Gemeinsam auf dem Lübecker Kreuzweg gezogen
03. April 2015
Lübeck. Es ist das größte ökumenische Ereignis Lübecks: Etwa 1.000 Christen sind am Karfreitag auf Deutschlands ältestem Kreuzweg gezogen – eine Rekordbeteiligung. Unter ihnen die Hamburger Bischöfin Fehrs und der neue katholische Erzbischof Heße.
Rund 1.000 Christen sind am Karfreitag auf Deutschlands ältestem Kreuzweg durch die Lübecker Altstadt gezogen – mehr als in den Jahren zuvor. Karfreitag sei ein "verstörender" Feiertag, sagte die Hamburg-Lübecker Bischöfin Kirsten Fehrs. Jesus Christus habe sich am Kreuz von Gott verlassen gefühlt. Da sei es nachvollziehbar, dass sich auch die Trauernden des Flugzeugabsturzes in Frankreich verlassen fühlen. Gott stehe aber an der Seite der Trauernden, und es sei Aufgabe der Christen, diese tröstende Botschaft zu verbreiten.
Der katholische Erzbischof Stefan Heße, der erstmals am Lübecker Kreuzweg teilnahm, beklagte die Verfolgung von Menschen anderen Glaubens. Dies betreffe Jesiden im Nordirak ebenso wie Christen in Pakistan oder Juden in der NS-Zeit. Viele Menschen würden sich vor der Verantwortung drücken, sich nachdrücklich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Jesus Christus habe durch seinen Kreuzestod die Schuld der Menschen auf sich genommen.
"Unverlierbare Würde"
Der ehemalige Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) sagte, das jeder Mensch eine "unverlierbare Würde" habe, die ihm von der Schöpfung verliehen wurde. Dabei sei es unabhängig, ob Menschen an den christlichen Gott oder Allah glaubten, ob sie Buddhisten oder Hindu seien oder der humanistischen Philosophie anhingen. Wer seine Glauben mit Gewalt verbreiten will, versündige sich gegen die Schöpfung.
Der Lübecker Kreuzweg ist der "Via Dolorosa" in Jerusalem nachgebildet, den Jesus nach seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus vom Gericht bis zur Kreuzigung gegangen sein soll. Die Prozession stand in diesem Jahr unter dem Motto "Verantwortung vor Gott - Verantwortung für die Menschen". Sie ist für den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg das größte ökumenische Ereignis in diesem Jahr in der Region.
Begründet wurde der Kreuzweg von dem Lübecker Kaufmann und Ratsherrn Hinrich Konstin, der 1468 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen hatte. Er starb 1482 kinderlos und verfügte in seinem Testament, dass von seinem Vermögen ein Kreuzweg gebaut werden sollte.