Luthers Wirken

Deshalb feiern wir den Reformationstag

Der Reformator Martin Luther prägt uns bis heute. Beim diesjährigen Reformationsfest in Aukrug werden Kinder spielerisch lernen, was sein Leben und Arbeiten bestimmte und welche Botschaft bis heute nachwirkt.
Der Reformator Martin Luther prägt uns bis heute. Beim diesjährigen Reformationsfest in Aukrug werden Kinder spielerisch lernen, was sein Leben und Arbeiten bestimmte und welche Botschaft bis heute nachwirkt. © epd-bild/Kirsten de Vos

29. Oktober 2021 von Julia Krause

Am 31. Oktober ist Reformationstag. Bei uns im Norden ist der Tag zu Ehren des Reformators Martin Luther seit 2018 nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, sondern auch in Hamburg und Schleswig-Holstein ein gesetzlicher Feiertag. Doch was genau feiern wir? Die Luther-Basics mit ausgewählten Veranstaltungshinweisen aus der Nordkirche.

Für die evangelischen Christen ist es ein wichtiger Tag. Denn er markiert nichts geringeres als die Gründung der evangelischen Kirche. Entstanden ist sie in Abspaltung zur katholischen Kirche, vorangetrieben durch einen streitbaren Geist: Martin Luther. 

Reue ist Voraussetzung für Vergebung

Der Theologieprofessor schlug am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Sie kritisieren den Ablasshandel der katholischen Kirche, das heißt, das Geschäft mit der Vergebung von Sünden. Luther hält dies ebenso wie die Schürung der Angst der Menschen vor dem Fegefeuer für falsch. Gott, so seine These, vergibt nur demjenigen, der wirklich bereut – und dann auch ohne bezahlten Ablassbrief. 

Obwohl die Thesen im Original auf Latein geschrieben wurden und mutmaßlich zunächst als theologischer Denkanstoß gedacht waren, wurden sie in kurzer Zeit als deutsche Übersetzung nachgedruckt und teils per Handzettel verbreitet. Während der Vatikan Luthers Thesen als Angriff auf den Papst versteht, findet er unter dem Volk und einigen humanistischen Gelehrten durchaus Anhänger. Der Eklat und schließlich auch der Bruch innerhalb der Kirche wird damit immer unausweichlicher.

Vom erbitterten Streit zum Religionsfrieden 

Luther wird letzlich mit dem Kirchenbann belegt, das heißt, aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Alle Versuche, ihn zu einem Widerruf seiner Thesen zu bewegen, scheitern. Der Religionsstreit ist inzwischen längst keine rein theologische Auseiandersetzung mehr, sondern politisch aufgeheizt und dauert mehrere Jahre. Er mündet schließlich im Augsburger Religionsfrieden von 1555, der heute von vielen als der offizielle Beginn der evangelischen Kirche gesehen wird. 

Dieser Friedensvertrag hat bis heute Folgen. Denn er legt die friedliche Koexistenz von Luthertum und Katholizismus in Verbindung mit Land fest: Demnach dürfen, vereinfacht gesagt, die jeweiligen Landesherren die Religion ihrer Untertanen bestimmen. Die Folge ist eine Nord-Südachse, die heute noch Bestand hat: Während die Bevölkerung im Norden Deutschland überwiegend evangelisch ist, besteht die Mehrheit der Christen im Süden Deutschlands aus Katholiken. 

Den Reformationstag feiern: Veranstaltunghinsweise 

Viele Kirchengemeinden der Nordkirche bieten zum Reformationstag besondere Veranstaltungen an. In der St. Johannis Kirche in Hamburg-Harvestehude etwa wird es einen Vortrag zum Thema Kirche der Zukunft von Dr. Uta Pohl-Patalong, Professorin für Praktische Theologie an der Uni Kiel, geben. Im Kern soll es darum gehen, welche Formen von Kirche hilfreich sind, damit möglichst viele und unterschiedliche Menschen das Evangelium als lebensrelevant erleben können. Beginn ist um 11.15 Uhr (3-G-Regel). 

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt wird am Reformationstag erstmals in der Hamburger Hauptkirche St. Nikolai predigen. Beginn ist um 11 Uhr. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Austasch im Kirchencafé. 

In der Hauptkirche St. Petri wird zum Festtag ein großer, ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Gäste sind unter anderem die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs und dem Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, der die Predigt halten wird. In Zeiten, in denen die Spaltung der Gesellschaft immer offensichtlicher wird und der Zusammenhalt in Frage steht, wollen die christlichen Kirchen mit diesem ökumenischen Gottesdienst ein Zeichen der Verbundenheit und der Gemeinschaft setzen.

In St. Nicolai in Eckernförde Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nicolai Eckernförde sind Bürgerinnen und Bürger um 18.30 Uhr am Reformationstag eingeladen, auf den Platz vor der Holzbrücke am Hafen mit einem Windlicht oder einer Laterne zu kommen. Das offene Treffen soll ein Zeichen für den Zusammenhalt in der Gesellschaft setzen. Dabei gehe es auch darum, wie es gelingen kann, bei kontroversen Themen beieinanderzubleiben, so die Kirchengemeinde. Begleitet wird die Veranstaltung von einer Band aus der Kirchengemeinde Borby und dem Posaunenchor der Kirchengemeinden Borby und St. Nicolai.

Die Kirchengemeinde Aukrug feiert am Sonntag ab 14 Uhr das Reformationsfest mit den Pfadfindern. Geplant ist nach dem Gottesdienst ein Familienfest mit Kuchenbuffet, Musik und Lutherrallye sowie vielen weiteren Aktionen rund um den Reformator und sein Wirken (3-G-Regel). Für die Kleinen gibt es einen Mini-Playmobil-Luther zum Mitnehmen. 

In Eutin feiert Propst Peter Barz hingegen den Reformationstag im Autohaus: Damit wolle er sich bewusst an kirchenfernere Menschen richten, kündigte Barz am Freitag an. "Ein Besuch im Autohaus fällt Interessierten vielleicht leichter als ein Kirchenbesuch." Der Gottesdienst beginnt am 31. Oktober um 18 Uhr in der leergeräumten Suzuki-Verkaufshalle (Industriestraße 4). Propst Barz und der Onkologe Gerdt Hübner werden in dem Gottesdienst fünf Persönlichkeiten aus der Region zu deren Überzeugungen und Leidenschaften befragen.

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