Das sind die Gewinner des Fundraising-Preises
03. Juni 2021
Mehr als 150 Anmeldungen, acht Workshops und fünf Preisträgerinnen – das sind die Eckdaten des Fundraising-Tags 2021 der Nordkirche. Unter dem Motto "Wovon die Kirche lebt" vermittelten Fachleute Wissenswertes rund um die Themen Fördermittel und Öffentlichkeitsarbeit. Fünf Kirchengemeinden, die 2020 besonders innovativ waren, wurden mit dem Fundraisingpreis der Nordkirche ausgezeichnet.
Fundraising und PR bedeuten beide Beziehungsarbeit, machte Fundraising-Manager Ulf Compart (epn/Nordkirche) bei seinem Workshop "Tue Gutes und rede darüber" klar. Sie richten sich an das Herz und den Kopf des Empfängers und können nur zusammen erfolgreich sein. Manchmal allerdings ende das Geschwisterverhältnis aber auch im Streit.
Klare Strategie und gute Vernetzung hilft
Wie eine klare Gewichtung, die direkte Einbindung beider Bereiche in Leitungsgremien und eine Fokussierung auf festgesteckte Ziele zum Erfolg führt, vermittelte er etwa 150 Teilnehmern des Fundraisings-Tags der Nordkirche, der als digitale Konferenz gestaltet war. Ziel der Veranstaltung: Haupt- und Ehrenamtlichen sollen durch praxisnahe Tipps das Werkzeug für erfolgreiche Fundraising-Maßnahmen erhalten.
Die Themenauswahl war dabei durchaus vielfältig. So vermittelten Tobias Kendal und Christine Matzen (Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein und Kirchenkreis Schleswig-Flensburg), wie wichtig Storytelling für die Grundlagen des Fundraisings sind. Über EU-Fördermittel informierte Anke Jensen (Nordkirche), über steuerrechtliche Fragen Rechtsanwältin und DSA-Stiftungsberaterin Sigrun Mast.
Für alle Einsteiger ins Online-Fundraising gestaltete Maik Meid, Studienleiter Fundraising Akademie, einen Workshop. Und was beim Fundraising für Bauvorhaben wie Sanierungen zu beachten ist – und wie Stiftungen bei der Realisierung helfen können, erläuterte Hella Backhaus (Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg)
Auf individuelle Fragen der Teilnehmer gingen die erfahrenen Fundraiser Susanne Katzberg und André Schlesselmann aus dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg ein. Und Praxisbeispiele, wie ein Projekt dank intensiver Vernetzung unterschiedlicher Institutionen und Interessenvertreter gelingen kann, gab Diakon Peter Michalik beim Workshop "Marlow26 – die Vielfalt gestalten".
Fünf ganz unterschiedliche Gewinner
Gleich fünf weitere Praxisbeispiele lieferte der Höhepunkt der Veranstaltung: Die Verleihung des Fundraisingpreises für besonders gelungene Fundraising-Projekte der Kirchengemeinden. Prämiert wurden die Gemeinden Amrum, Gielow, St. Markus Hoheluft-Hamburg, Lichtenhagen-Dorf bei Rostock und Wedel bei Pinneberg. Dotiert ist der Preis mit jeweils 1700 Euro, die die Nordkirche und die Evangelische Bank zur Verfügung gestellt haben.
Im Mittelpunkt der Kampagnen 2020 standen ein Krippenspiel auf Balkonen in Pandemiezeiten, ein Fußboden, der auch wildem Tanz standhält, ein cooler Stuhl, Tastenpatenschaften und ein Kirchendach, durch das es nicht mehr hineinregnet. Doch nun zu den Details:
Balkonkrippenspiel in Hamburg
Um echte Handarbeit und Kunstfertigkeit ging es in dem Hamburger Projekt der Kirchengemeinde St. Markus-Hoheluft: 56 Kostüme haben Ehrenamtliche für Jugendlichen genäht, die in der Pandemie auf 16 Balkonen in ihrem Stadtteil in Hamburg ihr Krippenspiel aufgeführt haben. Dass das Projekt in kurzer Zeit realisert werden konnte, hat viele überrascht. "Man merkt auch erst beim Machen, was man alles kann", so Diakonin Sabine Simon.
Dachsanierung in Gielow
Richtig viel Geld hat die mecklenburgischen Kirchengemeinde Gielow zusammengetrommelt: 250.000 Euro sollte die Reparatur des Kirchendachs kosten. "Erst mal war das für uns ein Schockmoment", erzählte Carsten Altschwager, gemeindepädagogischer Mitabrieter der Kirchengemeinde bei der Preisverleihung, "doch dann ging’s ans Ärmelhochkrempeln." Das ganze Dorf habe sich für die Kirche in Bewegung gesetzt. Die Crowdfunding-Plattform der Evangelischen Bank mit Werbung über die sozialen Medien habe zu einer Vernetzung der Generationen geführt: "Die Älteren haben ihre fünf Euro genommen und die Enkel gebeten: ‚Mach das für mich!‘. Das hat funktioniert." Nun hat die Gemeinde noch 100.000 Euro Bundesmittel eingeworben und rechnet damit, dass das Dach Ende nächsten Jahres fertig saniert sein wird.
Nachhaltige Pfarrscheune Lichtenhagen-Dorf
Einen im doppelten Sinne nachhaltigen Fußboden hat die historische Pfarrscheune Lichtenhagen-Dorf über Spenden erhalten. "Für uns war klar, dass ein neuer Boden ökologisch nachhaltig sein muss. Als Kirchengemeinde wollten wir außerdem ein Parkett für Generationen. Klar war: Der neue Boden muss tobende Kinder und auch mal einen Tanzabend aushalten", sagt Friedrich Heilmann, Mitglied der Kirchengemeinde und Vorsitzender des eigens gegründeten Scheunen-Ausschusses. Die Fundraisingidee: Jede Spenderin, jeder Spender übernimmt eine Patenschaft für einen Quadratmeter Fußboden – ein Selbstläufer.
Stühle für die Trauerkapelle Wedel
"Ein Stuhl wäre cool" lautete die Parole der Kirchengemeinde Wedel. Ein roter Stuhl im Scheinwerferlicht, dieses Motiv wurde auf Lesezeichen gedruckt und in den Medien veröffentlicht. Fehlten doch in der neu gebauten Trauerkapelle der Stadt Wedel noch Sitzgelegenheiten. "Wichtig war uns, dass nicht nur die Kirchengemeinde Spenden gesammelt hat, sondern dass wir das Anliegen auch für die Stadt deutlich machen", betont Werner Ballendat vom Kirchengemeinderat. Das ist gelungen: So sei ein Großteil der Spenden von nichtkirchlichen Gruppen eingegangen.
Ein Flügel für St. Clemens auf Amrum
Einmal ist er schon mit der Fähre gefahren, und er hat 160 "Tastenpaten": Der neue Flügel der Kirchengemeinde St. Clemens auf der Insel Amrumwurde vollständig über Spenden finanziert. So viele Tastenpatinnen und -paten aus ganz Deutschland und aus der Schweiz wollten sich beteiligen, dass aus dem ursprünglich geplanten gebrauchten Flügel ein neues hochwertiges Instrument wurde. Über eine eigens gestaltete Seite konnte man die Tastenvergabe tagesaktuell verfolgen: Jede Taste erhielt den Namen der Spenderin und des Spenders. "Das hat innerhalb kürzester Zeit einen richtigen Run ausgelöst, sich zu beteiligen. Von unseren Feriengästen und von unseren Gemeindemitgliedern", so Kirchenmusikerin Anne-Sophie Bunk. "Viel haben wir unserem Webmaster zu verdanken, der das Spendenaufkommen jeden Tag aktualisiert hat. Dafür haben wir erst einmal Geld eingesetzt. Wie man sieht, macht sich das aber bezahlt."
Ausgewählt wurden die fünf Leuchtturm-Projekte von der Jury in überraschender Einmütigkeit, so Anke Jensen, Mitinitiatorin des Preises bei der Vergabe. "Es ist uns gelungen, die Nordkirche in ihrer großen Fläche abzubilden. Das war aber Zufall!"