Wohnungslosenhilfe sollte alle Geschlechter berücksichtigen
08. Februar 2024
Die Diakonie Schleswig-Holstein fordert eine stärkere Ausrichtung der Wohnungslosenhilfe an den Bedürfnissen der unterschiedlichen Geschlechter. Hintergrund sei eine historisch bedingt männerorientierte Unterbringung und Beratung von Wohnungslosen.
Zudem müsse es einheitliche, verbindliche Standards bei der Beratung und Unterbringung von wohnungslosen Menschen geben, teilte die Diakonie SH anlässlich eines Fachtages in Flensburg zur geschlechtersensiblen Wohnungslosenhilfe mit. Dazu gehörten beispielsweise Einzelunterbringung, Kochmöglichkeiten, Barrierefreiheit, eine fachliche Betreuung vor Ort und Gewaltschutzkonzepte.
Angebot vielerorts auf Männern ausgerichtet
„In den vergangenen Jahren haben immer mehr Menschen die Angebote der diakonischen Wohnungslosenhilfe in Anspruch genommen“, sagte Kathrin Kläschen, Referentin für Wohnungslosenhilfe beim Diakonischen Werk SH.
Allein die Zahl der Frauen habe sich in den vergangenen zehn Jahren auf gut 3.000 verdreifacht. Gleichzeitig sei die Wohnungslosenhilfe vielerorts hauptsächlich an den Männern ausgerichtet. Frauen fühlten sich oft ausgegrenzt und gefährdet, vor allem in den Notunterkünften, aber auch in der Beratung. Hier müsse sich dringend etwas ändern. Ansonsten bleibe zunehmend ein Teil der von Wohnungslosigkeit Betroffenen von den Angeboten ausgeschlossen.
Oft keine räumliche Trennung
Gerade in kleineren Städten und in den ländlichen Gebieten sind die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe laut Diakonie SH oftmals so klein, dass sie bislang geschlechterspezifische Bedürfnisse nur unzureichend berücksichtigen können.
Das bedeute, dass in den Unterkünften Männer und Frauen räumlich nicht getrennt untergebracht würden und auch dieselben sanitären Anlagen nutzen müssten, hieß es. Ein Schutz vor Gewalt und sexualisierten Übergriffen könne nur bedingt gewährleistet werden.
Finanzierung schwierig
Etwas anders sei die Situation in größeren Städten wie Kiel, Flensburg und Lübeck. Dort gebe es bereits getrennte Unterkünfte. Auch die Beratungsangebote seien geschlechterspezifisch aufgestellt. Allerdings seien diese aufgefächerten Angebote teils bedroht, weil sie nicht mehr auskömmlich finanziell ausgestattet seien.