Gottesdienst: Gemeinsam gegen Hass und Hetze
22. März 2021
Zum zehnten Mal fand der Gottesdienst zum "Tag der Kriminalitätsopfer" heute in Hamburg statt. Gemeinsam mit dem Verein Weisser Ring, Finanzsenator Andreas Dressel und der Polizei Hamburg gedachte Bischöfin Kirsten Fehrs der Betroffenen von Cybermobbing und Hatespeech.
Jedes Jahr wird am 22. März, dem "Tag der Kriminalitätsopfer", auf die Situation von Menschen hingewiesen, die Kriminalität und Gewalt erlitten haben und Hilfe sowie Solidarität benötigen.
Mit einem Schlag ist das alte Leben vorbei, wenn brutale Gewalt einen Menschen an Körper oder Seele verletzt. Opfer sein, das heißt, auf einmal auf der anderen Seite des Lebens zu stehen. Und sich selbst als zutiefst verwundbaren Menschen zu erleben.
Stimme für die Opfer erheben
Bischöfin Kirsten Fehrs erinnerte heute (22. März) daran, wie wichtig es weiterhin sei, für diese Menschen die Stimme zu erheben und eine angemessene Sprache zu finden. Gemeinsam mit dem Verein Weisser Ring Hamburg hatte Fehrs zum zehnten Hamburger Gedenkgottesdienst zum "Tag der Kriminalitätsopfer" in der Hauptkirche St. Jacobi eingeladen.
Gewalt im Netz belasted zunehmend Kinder und Jugendliche
In ihrer Ansprache forderte die Hamburger Bischöfin, genau hinzuschauen auf die besonders verletzliche Gruppe der Kinder und Jugendlichen. Nach einem Jahr Pandemie litten sie besonders unter der Isolation und werden zunehmend Opfer häuslicher und auch psychischer Gewalt, auch im Netz.

Gerade soziale Netzwerke seien zu einer Komfortzone für Täter und Täterinnen geworden, weil sie anonym bleiben können und so eine völlig enthemmte Online-Kommunikation befeuern, so die Bischöfin weiter. "Es ist an uns, Hass und Hetze einen Kontrapunkt entgegen zu setzen und den Opfern zur Seite zu stehen. Geradlinig, positioniert und aufmerksam. Hass und Gewalt können nur in gemeinsamer Solidarität und der Stärke der Herzen überwunden werden. Mit dem Herzen einer wachen Gesellschaft, die nicht weg- sondern hinschaut, hilft, handelt", so Fehrs.
Gemeinsames Engagement während der Pandemie
Auch Andreas Dressel, Finanzsenator der Freien und Hansestadt Hamburg, würdigte im Gedenkgottesdienst die gemeinschaftlich Engagierten: "Die Corona-Pandemie bringt in vielen Menschen das Beste zum Vorschein: Wir sehen täglich unglaubliche Hilfsbereitschaft, innovative Ideen von Unternehmen oder Unterstützung von Nachbarn füreinander. Menschen, die in ihrem Beruf alles geben, um für andere zu sorgen, auch wenn sie sich dabei selbst in Gefahr bringen. Oder Menschen, die verzichten, um andere zu schützen."

Mit dem Rechtsstaat gegen Fake News und Verschwörungstheorien
Bei anderen bringe diese Extremsituation allerdings eher das Schlechteste zum Vorschein, führe in der analogen Welt, aber auch im Internet zu Hass, Hetzpropaganda, Fake News und Verschwörungstheorien. "Menschen, die gezielt gegen andere hetzen, dürfen nicht anonym bleiben. Der Rechtsstaat, die Demokratie, sie müssen wehrhaft sein“, so der Finanzsenator.
Das unterstrich auch Kristina Erichsen-Kruse, Stellvertretende Landesvorsitzende des Vereins Weisser Ring Hamburg: "Opfer von Hetze und Hass sind wir alle. Denn: Eine Gesellschaft, in der sich Hass und Hetze ungehindert ausbreiten können, läuft Gefahr, blockiert und ihrer Kreativität und Lebendigkeit beraubt, nur reaktiv zu sein."
Die Menschenverachtung zeige sich dabei in vielen Facetten: Hautfarbe, Herkunft, Sexualität, Geschlecht, Religion oder das vermeintlich Anderssein, die andere Meinung oder Haltung. Erichsen-Kruse: "Es braucht einen Sündenbock, häufig auch einen Prellbock, über den Wut, Trauer, Frustration, individuelles Versagen abgearbeitet werden können."