Arbeiten mit Künstlicher Intelligenz

Hansebarcamp 2023: So kann die Nordkirche KI clever nutzen

Keynote-Speaker Henrik Oerding beim Hansebarcamp 2023 der Nordkirche: "KI ist super als Startpunkt, als Ideengeber."
Keynote-Speaker Henrik Oerding beim Hansebarcamp 2023 der Nordkirche: "KI ist super als Startpunkt, als Ideengeber."© Simone Viere, Nordkirche
Blick auf die Bühne: Hier gibt es die News zum Thema digitale Mitgliederbindung.
Blick auf die Bühne: Hier gibt es die News zum Thema digitale Mitgliederbindung. © Simone Viere, Nordkirche

12. Mai 2023 von Julia Krause, Claudia Ebeling

Künstliche Intelligenz trifft auf echte Menschen: Beim Hansebarcamp der Nordkirche 2023 geht es darum, wie unsere Kirche KI nutzen kann. Außerdem gibt das Treffen Praxisbeispiele, wie Glauben und Spiritualität erfolgreich in sozialen Netzwerken und Podcasts laufen.

Welche Risiken und Chancen stecken für unsere Kirche in ChatGPT und Co.? Und was hat KI mit Inspiration zu tun? Darauf hat unser Keynote-Speaker, Henrik Oerding (Redakteur Zeit Online) Antworten. 

KI clever nutzen – die Keynote

Es ist ganz enfach: Wer heute ChatGPT die Anweisung gibt, eine Predigt zu einer bestimmten Bibelstelle zu schreiben, wird sie bekommen. In Sekundenschnelle, kostenlos und frei verfügbar. Aus Millionen von online verfügbaren Datensätze wird ein Text generiert, der sprachlich durchaus als Predigt taugt. "Mathe-Magie" nennt Henrik Oerding, Redakteur des Digitalressorts bei Zeit Online, das, was generative (schaffende) KI ausmacht.

Ein Ideen-Lieferant 

Je genauer jemand seine Anweisung in das System eingegeben hat, desto passender werden die Bezüge, die Textlänge und der Duktus sein. Der Anwender braucht also etwas Übung, um ein Ergebnis zu bekommen, das als Grundlage dient. "Grundlage" ist dabei das entscheidende Stichwort. Denn genau so sollten wir laut Oerding generative KI verstehen: Als einen Anfang, eine Basis, auf die wir bauen können. 

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Spannendes Thema, aufmerksames Publikum: Zeit-Online-Redakteur Henrik Oerding informiert die Hansebarcamp-Besucher über den Einsatz von ChatGPT.© Simone Viere, Nordkirche

"Der erste Satz ist oft super schwer. Was aber wäre, wenn ich dafür einen Assistenten hätte?" fragt er. Ein Beispiel: Jemand sitzt vor einem leeren Blatt und weiß nicht, wie er die nächste Kirchenkreisratssitzung eröffnen soll. Gefüttert mit den Stichworten der Tagesordnung und des Zielpublikums könne ChatGPT einen ersten Entwurf schreiben. Sie gibt also eine Idee, die vielleicht nicht ganz den persönlichen Ton und Stil trifft, auf deren Basis man aber weiterarbeiten kann. 

Die Technik macht die Fleißarbeit

Ebenso könne man perspektivisch alles, was im weitesten Sinne mit Fleißarbeit zu tun hat, auf diese Weise erledigen lassen, stellt er in Aussicht: Protokolle anfertigen, Bildformate ändern, Tabellen ausfüllen.

ChatGPT kurz erklärt

ChatGPT ist ein sogenannter Chatbot, ein Sprachassistent. Dabei handelt es sich um eine Computer-Anwendung, die künstliche Intelligenz verwendet, um menschenähnliche Gespräche zu führen oder Textaufgaben zu beantworten.

Benutzer können Fragen per Audio oder Text in Englisch oder Deutsch stellen, auf die das System antwortet – und so ganze Texte vom Gedicht bis zum wissenschaftlichen Aufsatz liefert. 

GPT steht für „Generative Pre-training Transformer“: Das computergestütztes Modell ist darauf trainiert, aufgrund von Mustern aus riesigen Online-Datensätzen Text zu erzeugen. 

GPT wurde vom US-amerikanischen Unternehmen OpenAI (San Francisco) entwickelt. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Erforschung von künstlicher Intelligenz und wird etwa von Elon Musk und Microsoft finanziert.

In diesem Sinne sei generative KI eine Arbeitserleichterung, die Platz mache für Kreativität und die eigenen Kernkompetenzen. "Sie kann Luft schaffen, für die wirklich wichtigen Aufgaben", fasst Oerding zusammen. Im Themenkomplex Kirche könne dies etwa bedeuten, dass Geistlichen mehr Zeit für Seelsorge bleibe, sobald nötige, aber unliebsame "Fleißarbeiten" an die KI abgegeben werden können. 

Die Frage, ob der Gemeindebrief oder der Webauftritt des Kircheskreises zukünftig KI-genererierte Bilder enthalten sollen – und wie diese dann zu kennzeichnen seien, steht dabei auf einem anderen Blatt. Selbst wenn viele der bislang noch offenen juristischen Fragen in Bezug auf Urheber- und Persönlichkeitsrechte geklärt seien, müsse jeder Anwender und jede Organisation eine Haltung dazu entwickeln, in wie weit die Verwendung von generativer KI moralisch und ethisch vertretbar ist, so der Redakteur. 

Veränderung ist nicht aufzuhalten

Fake-Bilder und hocheffiziente Trolle seien durchaus möglich. Ebenso die Gefahr, dass die Glaubwürdigkeit einer Institution mithilfe von KI unterwandert werde. Je mehr wir uns jedoch mit KI auseinandersetzen, desto größer seien auch die Chancen auf einen Mehrwert. Einen Weg an der Technologie vorbei kann es aus seiner Sicht nicht geben. "KI wird unsere Arbeit massiv verändern", ist er sich sicher. 

Jetzt liege es an uns, sie auszuprobieren, um dann über den Grad ihrer Einbindung zu entscheiden. 

Willkommen im Betahaus Hamburg
Willkommen im Betahaus: Beim Hansebarcamp gehts darum, gute Ideen weiterzudenken. © Simone Viere, Nordkirche

Kirchliche Themen in Sozialen Netzwerken – Impulse

Soziale Netzwerke sind eine Chance, sagt Pastorin Emilia Handke. Sie ist seit kurzem Leiterin des Predigerseminars der Nordkirche und war zuvor verantwortlich für Kirche im Dialog

Den Menschen geben, wonach sie sehnen

In ihrem Vortrag plädierte sie dafür, die Netzwerke zum Aufbau geistlicher Gemeinschschaften zu nutzen. Sie könnten Verbindung, Stärkung und Inspiration schaffen, also alles, wonach Menschen sich sehnen.

Emilia Handke beim Hansebarcamp 2023
"Communities sind doch wie Kommunitäten, also geistliche Gemeinschaften", meint Emilia Handke beim Hansebarcamp 2023.© Simone Viere

Was es dabei zu beachten gibt? Wichtig sei, vom eigenen, persönlichen Glauben zu sprechen. "Auch Jesus ist berühmt für seine Ich-Sätze", so die Pastorin. 

Verbindungen stärken uns 

"Kirche sollte überall sein", lautete die Maxime des Yeet-Netzwerks. Es arbeitet daran, Christ:innen, die in sozialen Medien unterwegs sind, untereinander zu verbinden, zu fördern und fortzubilden.

Mehr erfahren über das Yeet-Netzwerk

 "Die Menschen nehmen durch sie Inspirationen für ihren Glauben mit", betonte Claudius Grigat (Redaktion, Formatentwicklung und Beratung Yeet-Netzwerk) in seinem Impuls beim Hansebarcamp. Aus der Nordkirche sind etwa Pastorin Josephine Teske und Pop-Kantor Jan Simowitsch als "Sinnfluencer:innen" im Yeet-Netzwerk aktiv. 

Mehr dazu in unserem kurzem Video zu seinem Vortrag

Claudius Grigat
Claudius Grigat erklärt beim Hansebarcamp 2023, wie das Yeet-Netzwerk der "Sinnfluencer" funktioniert. © Ines Langhorst, Nordkirche

Auf YouTube Glaubensfragen thematisieren

Wie kirchliche Themen auf Youtube Menschen erreichen, zeigt das Team vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen. Es hat während der Corona-Zeit nach umfangreichen Studien und Recherchen den YouTube-Kanal "BASIS:KIRCHE" aufgebaut, der vor allem jüngere Zielgruppen  erreichen möchte. 

Lukas Schienke, Redaktionsleiter und stellv. Chefredakteur beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen und Teil der BASIS:KIRCHE
Lukas Schienke, Redaktionsleiter der BASIS:KIRCHE, plädiert für Inhalte auf YouTube. Mit dem Kanal BASIS:KIRCHE würden Menschen erreicht, die sonst nicht in die Kirche gehen.© Ines Langhorst

"Wir drehen über einen Tag in der Notaufnahme oder in einem Hospiz und verbinden das mit Glaubensfragen", berichtet Lukas Schienke, stellvertretender Redaktionsleiter aus seiner Arbeitspraxis.

Wer seinen Vortrag anschauen möchte, kann dies in unserem Youtube-Video. 

Jede:r kann Podcasts ausprobieren

Podcasts haben Zukunft, ist Jonas Listing überzeugt. Der Theologiestudent und Moderator ist seit Jahren erfolgreicher Podcaster, sendet unter anderem "Zwischen Gott, Gaming und Metal" (ggm) und baut gerade das Medien-Startup advart auf. Beim Hansebarcamp macht er anderen Mut, das Audio-Format auszuprobieren.

Jonas Listing auf dem Hansebarcamp 2023
Jonas Listing ermutigt dazu, religiöse Podcasts auszuprobieren. Das geht auch mit wenig Technikwissen, meint er. © Ines Langhorst, Nordkirche

Der Markt wachse – bislang gebe es aber nur wenige deutschsprachige, religiöse Podcasts, so Listing. Dank Smartphone, KI und einfachen Hosting-Möglichkeiten sei es mittlerweile deutlich leichter, sie in guter Qualität selbst zu produzieren und zu veröffentlichen. "Jeder kann damit anfangen, trauen Sie sich!", ermuntert er.

Auch seinen Impuls gibt es zum Nachschauen auf Youtube. 

Hansebarcamp Ablauf

Nach dem ersten Tag mit der Keynote und den Impulsvorträgen starten wir an Tag 2 in die Sessions des Barcamps. Jede:r kann Themen einbringen und mitdiskutieren. Los geht es am 13. Mai ab 10 Uhr im Betahaus im Hamburger Schanzenviertel. 

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