Hamburg Leuchtfeuer erhellt die letzten Tage
03. Mai 2024
Hamburg Leuchtfeuer feiert 30. Geburtstag: Alles begann vor drei Jahrzehnten mit einem Hospiz für HIV-Kranke, mittlerweile betreibt die gemeinnützige GmbH vier Häuser für chronisch und schwerkranke sowie für sterbende und trauernde Menschen.
„Natürlich gibt es schönere Themen als den Tod“, sagt Miro Miletic, zweiter Geschäftsführer von Hamburg Leuchtfeuer. Doch seit er im vergangenen Sommer bei der gemeinnützigen Organisation anfing, gehört Sterben für ihn ganz selbstverständlich zum Leben dazu.
Haupt- und Ehrenamtliche arbeiten Hand in Hand
Traurig ist er darüber nicht: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn wir Sterbenden ihre letzten Wünsche erfüllen können“, sagt der 48-Jährige. Schon seit 30 Jahren ist Hamburg Leuchtfeuer für chronisch und schwerkranke, sterbende und trauernde Menschen da.
Mittlerweile kümmern sich 72 hauptamtliche und über 100 ehrenamtliche Mitarbeitende um die Betreuung und Begleitung der verschiedenen Projekte. 1,2 Millionen Euro Spenden werden jährlich gebraucht, gerade kamen rund 100.000 Euro beim Charity-Dinner zum 30. Jubiläum zusammen.
Hospiz entstand aus der Aidshilfe
Alles begann 1994 mit einem ambulanten Pflegedienst und einer psychosozialen Betreuung für Menschen mit Aids. Neben einer psychosozialen Begleitung für Menschen mit HIV im Aufwind wurde vier Jahre später das bundesweit erste Aids-Hospiz in Hamburg eröffnet. „Weil der tödliche Verlauf der Viruserkrankung durch Fortschritte in der Aidstherapie stark gelindert werden konnte, wurde das Hospiz für Menschen unabhängig vom Krankheitsbild geöffnet“, sagt Miletic.
Es folgte 2007 in Altona das Lotsenhaus, das die Bereiche Bildung, Bestattung und Trauerbegleitung verbindet. 2020 wurde das Wohnprojekt Festland für junge, chronisch kranke Menschen mit 27 Wohnungen in der HafenCity eröffnet. „Dieses Projekt ist in Deutschland bis heute einzigartig“, sagt Miletic.
Es braucht Raum für junge Menschen
Die barrierefreien Wohnungen böten je nach Bedarf taktile, visuelle Hilfen sowie sozialpädagogische Unterstützung. Aktuell seien alle Wohnungen belegt, die Warteliste sei „wahnsinnig lang“, Bewerbungen kämen aus ganz Deutschland.
Miletic hofft auf Nachahmer in anderen Städten: „Es fehlt dringend an guten Wohnungen für junge, chronisch kranke Menschen, die so frei und selbstbestimmt leben können und gleichzeitig Gemeinschaft und Unterstützung haben.“ Doch statt barrierefreie Balkonzugänge zu bauen, investieren Bauunternehmen eher in schicke Fassaden, kritisiert der Volkswirt. Hier müsse dringend ein Umdenken stattfinden.
Das Lebensende ist kein Tabuthema mehr
Dagegen habe sich beim Thema Sterben und Tod in den vergangenen Jahrzehnten einiges getan: „Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit ist offener und vielfältiger geworden“, beobachtet Miletic. Wie will ich begleitet werden? Wie soll das Begräbnis aussehen? Diese Fragen würden sich immer mehr Menschen stellen und ihre Vorstellungen äußern.
So manche Wünsche nach dem Lieblingsessen oder einem letzten Ausflug könnten im Leuchtfeuer-Hospiz erfüllt werden. Miletic: „Wir wollen das Sterben menschlicher gestalten.“
Das Hospiz ist ein positiver Ort
Es gehe darum, die letzten Lebenstage mit möglichst viel Leben zu füllen, einen würdevollen Abschied zu schaffen. Besonders freut sich Miletic über die Dankbarkeit von Bewohnerinnen und Bewohnern. „Eine sterbende Frau sagte mal: 'Hier kann ich richtig gut leben'. Es klingt komisch, aber das Hospiz ist auch für mich mehr ein Haus des Lebens als des Sterbens.“