HIV ist nicht das Problem, sondern Diskriminierung
01. Dezember 2020
Seit 1988 wird immer am 1. Dezember an diejenigen erinnert, die an Aids gestorben sind. Weltweit sind es bisher etwa 33 Millionen Todesopfer. In Deutschland sinkt die Zahl der Neuinfektionen bei gleichzeitig sehr guten Behandlungsmöglichkeiten. Ein Tabuthema ist HIV jedoch vielerorts noch immer. Das will die Deutsche Aidshilfe mit einer neuen Kampagne ändern.
"HIV ist unter Therapie nicht übertragbar – sag's weiter!" ist die Botschaft der Deutschen Aidshilfe. Und das nicht ohne Grund. Denn noch immer ranken sich Mythen um die Erkrankung, die seit ihrer Entdeckung in den 80er Jahren für viele Betroffene auch ein Stigma bedeutet.
Anfangs als unheilbare "Schwulenkrankheit" verschrien, steht heute fest: HIV ist weder eine Krankheit, die nur homosexuelle Männer trifft, noch ist sie unkontrollierbar. "Medizinisch ist HIV gut beherrschbar, aber Diskriminierung macht krank, ruft Sylvia Urban, Vorstandsmitglied der Deutschen Aidshilfe auf der Website der Organisation anlässlich des Welt-Aids-Tages zu mehr Solidarität auf.
In einem gemeinsamen Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Deutschen Aidshilfe und der Deutschen Aids-Stiftung geben Menschen mit HIV Einblicke in ihr Leben und zeigen dabei, dass sie sich vom Virus nicht aus der Bahn werfen lassen.
Verschweigen schürt Vorurteile
Unter dem Motto "Leben mit HIV – anders als du denkst" räumen sie mit Vorurteilen und Ängsten auf, etwa dass eine Ansteckung im Alltag droht. Es sind Geschichte wie die von Johanna, die sich 2012 infizierte und zunächst Angst hatte, keinen Partner mehr zu finden. Doch dann traf sie Simon, der sie sogar motivierte bei der Kampagne mitzumachen, damit das Thema etwas von seiner Abstraktheit verliert. Sie zeigen: Wir sind ein ganz normales Paar, ob mit oder ohne HIV.
Gleichzeitig erinnert die Aidshilfe am heutigen Tag auch daran, dass nur etwa Zweidrittel alle Betroffenen Zugang zu Medikamenten haben. Vor allem außerhalb Europas ist die Versorgung oft unzureichend, der Engpass wird durch die Corona-Pandemie sogar noch zusätzlich verschärft.
Bischöfin Fehrs ruft zur Solidarität auf
Diesen Gedanken greift auch Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Lübeck und Hamburg auf: "Heute am Welt-Aids-Tag würden wir normalerweise mit dem Candle-Walk Licht auf die Straßen bringen, um zu erinnern, wie viele Menschen an diesem HIV-Virus erkrankt und schon gestorben sind. Es ist auch ein Zeichen der Solidarität und Prävention, denn – gerade in der südlichen Hemisphäre – werden täglich viele Menschen infiziert und haben keine lindernden Medikamente zur Verfügung", sagt sie.
Coronabedingt muss der Gedenkgottesdienst in Hamburg mit dem traditionellen Candle-Walk in diesem Jahr ausfallen. Dennoch gelte es, aus der Situation das Beste zu machen und daraus zu lernen, so Bischöfin Fehrs. "In der Pandemie, die uns unsere Verwundbarkeit so vor Augen führt, ist mir aber auch deutlich geworden, wie viel wir lernen können: HIV-Positive leben Jahre und Jahrzehnte mit einem Virus, das sie beeinträchtigt, und sind in ihrer ganzen Vulnerabilität dennoch sehr hoffnungsstark und lebenszugewandt."
Lübecker Gedenkmarsch startet um 18 Uhr
In Lübeck kann der Gedenkmarsch der Aids-Hilfe mit anschließendem Gottesdienst wie geplant stattfinden: Er beginnt um 18 Uhr am Denkmal in der Parade, zwischen Zeughaus und Haus der Kulturen. Um 19 Uhr schließt sich der Gedenkgottesdienst in St. Marien an. Alle Teilnehmer werden gebeten, die Corona-Regeln (Abstand und Alltagsmasken) zu beachten.