#Hansebarcamp: Wie sind wir digitale Kirche?
26. Januar 2020
„Vernetzung und Knowhow“ – unter diesem Motto stand der zweite Tag des #Hansebarcamps der Nordkirche. Mit dem schon bewährten Ablauf aus den vergangen Barcamp-Jahren ging es thematisch auf zu neuen Ufern: Einem Hauptvortrag (Keynote) zur „Kollektiven Intuition“ und eigenen Sessions der Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit der zentralen Frage: Wie sind wir digitale Kirche?
Nach den Impulsen und Diskussionen vom Vortag und einer Videobotschaft von Landesbischöfin Kristina-Kühnbaum-Schmidt gab es für Christiane Brandes-Visbeck viele Anknüpfungspunkte. Denn die Kommunikationswissenschaftlerin hat sich mit ihrer Agentur darauf spezialisiert, Unternehmen im digitalen Wandel zu begleiten – was nicht immer einfach ist: „Ich erzähle Dinge, die viele gar nicht hören wollen“, sagte sie.
Netzwerk schlägt Hierarchie
In der vierten industriellen Revolution namens Digitalisierung geht es um einen umfassenden Strukturwandel: Altes, jahrelang Festgeschriebenes wird aufgebrochen, Bewährtes in Frage und auf den Kopf gestellt; „Netzwerk schlägt Hierarche“ - wie Brandes-Visbecks bekanntestes Buch heißt. Denn die Position, die jemand in einem Unternehmen inne hat, wird zunehmend weniger wichtig; was zählt, ist die gute Vernetzung, um voranzukommen.
Gemeinsame Heldenreise in unbekannte Welt
In fünf Akten präsentierte Brandes-Visbeck, mit welcher Denkweise der neuen VUKA-Welt, die volatil, unsicher, komplex und ambivalent ist, Menschen dem Wandel begegnen können. „Wir gehen auf gemeinsame Heldenreise“, nannte sie als ersten Punkt. Entgegen der allgemeinen „German Angst“ sollten sich Unternehmen oder andere Gruppen trauen, die bekannte Welt zu verlassen und ins Unbekannte aufzubrechen. Dazu zählt auch, ständig neue Dinge dazu zu lernen und unterschiedliche Perspektiven zu vereinen unter einer gemeinsamen Grundlage, zum Beispiel dem Glauben – die Frage nach dem Warum.
Sinnhaftigkeit im Veränderungsprozess
„Gruppen sollten nicht damit beginnen, das Was und Wie ihrer Arbeit zu definieren, sondern das Warum, um Sinnhaftigkeit in den Veränderungsprozess zu bringen“, so Brandes-Visbeck. „Meistens sind die Menschen danach so beseelt, dass es viel leichter ist, auch das Was zu definieren.“ Ebenso wird dem „Wie“ eine neue Richtung gegeben, die auf Flexibilität ausgerichtet ist: So gibt es Prozesse vom Lernen, Verlernen, Neu-Lernen und Ausprobieren ebenso wie ressourcen-orientiertes Denken: „Wir machen das Beste aus allem.“ Ziel ist, schnell auf neue Situationen reagieren zu können.
Agile Organisationen haben zwei Betriebssysteme
Und trotzdem, ein Stückweit „Hierarchie“ – oder das „erste Betriebssystem“, wie Brandes-Visbeck es nennt, werden zugunsten von Netzwerken (dem „zweiten Betriebssystem“) in agilen Organisationen nicht komplett aufgegeben; beide koexistieren. Hierarchische Strukturen werden benötigt, um etwa das gemeinsame Ziel erreichen und Standards einhalten zu können - das Netzwerk, um neuen komplexen Situationen gewachsen zu sein.
Vernetzung und Vielfältigkeit - auch bei der Session-Planung
Bleibt man in diesem Bild, zählt das, was nach der Keynote von Christiane Brandes-Visbeck auf dem Hansebarcamp passierte, eindeutig zum „zweiten Betriebssystem“: Es ging an die Session-Planung. Jeder Barcamp-Begeisterte mit einem Thema für den Tag, stellte es vor, damit die einzelnen Sessions in die Zeitfenster über den Tag verteilt werden konnten. Ganz nach dem Vorbild aus der Keynote: Wissen teilen, Neues lernen, Vernetzen und auf Vielfältigkeit setzen.
Open Data, Klimaschutz oder Digital Style?
Sessions
"Das neue YouTube-Sinnfluencer-Netzwerk der EKD" mit Hanno Terbuyken
„Glitzer und Digital Style“ mit Carola Scherf
"Digitale Kirche und Klimaschutz" mit Erhard Maria Klein
Was sind "Dark Patterns"? mit Robert Drost und Richard Stickel
Heraus kamen vier mal sechs parallele Session, die es den Barcamperinnen und Barcampern wieder einmal schwer machten, sich zu entscheiden: Gehen wir zu „Open Data für die Nordkirche“ oder zu dem neuen Youtube-Sinnfluencer-Netzwerk? Zu „Digitale Kirche und Klimaschutz“, "Dark Patterns in sozialen Medien" oder zu „Glitzer und Digital Style?“ Sogar Christiane Brandes-Visbeck blieb noch, um mit Arne Gattermann über "Kollektive Intuition" für die Nordkirche zu sprechen.
Digitale Klingelbeutel und interaktive Gottesdienste
Die Vortragenden hatten jedenfalls einiges an Themen im Gepäck: Es ging unter anderem um Facebook-Gruppen in der Öffentlichkeitsarbeit, den Umgang mit Sekten auf Twitter, interaktive Gottesdienste, digitale Klingelbeutel und dem Frieden im Netz.
Eine Besucherin sagte am Ende des Tages: „Jede Session, die ich besucht habe, hat mich wirklich interessiert und ich habe überall etwas gelernt.“ Gibt es ein besseres Kompliment für ein Barcamp?
(Der Text wird noch um Verlinkungen zu Sessionbeiträgen ergänzt. Wenn du eine Session besucht hast und darüber gern etwas schreiben möchtest, sende gern eine Mail an redaktion@afoe.nordkirche.de)