"Den Liebesakku aufladen": Valentinstag in der Kirche
11. Februar 2016
Hamburg. "Feiertag der Blumenhändler" wird der Valentinstag auch genannt: Floristen hoffen auf Gewinne, indem sie Verliebte dazu auffordern, dem oder der Angebeteten Blumen zu schenken. Tatsächlich aber hat der Valentinstag christliche Wurzeln und geht auf eine Legende zurück:
Kirchengemeinden erzählen am 14. Februar die Geschichte von Valentin, um den sich Legenden ranken. Der Bischof segnete im 3. Jahrhundert heimlich Liebespaare und schenkte ihnen Blumen.
Besonders in England und den Vereinigten Staaten wird der Valentinstag gefeiert. Von dort ist er nach Deutschland gekommen - auch dank der Werbeindustrie: Blumen, Parfüms und Pralinen haben den Tag wieder in die Erinnerung gebracht. Aber auch viele Kirchengemeinden bieten Akzente für Verliebte und über die Liebe selbst.
Die Herzen der Menschen erreichen
In gewisser Weise folgen die Gemeinden damit ein wenig den Blumenhändlern: "Generell gibt es Überlegungen, die Kasualien um biographiebedingte Ereignisse zu erweitern", sagt Hans-Martin Gutmann, Theologie-Professor an der Hamburger Universität. "Beispielsweise um den Beginn des Beruflebens, bei Trennungen - und auch um einen Gottesdienst für Verliebte." Der Theologe ergänzt jedoch: "Wir setzen uns nicht auf jeden Zug drauf, aber wir müssen ernst nehmen, was die Herzen der Menschen erreicht."
Rituale für die Liebe
Der Valentinstag scheint die Herzen vieler Menschen zu erreichen und an Bedeutung zu gewinnen. "Das ist ein festes, gemeinsames Datum für sehr viele", so Gutmann. Menschen würden an diesem Tag an ihre Liebe erinnert - und positiv aufgebaut werden, wenn ihre Liebe in einer Krise zu stecken scheint. Paare suchen seit einigen Jahren verstärkt nach Ritualen für ihre Liebe. An vielen Brücken in Europa hängen deswegen sogenannte Liebesschlösser, auf denen Paare ihre Namen verewigen. Ist das Schloss befestigt, werfen die Verliebten den passenden Schlüssel in den Fluss, um das ewige Beisammensein zu beschwören.
Neue Kraft durch den Segen
Auch das Bedürfnis, sich am Valentinstag der Liebe zu vergewissern und den Segen zugesprochen zu bekommen, zeigt die Unsicherheit der Liebenden. Gutmann beobachtet: "Im Moment der Eheschließung gilt die Zusage, dass die Liebe unzerbrechlich ist. Das ist für den Moment die Wahrheit, die die Menschen brauchen." Doch die Liebe scheine im Alltag getrübt zu werden. "Gottesdienste und Rituale wie das Befestigen von Schlössern an Brücken laden diese Zusage auf - wie einen Akku." Das alte Versprechen erhalte durch den Segen eine neue Kraft.