Dekt 2019

Die #DigitaleKirche auf dem Kirchentag

Auch ein Stück digitale Kirche: Besucher mit einer VR-Brille zur Versinnbildlichung des Kyrie in der Container.Kiez.Kirche im Zentrum Jugend beim evangelischen Kirchentag in Dortmund.
Auch ein Stück digitale Kirche: Besucher mit einer VR-Brille zur Versinnbildlichung des Kyrie in der Container.Kiez.Kirche im Zentrum Jugend beim evangelischen Kirchentag in Dortmund.© epd-bild/Stefan Arend

21. Juni 2019 von Lena Modrow

An Tag 3 des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dortmund ballten sich die Veranstaltung zum Thema "Digitale Kirche": Es ging um neue Gottesdienstformen, pastorale Identitäten in den sozialen Medien und die Sprache in den Netzwerken.

Im Zentrum Gottesdienst an der Kirche St. Franziskus ist es schon der Eingang digital: Der Segensroboter „BlessU2“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist wieder im Einsatz. Und der wird ziemlich beansprucht. Die Leute stehen Schlange, um ihren persönlichen Segen von der Maschine mit den Wackelaugenbrauen zu erhalten - erst in gesprochener Form, dann auch ausgedruckt zum Mitnehmen. “Meist gewählte Sprache ist Deutsch, danach Hessisch und Spanisch fast gleichauf“, schreibt Pfarrer Lutz Neumeier auf Twitter.

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#DigitaleKirche bauen für Fortgeschrittene

Er ist kurz darauf auch Referent auf dem Workshop „#DigitaleKirche bauen (für Fortgeschrittene)", zusammen mit anderen Bekannten aus dem Netz – und zwar Theresa Brückner, die als Pastorin vor allem auf Instagram sehr aktiv ist, Social-Media-Pfarrer Wolfgang Loest sowie Digital-Pfarrerin Stefanie Hoffmann. Der Andrang ist so groß, dass die Veranstaltung kurzerhand in den Klostergarten verlegt wird. „Dass durch die sozialen Medien keine Menschen mehr zusammenkommen, stimmt also schon mal nicht“, sagt Moderator Jan Ehlert.

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Interaktiver Gottesdienst und mehr Nähe auf Instagram

Jeder Referent bringt ein Thema für einen eigenen Mini-Workshop mit. Lutz Neumeier hat eine interaktive Form des Gottesdiensts („Sublan“) ausprobiert und diskutiert, wie man dieses Format weiterentwickeln kann. Theresa Brückner erzählt zu „Ein bisschen Nähe wagen“ auf Instagram. Seit rund fünf Jahren ist sie als @theresaliebt auf dem Kanal, ursprünglich um den Prüfungsstress zum ersten theologischen Examen zu verarbeiten und auch einmal bis dato in den sozialen Medien wenig diskutierte Themen wie zum Beispiel den Tod hineinzubringen. „Da war es auch spannend für mich zu sehen: Was interessiert die Menschen?“, sagt Brückner. Sie versucht seitdem ihren Kanal so persönlich wie möglich zu gestalten – ohne aber zu viel Privates preiszugeben.  

Glaube erklärt für Nerds

Wolfgang Loest beschäftigt sich damit, wie man ganz spezifische Gruppen ansprechen kann – in seinem Fall die Nerds. Also Menschen, die sich intensiv etwa mit Computerspielen oder Sci-Fi beschäftigen. „Die haben ganz andere Bilder im Kopf und dementsprechend muss man sprachlich auch die Glaubensinhalte anders vermitteln“, sagt er und gibt ein Beispiel: Eine Aussage wie „Jesus, wahrer Mensch und wahrer Gott“ klingt für manche zu abstrakt, er übersetzt das für den Nerd folgendermaßen: "Es gibt einen Admin, der in einen User-Account wechselt." Im Workshop überlegten die Teilnehmer, wie sie sprachlich bestimmte Gruppen mit neuen Bildern erreichen – und das auch so in die sozialen Medien aufbereiten können.

Gottesdienst-Elemente neu im Netz

Stefanie Hoffmann fragt: Was gefällt euch am besten im Gottesdienst? Und wie kann man dieses Element ebenfalls in den sozialen Medien verarbeiten? Heraus kommen unter anderem Mini-Impulse in Instagram-Stories und Spotify-Listen mit Vertrauensliedern – passend zum Kirchentag.

Pastorale Identität in den sozialen Medien

Mit Instagram geht es auch weiter bei „Pastor 2.0: Pastorale Identität im Internet. Neben Theresa Brückner ist auch Josephine Teske, Pastorin in Büdelsdorf (Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde), mit dabei, die von ihrer Instagram-Arbeit erzählt.  Auch sie begann den Kanal während ihrer Ausbildung. „Ich fragte mich: Wie überlebt man den Start in den Beruf?“, sagt sie und suchte in den sozialen Medien zuerst vor allem Gleichgesinnte. 

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Jetzt postet sie einmal in der Woche, was sie die sieben Tage über bewegt hat – und vor allem viele Stories. „Ich will zeigen, wie ich Glaube lebe“, sagt sie und nimmt zuweilen auch Gebetsanliegen ihrer Follower mit auf. Dabei legt Teske wert auf Authentizität: „Ich zeige nicht nur das Schöne, sondern auch die Zweifel, das, was mich überfordert.“

Die #startupkirche mag Authentizität

Authentizität ist auch das Stichwort, das Carola Scherf, Pastorin in Lübeck und in den sozialen Medien, in ihrem Impulsvortrag bei „Digitale Kirche – Kirche digital“ bringt – denn Menschen interessieren sich für den Menschen, der hinter dem Profil steht. Bei der Veranstaltung probiert der Kirchentag ein neues Format aus: Menschen können in die Vorträge „hineinbuzzern“ und so ein Thema bestimmen, über das sie unbedingt mal in einer Gruppe sprechen wollen. Parallel wird die Veranstaltung unter dem Hashtag #startupkirche auf Twitter begleitet. Auch diejenigen, die nicht auf dem Kanal unterwegs sind, können teilhaben: Sie schreiben ihre Tweets auf Zettel, die dann von einem Twitter-Team entsprechend gepostet werden.

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Und zum Abschluss des Tages kommt die digitale Gemeinde dann noch mal ganz analog zusammen: zum #NetzGemeindeFest, an dem auch Kirchenpräsident Volker Jung teilnimmt.

 

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