Erinnerungsgottesdienst in Prerow zur Jahrhundertflut vor 150 Jahren
14. November 2022
Mit einem Gottesdienst ist am Sonnabend in der Seemannskirche Prerow an die Jahrhundertflut an der Ostseeküste vor 150 Jahren erinnert worden.
Der Gottesdienst, der gemeinsam von der evangelischen Kirchengemeinde Prerow, dem Ostseebad Prerow und dem Förderverein Seemannskirche Prerow getragen wurde, war der offizielle Schlusspunkt eines Gedenkjahrs zu 150 Jahre Sturmflut an der Ostseeküste, wie der Förderverein im Ostseebad Prerow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst mitteilte. Er fand um 19 Uhr statt und damit genau zu dem Zeitpunkt, an dem vor 150 Jahren die Wassermassen in die Orte drangen.
Klimawandel: Den Naturgewalten ausgeliefert
Bischof Tilman Jeremias (Greifswald) erinnerte in seiner Predigt auch an die Flut im Ahrtal und „an die kaum erträglichen Bilder aus dem überschwemmten Pakistan“. Trotz aller Technik sei auch der moderne Mensch den Naturgewalten ausgeliefert. „Denn schneller als neue Schutzmechanismen entwickeln zu können, sorgen wir Menschen durch die Erwärmung des Klimas dafür, dass die Meeresspiegel rasant steigen und Extremwetterlagen zunehmen.“
In vielen Kirchen an der Küste hingen Votivschiffe, fein gefertigte Modelle real existierender Schiffe, so der Bischof. Diese Votivschiffe seien stille Zeugen von erhörten Gebeten. „Seeleute, die in schwere Seenot gerieten und Rettung erfahren haben, haben sie aus Dankbarkeit Gott gegenüber gestiftet und in ihre Kirchen gebracht.“ Damit seien sie als Symbole eine „Aufforderungen zum Beten. Seht her, bei uns hat es geholfen“.
Zugleich wies Jeremias darauf hin, dass auch das glaubensstärkste Gebet kein Garant dafür sei, dass sich Gebetswünsche erfüllen. „Aber es ist eine innere Vergewisserung. Wenn ich zu Gott bete, gründe ich mich im Urgrund der Welt, berge ich mich bei dem, der mich geschaffen hat und mich schützen möchte.“
Sturmflut "ein Wendepunkt im Küstenschutz"
Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) hatte vorab mitgeteilt, dass die Sturmflut von 1872 einen Wendepunkt im systematischen, staatlich geförderten technischen Küstenschutz markiere. Ziel sei es, den Verlust von Menschenleben und Sachwerten zu verhindern. Das Land investiere rund 20 Millionen Euro pro Jahr in einen möglichst naturverträglichen Küstenschutz.