Holocaust-Gedenken

Interesse an NS-Gedenkstätten ungebrochen

Im niedersächsischen NS-Lager Sandbostel waren mehr als 300.000 Kriegsgefangene aus über 55 Nationen interniert, darunter 70.000 Soldaten der Roten Armee. Besonders ihnen versagte die Wehrmacht den Schutz durch das Kriegsvölkerrecht. Tausende starben im Lager und seinen Arbeitskommandos an Entkräftung, Hunger und Mangelerkrankungen. Insgesamt kamen mehr als drei Millionen sowjetische Soldaten in deutscher Gefangenschaft ums Leben. (Das Foto zeigt Holzbaracken in der heutigen Gedenkstätte Lager Sandbostel).
Im niedersächsischen NS-Lager Sandbostel waren mehr als 300.000 Kriegsgefangene aus über 55 Nationen interniert, darunter 70.000 Soldaten der Roten Armee. Besonders ihnen versagte die Wehrmacht den Schutz durch das Kriegsvölkerrecht. Tausende starben im Lager und seinen Arbeitskommandos an Entkräftung, Hunger und Mangelerkrankungen. Insgesamt kamen mehr als drei Millionen sowjetische Soldaten in deutscher Gefangenschaft ums Leben. (Das Foto zeigt Holzbaracken in der heutigen Gedenkstätte Lager Sandbostel).© epd-bild/Carsten Kalaschnikow

20. Januar 2025

Das Interesse an den NS-Gedenkstätten bleibt hoch. Millionen Besucher informierten sich 2024 an den authentischen Orten über Opfer und Täter der Schreckensherrschaft. Zum 80. Jahrestag der Befreiung planen viele besondere Veranstaltungen.

Holocaust-Gedenktag: Veranstaltungen im Überblick

Das Interesse an den NS-Gedenkstätten in Deutschland lässt nicht nach und steigt vielerorts sogar. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Gedenkstätten ergab, sind die Besucherzahlen im vergangenen Jahr an vielen Erinnerungsorten der NS-Schreckensherrschaft nach oben gegangen. Das gilt etwa für die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen in Brandenburg, die 2024 fast eine halbe Million Besucher und Besucherinnen zählte.

Auch die KZ-Gedenkstätte Dachau in Bayern, die mehr als 900.000 Menschen besuchten, sprach von einem „stetig steigenden Interesse“. In der Gedenkstätte Bergen-Belsen in Niedersachsen blieb die Besucherzahl nach Angaben der dortigen Stiftung stabil und lag bei geschätzt 210.000 Besucherinnen und Besuchern.

Holocaust Mahnmal
Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin ist die zentrale Holocaustgedenkstätte Deutschlands, ein Ort der Erinnerung und des Gedenkens an die bis zu sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust. © Unsplash, Moritz Schumacher

Fast alle Berliner NS-Erinnerungsorte wie die Ausstellung unter dem Holocaust-Mahnmal, die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und das Haus der Wannsee-Konferenz verzeichneten im vergangenen Jahr mehr Besucherinnen und Besucher. Das Berliner Dokumentationszentrum Topographie des Terrors berichtete von einem Besucherrückgang um knapp 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es war mit knapp 1,63 Millionen Gästen im vergangenen Jahr aber der am meisten besuchte Ort des Gedenkens und der Information über das Nazi-Regime.

Social-Media-Kampagne #GeradeJetzt“

Viele Gedenkstätten planen anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung der NS-Konzentrationslager und des Endes des Zweiten Weltkriegs in diesem Jahr besondere Veranstaltungen und Aktionen. Mehrere Erinnerungsorte wollen sich an der geplanten Social-Media-Kampagne „#GeradeJetzt“ beteiligen. Die Brandenburger Gedenkstätten erwarten rund 30 Überlebende des Holocaust zu Gedenkfeiern.

Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten plant eine dezentrale stadtweite Lesung, die Stimmen derer in die Öffentlichkeit tragen soll, die vom NS-Regime verfolgt wurden. In der Gedenkstätte Flossenbürg in Bayern sind Anfang April in Zusammenarbeit mit der bayerischen Landeskirche Veranstaltungen im Gedenken an den 1945 im dortigen Konzentrationslager hingerichteten evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer geplant, darunter ein Fernsehgottesdienst.

Schmierereien im Gästebuch

Unverändert oder sogar vermehrt werden insbesondere die großen Gedenkstätten aber auch mit antisemitischen und israelfeindlichen Vorfällen und Kommentaren konfrontiert. „Im Jahr 2024 waren fortlaufend Schmierereien im Gästebuch zu verzeichnen“, teilte eine Sprecherin der Gedenkstätte Bergen-Belsen mit. Daneben gebe es vermehrt telefonische Beschimpfungen. Von Drohungen und Verleumdungen gegen Beschäftigte berichtete auch die Stiftung Sächsische Gedenkstätten.

In der Gedenkstätte Sachsenhausen wurden im vergangenen Jahr 52 Vorfälle registriert, 21 mehr als 2023, darunter vor allem Feedback-Postkarten mit antisemitischen, israelfeindlichen oder rechtsextremen Inhalten. Auf dem Gedenkstättengelände kam es nach Angaben der Stiftung aber auch zu rassistischen Beleidigungen, dem Zeigen des Hitlergrußes, Hakenkreuzschmierereien und rechten Sprüchen bei Führungen. Auch kleinere Gedenkorte blieben nicht verschont. „Dauerproblem sind die Hakenkreuze im Gästebuch und Sorgen vor mutwilligem Vandalismus“, sagte der Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster, wo die NS-Ordnungspolizei ihren Sitz hatte, Stefan Querl.

Veranstaltungen
Orte
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