Rostock-Lichtenhagen

Erinnern als Weg gegen Rassismus und Hetze

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist seit 19. März 2017 der zwölfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist seit 19. März 2017 der zwölfte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.© epd-bild/Meike Böschemeyer

22. August 2022 von Anne-Dorle Hoffgaard 

Auch 30 Jahre nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen geht die Auseinandersetzung mit den damaligen Ereignissen weiter. Auf einer Gedenkveranstaltung am 25. August will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen.

Die Bilder gingen vor 30 Jahren um die Welt: Am 24. August 1992 belagerten Hunderte Jugendliche und Erwachsene das „Sonnenblumenhaus“ im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen. Aus der Menge heraus wurden Steine und Brandsätze geworfen. Etwa 150 Menschen konnten sich nur durch Flucht auf das Dach des Hauses vor dem Feuer retten, darunter 120 Vietnamesen, ein ZDF-Team und einige Rostocker.

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Das "Sonnenblumenhaus" in Rostock-Lichtenhagen.© Christian Ditsch, epd-bild / version

Dies war der traurige Höhepunkt der vom 22. bis 26. August 1992 andauernden ausländerfeindlichen und rassistischen Krawalle vor der Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende im „Sonnenblumenhaus“ und dem benachbarten Wohnheim für Vietnamesen.

Aufarbeitung als immerwährender Auftrag

Die Rostocker Bürgerschaft entschuldigte sich vor zehn Jahren, zum 20. Jahrestag der Ausschreitungen, in einer Erklärung bei den Opfern. Rund 150 Menschen hätten damals um ihr Leben fürchten müssen, während Rechtsextremisten aus ganz Deutschland, aber auch Tausende Rostocker Beifall klatschten, hieß es darin. Die in der Verantwortung stehenden Behörden von Bund, Land und Kommune hätten versagt. Die Ereignisse dürften weder verdrängt noch beschönigt oder vergessen werden. Die Aufarbeitung sei ein immerwährender Auftrag.

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Rauchgeschwärzte, eingeschlagene Fenster des Plattenbaus in Rostock-Lichtenhagen, der von Rechtsradikalen in der Nacht des 24.08.1992 angezündet wurde.© epd-bild / Peter Himsel

Einen weiteren Schritt des Gedenkens ging Rostock vor fünf Jahren mit einer Gedenkwoche, in der fünf Stelen aus Marmor in verschiedenen Stadtteilen eingeweiht wurden, die die Künstlergruppe „Schaum“ zum Thema „Gestern Heute Morgen“ gestaltet hatte. Diese Künstlergruppe besteht aus Alexandra Lotz und Tim Kellner. Eine sechste Stele mit dem Titel „Empathie“ kam ein Jahr später im August 2018 auf Initiative des Vereins Waldemar Hof auf dem Doberaner Platz hinzu. Sie ist den Betroffenen des Pogroms von 1992 gewidmet.

Gedenkveranstaltungen im August

Zum Gedenken gibt es im August 2022 zahlreiche Ausstellungen und öffentliche Veranstaltungen in Rostock. Dazu gehören interaktive Gesprächskreise, ein Radioworkshop, Proben eines interkulturellen Chores, Lesungen, Filmvorführungen, Begegnungsangebote sowie ein wissenschaftliches Kolloquium. „Das Pogrom ist Teil unserer Stadtgeschichte“, hatte Chris von Wrycz Rekowski (SPD), Erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters, vor Kurzem mitgeteilt. Für alle nachfolgenden Generationen bleibe die wichtige Aufgabe, Rassismus und Hetze gegen nationale, religiöse oder ethnische Minderheiten zu verurteilen.

Gedenkstunde mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am 25. August in Rostock erwartet. Er wird am frühen Abend bei einer Gedenkstunde im Rathaus eine Rede halten. Zuvor will das Staatsoberhaupt am „Sonnenblumenhaus“ im Stadtteil Lichtenhagen Blumen niederlegen. Anschließend will Steinmeier das dortige Stadtteil- und Begegnungszentrum besuchen, um mit Schülerinnen und Schülern, Anwohnerinnen und Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Auch ein Besuch des buddhistisch-vietnamesischen Tempels in Rostock ist eingeplant.

Bereits im Januar 2022 hatte ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Rostock und MV ein Positionspapier zu 30 Jahre Gedenken an das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen veröffentlicht. Darin wird unter anderem gefordert, die Angriffe vom August 1992 als rassistisches und antiziganistisches Pogrom zu benennen und ein nachhaltiges Gedenken zu gestalten. Am 25. Februar startete das Bündnis ein Gedenkjahr. Hintergrund ist, dass am 25. Februar 2004 der 25-jährige Dönerverkäufer Mehmet Turgut von der NSU-Terrorzelle im Rostocker Stadtteil Toitenwinkel in einem Imbiss erschossen worden war.

 

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