Dem Himmel ganz nah: Unsere Kirchtürme und ihre Geschichte
03. September 2024
Der Tag des offenen Denkmals am 8. September steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Es ist eine gute Gelegenheit, einen Kirchturm in der Nähe zu besuchen. Wir stellen eine Auswahl an besonders schönen Kirchtürmen der Nordkirche vor und sagen, warum der Glockenturm bist heute eine so hohe Bedeutung genießt.
Wer nach dem Wahrzeichen des eigenen Heimatortes gefragt wird, wird mit großer Sicherheit eine Kirche oder ein Kirchturm an einer der ersten Stellen nennen. Jahrhundertelang haben diese Bauwerke die Silhouetten unserer Lebensorte geprägt – ganz gleich, ob in der Großstadt oder im Dorf.
Abenteuer Turmbesteigung
Für viele Menschen geht eine Faszination von Kirchtürmen aus: Symbole, an denen unser Herz hängt und die den freien Blick in die Weite erlauben. Bei Kirchenbesichtigungen gehört der Aufstieg auf den Turm als Höhepunkt daher oftmals dazu.
Dass man dazu in den meisten Fällen etliche Treppenstufen mühevoll erklimmen muss und dabei heftig außer Atem gerät, ist Teil des Abenteuers. Belohnt wir man dafür mit einer meist unverstellten Sicht auf Häusermeere, Straßenschluchten oder die umgebenden Landschaften.
Innehalten mit Panorama-Blick
Der Blick aus der Ferne lässt viele unschöne Details verschwinden, während andere Besonderheiten klarer hervorgehoben erscheinen. Was für ein Erlebnis, den Turm der Marienkirche in Lübeck zu einer winterlichen Abendstunde zu besuchen und das funkelnde Lichtermeer der Hansestadt unter sich zu sehen.
Von der Stralsunder Marienkirche genießt man den berauschenden Blick auf die Ostsee, die Insel Rügen und die darauf führende Rügenbrücke. Ein grandioses Gefühl ist es auch, wenn man vom Hamburger Michel die Elbe und das Hafengeschehen verfolgen kann und abends der Turmbläser auftritt. Dem Himmel ganz nah ist, wer vom Schleswiger Domturm das Panorama mit dem Verlauf der Schlei bis zur Mündung betrachtet.
Kirchtürme bilden Konstante durch alle Zeiten
Mit dem Kirchturm eng verbunden sind der Glockenschlag und die Turmuhr – Konstanten, die viele Generationen durch den Tag führten, ihn strukturierten und takteten. Das Läuten der Glocken spricht viele Menschen emotional an. Erinnerungen an die Kindheit, an besondere Ereignisse wie Weihnachten oder persönliche Festtage werden geweckt.
Das Glockengeläut lässt uns innehalten, glückliche – oder auch traurige – Geschehnisse kommen in den Sinn. Und es hat auch zu einigen Sprichwörtern geführt, die wir heute noch kennen:
- Bei mir „klingeln die Glocken“, wenn ich etwas begriffen habe
- Wenn ich etwas „an die große Glocke hänge“, dann mache ich viel Aufsehens von einer Sache
- Und wenn etwas „sang- und (Glocken-)klanglos“ geschieht, dann geht dieser Spruch zurück auf die Bestattung armer Sünder oder Sünderinnen, die ohne Gesang und Glockengeläut zu Grabe getragen wurde.
Turmuhren – eine Wissenschaft für sich
Die Mechanik der alten Turmuhren mit ihren zahlreichen Zahnrädern ist – wortwörtlich – eine Wissenschaft für sich. Viele Informationen dazu trägt beispielsweise der Fachkreis Turmuhren in der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie e.V. zusammen. Auf dessen Internetseite haben viele Expertinnen und Experten fundierte Informationen zusammengetragen.
Vermutlich ist es heute kaum noch vorstellbar, wie wichtig die Turmuhren in früherer Zeit waren. Seit dem 14 Jahrhundert prägten diese großen öffentlichen Uhren mit ihrem Glockenschlag das gesellschaftliche Leben. Allerdings kamen erst im nächsten Jahrhundert die Zifferblätter dazu, so dass die Uhrzeit nicht nur hör- sondern auch sichtbar wurde.
Bemühen um altes Uhrenhandwerk
Neben Kirchtürmen gab es zunehmend auch an weltlichen Gebäuden wie Rathäusern oder Schlössern große Zifferblätter. Und in der Zeit der absolutistischen Herrscherinnen und Herrscher wurden große Uhren zum sichtbaren und deutlichen Zeichen von Macht.
Glockenanlage und Turmuhr gehören in den alten Kirchtürmen fest zusammen. Mittlerweile sind viele der alten Turmuhren auf elektrischen Betrieb umgestellt, doch die Denkmalpflege versucht, darauf hinzuwirken, dass die alte Mechanik erhalten und gegebenenfalls wiederhergestellt werden kann – damit wir auch in Zukunft wissen, was „die Glocke geschlagen hat“.