Der Croy-Teppich - neu interpretiert
24. September 2017
Unter dem Titel "Ins Angesicht geschaut" hat die Hallenser Künstlerin Inge Götze die Porträts des berühmten Croy-Teppichs neu interpretiert. Ihre Werke, die sie anlässlich des Reformationsjubiläums schuf, sind nun zusammen mit dem Original, der unter anderem die Reformatoren Luther, Melanchthon und Bugenhagen zeigt, im Pommerschen Landesmuseum zu sehen.
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Auf dem rund 6,80 Meter langen und 4,30 Meter hohen Croy-Teppich befindet sich eine Darstellung des pommerschen Herzogs Philipp I. mit seiner Familie und der Familie seiner Frau Maria, des kursächsischen Fürstenhauses, anlässlich der Hochzeit. Die Figuren sind rings unterhalb des predigenden Martin Luther angeordnet. Der Teppich aus dem Jahr 1554 gilt aufgrund seiner Größe, der Darstellung und der Qualität der Ausführung als ein einzigartiges kulturhistorisches Zeugnis aus der Reformationszeit.
Komplexe Gestaltung des historischen Inhalts
"Mit den Darstellungen auf dem Croy-Teppich hat die Zeit der Reformation in der pommersche Geschichte für mich Anschaulichkeit bekommen", sagt die Künstlerin Inge Götze. "Der Name Pommern war nach dem Zweiten Weltkrieg ja weitgehend ausgelöscht oder tabu, seine Historie für mich unbekannt." Sie sei besonders von der komplexen Gestaltung des historischen Inhalts "mit seiner ornamentalen und symbolhaften Verwobenheit" fasziniert gewesen.
Vorlagen von Dürer und Cranach werden miteinbezogen
"Mit ihren Porträtdarstellungen liefert Inge Götze eine heutige Interpretation der abgebildeten Personen auf dem Croy-Teppich und versucht, sie als individuelle Personen zu kennzeichnen", so Kurator Mario Scarabis. "Ihre lebendigen und trotz der historischen Kostüme oft sehr gegenwärtig wirkenden Porträts verweisen dabei nicht nur auf die Darstellungen des Bildteppichs, sie beziehen auch die Vorlagen von berühmten Malern wie Albrecht Dürer oder den Cranachs mit ein."
Original-Teppich wird auch präsentiert
Die Kabinettausstellung mit den Porträts des Croy-Teppichs ist bis zum 7. Januar 2018 im Landesmuseum zu sehen. Der Original-Teppich, eine Bildwirkerei aus Leinen, Wolle, Seide, Gold- und Silberfäden, wird als Dauerleihgabe der Universität Greifswald und als bedeutenstes Ausstellungsstück der landesgeschichtlichen Sammlung in einem Nebenraum der Ausstellung präsentiert.