Mitte der Gesellschaft gegen Rassismus und Antisemitismus setzen. Als Kirchen dürfen wir hier nicht schweigen, denn christlicher Glaube und völkisches Denken passen nicht zusammen“, so Kirsten Fehrs, amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche. Sie sagt:
Am Freitag steht Hamburg auf – und ich hoffe, dass überall in unserem Land weitere Zeichen für Vielfalt und Freiheit folgen werden. Die Mehrheit bricht ihr Schweigen, und das wird höchste Zeit!
Zahlreiche Menschen unterstützen Bündnis
Die Kundgebung wurde initiiert von Tanja Chawla (DGB Hamburg), Kazim Abaci (Unternehmer ohne Grenzen e.V.) und Bischöfin Fehrs.
Unterzeichnet wurde der Aufruf zur Kundgebung unter anderem von Erzbischof Dr. Stefan Heße, Philipp Stricharz (Jüdische Gemeinde Hamburg), Özlem Nas (Schura Hamburg), John Neumeier (Hamburg Ballett), Prof. Dr. Mojib Latif (Akademie der Wissenschaften in Hamburg), Joachim Lux (Thalia Theater), Christoph Lieben-Seutter (Intendant der Elbphilharmonie) und Kerim Pamuk (Schriftsteller und Kabarettist).
Auch der Musiker und Hamburger Ehrenbürger Udo Lindenberg unterstützt die Kundgebung gegen Rechtsextremismus.
Weitere Protestaktionen im Norden
Neben Hamburg gehen die Menschen auch in weiteren Städten im Norden gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Unter den ersten waren etwa Lübeck und Flensburg.
Das Motto in Flensburg lautet: "Zusammen für Demokratie – Gemeinsam Haltung zeigen!". Die Kundgebung startet dort am Sonntag, 21. Januar, um 14 Uhr am Südermarkt. Die Initiatoren und Unterstützer, zu denen auch hier Akteure aus Kirche und Flüchtlingshilfe gehören, wollen ganz bewusst ein Zeichen gegen rechte Hetze und die AfD setzen.
Zeichen für solidarische Gesellschaft
Im Aufruf heißt es dazu: "Wir wollen gemeinsam mit euch ein Zeichen für ein vielfältiges und demokratisches Flensburg setzen. Gemeinsam für eine demokratische und solidarische Gesellschaft! Gemeinsam gegen die rechtsextremen Deportationspläne von AfD und WerteUnion!"
Geplant sind Redebeiträge und ein "open mic". Wer dabei sein möchte, ist herzlich eingeladen, Schilder und Banner mitzubringen.
Lübecker gehen für Menschlichkeit auf die Straße
In Lübeck sind gleich zwei Veranstaltungen geplant: Am 20. Januar wird es eine Mahnwache gegen Rechts geben. Sie beginnt um 15 Uhr auf dem Rathausplatz. Außerdem lädt ein Bündnis, zu der unter anderem die Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg gehört, am Samstag, 27. Januar, zum Demonstrationszug durch die Innenstadt. Treffpunkt ist um 13 Uhr an der Adenauerstraße/Lindenplatz.
Die Initiatoren und Initiatorinnen treten unter dem Motto "Die offene Gesellschaft verteidigen – dem Rechtsruck entgegentreten" für Menschlichkeit und ein solidarisches Miteinander ein. Details zum Lübecker Protest gegen Rechts lesen Sie hier.
Update: Weitere Städte, die Mahnwachen und Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus und für Vielfalt und Demokratie planen, listen wir hier alphabetisch auf. Diese Liste wird fortlaufend erweitert.