Die Neujahrsbotschaften der Bischöfe
30. Dezember 2017
Die beiden evangelischen Bischöfe in Mecklenburg-Vorpommern erinnern in ihren Neujahrsbotschaften an die lebensverändernde Kraft des christlichen Glaubens.
Dabei warnt Bischof Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) davor, muslimische Flüchtlinge unter den Generalverdacht zu stellen, sie ließen sich nur zum Schein in Deutschland taufen. Bischof Andreas von Maltzahn (Schwerin) sagt, in den Tagen zwischen den Jahren spürten Menschen stärker als sonst, dass ihr Leben auf etwas wie Anderswerden, Neuwerden aus sei. Menschen könnten aufleben durch den Einsatz für Gerechtigkeit, für ein gutes Miteinander und für die Schöpfung.
Bischof Abromeit: "Religionsfreiheit ist eine unaufgebbare Errungenschaft"
Die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit werde durch richterliche Glaubensprüfungen im Rahmen von Asylverfahren berührt, sagt Abromeit. Hier sei die Politik gefordert, Recht und Gesetz so eindeutig zu fassen, "dass Richter keine Spielräume haben, die grundgesetzliche Unterscheidung von Kirche und Staat zu unterlaufen". Religionsfreiheit sei eine unaufgebbare Errungenschaft der freiheitlichen Demokratien. Außerdem fragte er, ob die Menschen in Deutschland so sehr gesättigt seien, "dass wir uns nicht mehr vorstellen können, dass Menschen von der christlichen Friedensbotschaft so begeistert sind, dass sie ihr Leben umkrempeln".
Unter Lebensgefahr Verbindung zum christlichen Glauben gesucht
Einige muslimische Geflüchtete hätten sich in jüngster Zeit taufen lassen und seien damit zum Christentum konvertiert, sagt Abromeit. Die meisten stammten aus dem Iran und Afghanistan, wo es in den vergangenen Jahren ein großes Interesse am Christentum gegeben habe. „Schon in ihrer Heimat haben einige unter Lebensgefahr Verbindung zu christlichen Gemeinden gesucht“, so der Bischof. „Andere haben bei uns über den Kontakt zu christlichen Helfern, einer Kirchengemeinde oder Tauf- und Glaubenskursen den christlichen Glauben kennengelernt und sich später taufen lassen.“
Abromeit: Muslime, die sich taufen lassen, nicht unter Generalverdacht stellen
Für diesen Religionswechsel fänden Religionssoziologen, Kriminologen und Politiker viele Motive - zum Beispiel, um eine drohende Abschiebung zu verhindern, erklärt der Greifswalder Bischof. „Dabei erkennen unsere Gerichte häufig eine Konversion zum Christentum nicht als Grund für eine Verfolgung im Herkunftsland an oder verlangen im Verfahren, den Glauben an Jesus Christus in einer Art Glaubenstest zu beweisen“, sagt Abromeit. „Muslime, die sich taufen lassen, werden so unter Generalverdacht gestellt.“
Nach dem Grundgesetz seien Fragen des Religionswechsels aber Gewissensentscheidungen und staatlicher Beurteilung entzogen. Es sei irritierend, wenn ein Richter die von einer Körperschaft des öffentlichen Rechts ausgestellte Taufurkunde nicht anerkenne.
Bischof von Maltzahn: Armut energisch bekämpfen
Bischof von Maltzahn sagt, ein gutes Miteinander in der Gesellschaft benötige den Einsatz für andere und für gerechtere Verhältnisse: "Armut energisch zu bekämpfen, bedarf einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung." Zugleich ruft er dazu auf, mutig die zwingend notwendigen Schritte zu gehen, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht. Es sei beunruhigend, dass dieses Thema im Vorfeld der Sondierungsgespräche zwischen SPD und CDU keine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Ferner plädierte von Maltzahn für eine gute Streitkultur. Differenzen müssten in der Sache klar benannt werden, aber ohne Personen herabzusetzen oder zu zerstören.
„Das ‚Hungern und Dürsten nach der Gerechtigkeit‘ betrifft auch unmittelbar die Beziehung zu Gott“, so der Bischof. „Es ist beglückend, sich nach Gott zu sehnen, ihn besser kennenlernen zu wollen. Es trägt die Verheißung wachen, erfüllten, quicklebendigen Lebens in sich.“