Es braucht Digitalisierung, um im Dialog zu bleiben
30. Januar 2021
Mit einer Keynote von Patrick Weinhold, Redaktionsleiter Social Media der Tagesschau, sowie der Begrüßung durch Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt lieferte der zweite Tag des HanseBarcamps nicht nur eine hochkarätige Besetzung. Es ging auch inhaltlich hoch her. Eine der Kernaussagen: Digitalisierung ist ein Investment, das nicht billig, aber lohnend ist.
Digitale Kirche#HanseBarcamp 2021
Sessions
"Wikipedia – Hintergründe und how to"#liveline und StreamingDigitale (Corona-) FehlschlägeHörenswertes: Kirchenmusik-Podcasts und Telefonandachten
"Es wird Zeit, dass sich was dreht" – mit diesem Grönemeyer-Zitat sprach Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt den Teilnehmern des vierten HanseBarcamps der Nordkirche bei ihrer Begrüßung aus der Seele. Gemeint ist: Es wird Zeit, dass digitale Arbeit auch von den Leitungsebenen der Kirche gelebt und unterstützt wird. Vieles sei in den letzten Monaten unter Corona-Bedingungen angestoßen worden. Haupt- und Ehrenamtliche hätten sich sehr kreativ und engagiert dafür eingesetzt, neue Formate zu entwickeln, um Kirche erlebbar zu machen, so die Landesbischöfin. Doch was es brauche, sei eine umfassende Digitalstrategie der Nordkirche. Nicht zuletzt, um mehr Menschen durch eine konsequente digitale Kommunikation die Beteiligung an Diskursen und Meinungsbildungsprozessen zu ermöglichen.
Barrieren abbauen
"Lassen Sie sich nicht entmutigen!" gab sie all denjenigen mit auf den Weg, die bei ihrer Arbeit im digitalen Raum auf Barrieren im Kopf von Kollegen und Vorgesetzten stoßen. Es gehe darum, zu überlegen, wo, wie und für wen man (außerhalb seiner eigenen Blase)als Kirche wahrnehmbar und hilfreich sein wolle.
Gekommen, um zu bleiben
"Wenn Vertreter und Vertreterinnen von Kirche sich im World Wide Web dann nicht nur in ihren eigenen Foren und Bubbeln tummeln, sondern sich aus dem Glauben heraus in aktuelle Diskurse einbringen und sich profiliert mit Menschen im ganz normalen Alltag austauschen, ist das ein wichtiger Beitrag dazu, die Botschaft der freien Gnade Gottes an alle Welt auszurichten und das Evangelium in Wort und Tat zu kommunizieren", so Kühnbaum-Schmidt.
Klar ist: Der Anfang ist gemacht. Die Kirche sei "hier, präsent, anwesend, sichtbar, da. Und: Wir sind gekommen, um zu bleiben."
Keynote: WieTikTok und die Tagesschau zusammenpassen
"Ich glaube, dass unsere Organisationen – Tagesschau und Kirche – vor ähnlichen Herausforderungen stehen und standen", so Weinhold zu Beginn seines Vortrags. Es gehe um eine Digitalstrategie, einen digitalen Wandel im Kopf und Ressourcen. Dazu gehöre auch das Finanzielle: "Viele denken, dass Digitalisierung ein Sparprogramm ist. Da möchte ich gleich am Anfang vehement widersprechen."
Sowohl die Kirche als auch die Tagesschau gehörten – wenn auch auf anderen Ebenen - zur deutschen Kultur. "Aber uns wird auch nachgesagt, vielleicht ein wenig verstaubt zu sein, innovationsträge und für junge Menschen langweilig", so der Journalist. Zu seinen Aufgaben gehöre es seit nunmehr acht Jahren, den "Tanker, dieses Riesenschiff Tagesschau, in die digitale Neuzeit zu bringen".
Selbstironisch aber nicht peinlich
Wie die Tagesschau auf TikTok und Instagram eine junge Zielgruppe erreicht und trotzdem ihrer Marke treu geblieben ist, war daher auch ein Thema Weinholds. Seit 2019 ist die Nachrichtensendung auch auf dem Videoportal aktiv. Die junge Zielgruppe auf der Plattform wird erreicht, "indem wir selbstironisch mit uns umgehen und Behind-the-Scenes-Eindrücke aus unserem Nachrichten-Tanker geben. Aber peinlich wollten wir dabei nicht sein".
Die Marke stehe für Verlässlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Seriosität und Unaufgeregtheit. "Tagesschau bleibt Tagesschau und wird keine junge und hippe Brand."
Mehr Austausch durch Strukturumbau
Ein weiterer wichtiger Punkt für ihn ist der Team-Gedanke. Durch den Neubau eines crossmedialen Nachrichtenhauses, in dem alle Redakteure – egal ob TV, Internet oder Social-Media – gemeinsam in einer Redaktion zusammensitzen, gebe es qua Struktur Austausch. Ein Thema, das auch für die föderal strukturierte Nordkirche ein spannendes bleiben dürfte, so Kristina Kühnbaum-Schmidt in der von ihr angebotenen Session "Digitale Kirche, How are You?". Mehr dazu demnächst hier.
(Der Text wird noch um Verlinkungen zu Sessionbeiträgen ergänzt. Wenn du eine Session besucht hast und darüber gern etwas schreiben möchtest, sende gern eine Mail an internet@nordkirche.de).