Kirchenkreis bringt Gedenktafel für Rabbinerfamilie Posner an
12. März 2025
Am Verwaltungsgebäude des Kirchenkreises Altholstein erinnert künftig eine Gedenktafel an die Rabbinerfamilie Posner. Die Familie, die am Sophienblatt 60 in Kiel einst ihr Wohnhaus hatte, flüchtete 1933 vor den Nazis. Zuvor hatte sie ein Foto aufgenommen, das nach dem Holocaust weltberühmt wurde.
Es ist eine späte Ehrung, die die Familie erfährt: Seit dem 11. März 2025 ziert eine bronzene Tafel das Gebäude, in dem einst Arthur und Rahel Posner mit ihren drei Kindern lebten. Arthur Posner war der letzte Rabbiner der jüdischen Gemeinde in der Synagoge Goethestraße vor der Shoah. Seine Frau Rahel schoss ein Bild, das später zu einem Symbol für Widerstand und unerschütterlichem Glauben wurde.
Ein Bild geht um die Welt
"Hier entstand im Dezember 1931 das Foto, das um die Welt ging: Auf der Fensterbank ein Chanukka-Leuchter, im Hintergrund, auf der anderen Straßenseite, ist die Hakenkreuzfahne vor der Kreisgeschäftsstelle der NSDAP zu sehen", erklärt Pröpstin Almut Witt am Sophienblatt 60 in Kiel.
Auf der Rückseite des Bildes notierte Rahel Posner damals: "Juda verrecke, die Fahne spricht. Juda lebt ewig! erwidert das Licht." Bild und Text wurden weltbekannt und sind heute n der Gedenkstätte Yad Vashem ausgestellt.
Licht symbolisiert Wahrheit
Künstlerisch verarbeitet wurden sie nun auch in der Gedenktafel des Kirchenkreises, die von Ute Diez gestaltet wurde. Die Bildperspektive und der handschriftliche Satz von Rahel Posner wurden in die Tafel integriert. Oben rechts hat die Künstlerin ein Leuchtmittel eingearbeitet. „Licht ist eine Metapher für die Wahrheit. Es ist ein Symbol für die Überwindung von schweren Zeiten. In der Gestaltung wirkt es als verbindendes Element“, erläutert Diez.
Die 45 cm breite und 35 cm hohe Bronzeplatte ist das Ergebnis intensiver Beratungen, an denen sich auch die beiden jüdischen Gemeinden in Kiel beteiligt haben. Witt ist überzeugt: "Es braucht heute mutige Zeichen, um zu zeigen, dass das jüdische Leben zu uns und unserer Kultur gehört. Darum ist die Tafel als kleine Geste so wichtig. Wohl wissend, dass den eigentlichen Mut die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zeigen, die in ihrem Alltag bedroht werden."
Ein Stück Geschichte
Durch die Tafel möchte Witt sichtbar machen, was nach der Zerstörung des Hauses im Zweiten Weltkrieg eben nicht mehr sichtbar ist: ein wichtiges Stück Geschichte.
Finanziert wurde die Gedenktafel durch den Kirchenkreis. Die Kosten belaufen sich auf rund 6000 Euro.