Die Nordkirche will ehrenamtliches Engagement fördern
28. September 2018
Die Nordkirche will das ehrenamtliche Engagement weiter stärken und die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen fördern. Das Kirchenparlament widmete sich am Freitag in Lübeck-Travemünde einen Tag lang der Ehrenamtsförderung.
Einig war sich das Kirchenparlament, dass ein Ehrenamt Freude bringen soll. Ehrenamtliches Engagement dürfe nicht dafür genutzt werden, die Arbeit von Hauptamtlichen zu ersetzen.
Die Zahl der Ehrenamtlichen liegt in der Nordkirche seit zehn Jahren konstant bei etwa 80.000, damit kommt auf 25 Kirchenmitglieder eine ehrenamtlich engagierte Person.
Die Kirche stehe heute bei der Werbung um Ehrenamtliche in harter Konkurrenz zu anderen Organisationen, sagte der Synodale Kai Greve zum Auftakt der Debatte. „Wir sind ein Player unter vielen.” Notwendig sei Ehrlichkeit und neu gewonnen Ehrenamtlichen klar zu sagen, was auf sie zukommt.
Geben und Nehmen auf beiden Seiten
Ehrenamtliches Engagement sei eine „freiwillige Selbstbindung”, sagte die Pastoralpsychologin Anne Reichmann. Es sei wichtig, dass sich ehrenamtlich Engagierte über ihre Motive klar sind. Die Betreuung von Flüchtlingen etwa habe vielen Menschen Sinn gegeben, weil sie ihre Fähigkeiten auf ganz neue Weise eingebracht haben. „Geben und Nehmen gibt es auf beiden Seiten.” Es müsse aber auch möglich sein, sich zurückzuziehen, denn „nicht jeder, der in Not ist, sei auch immer liebenswert”.
„Vorsicht vor spirituellem Ranking”
Oberkirchenrat Matthias Lenz warnte vor dem Bild, dass Ehrenamtliche glaubwürdiger in ihrem Engagement seien als Hauptamtliche. Ein „spirituelles Ranking” sei problematisch. Der Soziologe Thomas Röbke (Nürnberg) wies darauf hin, dass viele ehemals ehrenamtliche Aufgaben etwa in Kitas heute professionell erledigt werden müssten. Im Gegenzug seien keine neuen Arbeitsfelder für Ehrenamtliche geschaffen worden - etwa der „Bastel-Onkel oder die Vorlese-Oma”.
Nachwuchs dauerhaft fördern
Die Nachwuchsförderung für das Ehrenamt müsse von den kirchlichen Gremien als Daueraufgabe wahrgenommen werden, so das Konzept der Nordkirche. Dafür müssten ausreichend Finanzmittel zur Verfügung stehen, heißt es. Es müsse auch der Grundsatz der Nordkirche überprüft werden, wonach Leitungsgremien mehrheitlich mit Ehrenamtlichen zu besetzen sind. Offen sei bislang, welche Chancen und Risiken die Digitalisierung für das Ehrenamt hat.