Tag des Offenen Denkmals

Dem Himmel ganz nah: Unsere Kirchtürme und ihre Geschichte

Die Hauptkirche St. Michaelis ("Michel") hat die größte Turmuhr in Deutschland.
Die Hauptkirche St. Michaelis ("Michel") hat die größte Turmuhr in Deutschland.© AdobeStock/Kara

03. September 2024 von Antje Wendt

Der Tag des offenen Denkmals  am 8. September steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Es ist eine gute Gelegenheit, einen Kirchturm in der Nähe zu besuchen. Wir stellen eine Auswahl an besonders schönen Kirchtürmen der Nordkirche vor und sagen, warum der Glockenturm bist heute eine so hohe Bedeutung genießt.

Wer nach dem Wahrzeichen des eigenen Heimatortes gefragt wird, wird mit großer Sicherheit eine Kirche oder ein Kirchturm an einer der ersten Stellen nennen. Jahrhundertelang haben diese Bauwerke die Silhouetten unserer Lebensorte geprägt – ganz gleich, ob in der Großstadt oder im Dorf. 

Abenteuer Turmbesteigung

Für viele Menschen geht eine Faszination von Kirchtürmen aus: Symbole, an denen unser Herz hängt und die den freien Blick in die Weite erlauben. Bei Kirchenbesichtigungen gehört der Aufstieg auf den Turm als Höhepunkt daher oftmals dazu.

Gut zu wissen

In Lübeck hat sich eine Stiftung unter Schirmherrschaft von Altbundespräsident Joachim Gauck zur Rettung der Altstadtkirchen gegründet: Sie heißt "7Türme+" und soll durch zahlreiche Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten das architektonische Erbe Lübecks für kommende Generationen erhalten.

Bereits seit längerer Zeit läuft die Spendenaktion „Sieben Türme will ich sehen“, die zu diesem Zweck Gelder sammelt. 

Dass man dazu in den meisten Fällen etliche Treppenstufen mühevoll erklimmen muss und dabei heftig außer Atem gerät, ist Teil des Abenteuers. Belohnt wir man dafür mit einer meist unverstellten Sicht auf Häusermeere, Straßenschluchten oder die umgebenden Landschaften.

Die Lübecker Altstadt aus der Vogelperspektive.
Die Lübecker Altstadt aus der Vogelperspektive.© Saiko3p, iStock

Innehalten mit Panorama-Blick

Der Blick aus der Ferne lässt viele unschöne Details verschwinden, während andere Besonderheiten klarer hervorgehoben erscheinen. Was für ein Erlebnis, den Turm der Marienkirche in Lübeck zu einer winterlichen Abendstunde zu besuchen und das funkelnde Lichtermeer der Hansestadt unter sich zu sehen.

Tag des offenen Denkmals - offene Kirchen (1/3)

Auch in der Nordkirche beteiligen sich am Tag des offenen Denkmals (8. September) zahlreiche Kirchen. In der Rostocker St.-Marien-Kirche kann traditionelles Handwerk ausprobiert werden, zudem gibt es Musik sowie Aktivitäten für Erwachsene und Kinder. In der Petrikirche in Rostock finden Turmbesteigungen (10-17 Uhr) statt. 

In Greifswald beteiligen sich die Kirchen St. Nikolai, St. Marien, St. Jacobi und St. Joseph mit verschiedenen Veranstaltungen.

Tag des offenen Denkmals - offene Kirchen (2/3)

Auch in Hamburg öffnen Kirchen und ihre Türme. Neben den Hauptkirchen kann auch in der St. Johannis-Kirche in Harvestehude der Turm im Rahmen einer Führung um 14.30 Uhr bestiegen werden, eine Kirchenführung findet um 16 Uhr statt.

Die Kirche Alt-Rahlstedt gehört zu den ältesten Kirchen im Raum Hamburg. 1248 wird sie zum ersten Mal schriftlich erwähnt.  Am Tag des offenen Denkmals finden zwischen 15 und 17 Uhr Führungen statt. (Pfarrstr. 19, 22149 Hamburg). Weitere Höhepunkte aus Hamburg finden Sie hier.

Tag des offenen Denkmals - offene Kirchen (3/3)

Im schleswig-holsteinischen Itzehoe öffnet die St.-Laurentii-Kirche und Adeliges Kloster Itzehoe.  Der Film Zeitzeugen der Geschichte wird gezeigt sowie Führungen angeboten.

In Kiel öffnet die Pauluskirche ihre Türen für Besucher und bietet Führungen an. Auch der Schleswiger Dom macht mit und bietet unter anderem um 13.30 Uhr eine Führung mit der Restauratorin des Gotteshause an.

Von der Stralsunder Marienkirche genießt man den berauschenden Blick auf die Ostsee, die Insel Rügen und die darauf führende Rügenbrücke. Ein grandioses Gefühl ist es auch, wenn man vom Hamburger Michel die Elbe und das Hafengeschehen verfolgen kann und abends der Turmbläser auftritt. Dem Himmel ganz nah ist, wer vom Schleswiger Domturm das Panorama mit dem Verlauf der Schlei bis zur Mündung betrachtet.

Der Blick auf Felder östlich der Stadt Schleswig mit der Förde Schlei im Hintergrund
Wenn man vom Turm des Schleswiger Domes Richtung Osten blickt, zeichnet sich der Verlauf der Schlei ab. © Antje Wendt, Nordkirche

Kirchtürme bilden Konstante durch alle Zeiten

Mit dem Kirchturm eng verbunden sind der Glockenschlag und die Turmuhr – Konstanten, die viele Generationen durch den Tag führten, ihn strukturierten und takteten. Das Läuten der Glocken spricht viele Menschen emotional an. Erinnerungen an die Kindheit, an besondere Ereignisse wie Weihnachten oder persönliche Festtage werden geweckt.

Das Glockengeläut lässt uns innehalten, glückliche – oder auch traurige – Geschehnisse kommen in den Sinn. Und es hat auch zu einigen Sprichwörtern geführt, die wir heute noch kennen:

  • Bei mir „klingeln die Glocken“, wenn ich etwas begriffen habe
  • Wenn ich etwas „an die große Glocke hänge“, dann mache ich viel Aufsehens von einer Sache
  • Und wenn etwas „sang- und (Glocken-)klanglos“ geschieht, dann geht dieser Spruch zurück auf die Bestattung armer Sünder oder Sünderinnen, die ohne Gesang und Glockengeläut zu Grabe getragen wurde.

Turmuhren – eine Wissenschaft für sich

Die Mechanik der alten Turmuhren mit ihren zahlreichen Zahnrädern ist – wortwörtlich – eine Wissenschaft für sich. Viele Informationen dazu trägt beispielsweise der Fachkreis Turmuhren in der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie e.V. zusammen. Auf dessen Internetseite haben viele Expertinnen und Experten fundierte Informationen zusammengetragen.

Vermutlich ist es heute kaum noch vorstellbar, wie wichtig die Turmuhren in früherer Zeit waren. Seit dem 14 Jahrhundert prägten diese großen öffentlichen Uhren mit ihrem Glockenschlag das gesellschaftliche Leben. Allerdings kamen erst im nächsten Jahrhundert die Zifferblätter dazu, so dass die Uhrzeit nicht nur hör- sondern auch sichtbar wurde.

Die Astronomische Uhr in der St. Marienkirche zu Rostock ist mehr als 500 Jahre alt. Sie funktioniert noch mit Originalteilen aus der Erbauerzeit. Sie besitzt fünf Uhrwerke, von denen vier täglich und eines einmal pro Woche per Hand aufgezogen werden. Neben der Uhrzeit liefert sie zahlreiche Zusatzinformationen wie Osterdatum, Wochentage, Mondphasen und vieles mehr.© Nordkirche

Bemühen um altes Uhrenhandwerk 

Neben Kirchtürmen gab es zunehmend auch an weltlichen Gebäuden wie Rathäusern oder Schlössern große Zifferblätter. Und in der Zeit der absolutistischen Herrscherinnen und Herrscher wurden große Uhren zum sichtbaren und deutlichen Zeichen von Macht.

Glockenanlage und Turmuhr gehören in den alten Kirchtürmen fest zusammen. Mittlerweile sind viele der alten Turmuhren auf elektrischen Betrieb umgestellt, doch die Denkmalpflege versucht, darauf hinzuwirken, dass die alte Mechanik erhalten und gegebenenfalls wiederhergestellt werden kann – damit wir auch in Zukunft wissen, was „die Glocke geschlagen hat“.

Mehr zum Tag des Offenen Denkmals

Neben den bereits aufgeführten Links gibt es weitere Tipps und Hinweise auf Besucherprogramme und Turmbesteigungen auf der Internetseite des Tags des offenen Denkmals.

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