Die Pandemie verpflichtet zum Büßen und Umdenken
18. November 2020
Der Buß- und Bettag ist zur stillen Einkehr gedacht. Er soll einem Gelegenheit geben, darüber nachzudenken, ob der einmal eingeschlagenen Weg der richtige ist. Doch leben wir nicht seit März in einer Art Dauer-Bußtag, fragt Bischof Tilman Jeremias in einem kirchlichen Wort.
Kollektive Einkehr ist der Grundgedanke des Buß- und Bettags. Jetzt, 25 Jahre nachdem der Buß- und Bettages als gesetzlicher Feiertag abgeschafft worden ist, sind wir wieder zu dieser Einkehr aufgerufen: Die Corona-Maßnahmen verpflichten uns in gewissem Maße zur kollektiven Buße, sagt Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche.
Viel Zeit zum Nachdenken
"Alles, was Spaß macht, ist verboten oder geschlossen: Party, Gaststätte, Konzert, Theater, Reisen, Sport. Die Regierung macht mich offiziell zum Helden, wenn ich auf der Couch sitze und nichts tue. Auch wenn der Mittwoch vor dem Totensonntag also lange nicht mehr so stark im Bewusstsein ist, so scheint uns doch der Ursprungsgedanke dieses Tages gewissermaßen derzeit verordnet zu sein", sagt Bischof Jeremias.
Hintergründe zum Buß- und Bettag
Für viele ist es eine schwere Zeit. Denn sie macht auch bewusst, dass "ich mein Leben zu guten Teilen nicht in eigenen Händen habe", so Jeremias. Was helfe, sei Demut. "Die Pandemie lehrt mich zu akzeptieren, wie zerbrechlich und vergänglich sich meine körperliche Existenz darstellt."
Jetzige Lebensweise auf dem Prüfstand
Doch Buße kann auch produktiv sein, wenn man sie nutze, um einiges im Leben neu zu justieren, regt Bischof Jeremias an. "Meine Mobilität zum Beispiel, meine Ernährung, meinen Konsum. Wenn sich das Leben nach Corona ein wenig langsamer, ein wenig ökologischer und ein wenig menschenfreundlicher gestalten ließe, hätte sich eine so verordnete Bußzeit schon gelohnt".