Interview mit KonQueer

Kirche beim CSD: "Der Auftrag ist, das Leben als Ganzes zu ehren!"

Beim CSD geht es darum, die Vielfalt zu feiern. Was zählt, ist die Liebe. Aus Sicht der Nordkirche ist jeder Mensch ist einzigartig und ein Geschenk Gottes.
Beim CSD geht es darum, die Vielfalt zu feiern. Was zählt, ist die Liebe. Aus Sicht der Nordkirche ist jeder Mensch ist einzigartig und ein Geschenk Gottes. © fsHH, Pixabay

01. August 2024 von Inke Pohl

Beim Hamburger CSD bietet das Konvent KonQueer der Nordkirche Segnungen, Gespräche und Salbungen an. Im Interview sagt Konvent-Sprecher Pastor Nils Christiansen, wofür die Gruppe kämpft und welche christliche Grundhaltung dahintersteht.

Die Parade beim Hamburger CSD wird laut, voll und sehr vielfältig. Etwas ruhiger soll es an der Hauptkirche St. Petri zugehen. Hier, an der Außenseite der Kirche, direkt auf der Mönckebergstraße, wird die queer churchy presence sein – ein Segenszelt, ein Selfie-Point mit Jesus-Statue und Regenbogen und Infostand. 

Ein Segenszelt in der Innenstadt

Während die Wagen, darunter auch der Truck der Nordkirche und etwa 250.000 Menschen in Fußgruppen durch die Hamburger Innenstadt ziehen, bieten hier zehn Pastor:innen und Mitarbeitende der Diakonie einen geschützten Raum für Fragen und Gespräche an. Wer möchte, kann sich salben und segnen lassen.

Die Menschen im Segenszelt gehören zum Konvent KonQueer, dem Zusammenschluss der queeren kirchlich-diakonischen Geistlichen und Mitarbeitenden der Nordkirche. Einer von ihnen – Pastor Nils Christiansen – ist Sprecher des Konvents und Mitarbeiter des Diakonie-Dachverbands Hamburg. Wir haben ihn gefragt, was hinter dem Angebot steckt. 

Pastor Nils Christiansen
Pastor Nils Christiansen ist Sprecher von KonQueer. © Morten Kauke, Nordkirche

nordkirche.de: Warum gibt es die churchy queer presence beim Hamburger Christopher Street Day und für wen ist dieses Angebot gedacht?

Nils Christiansen: Die Evangelische Kirche zeigt Präsenz und Solidarität an einer wichtigen Stelle der kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung der Bundesrepublik.

Der CSD steht stellvertretend für die Frage: Sind alle Menschen und Menschengruppen im Blick? Haben alle die gleichen Rechte und Pflichten? Haben alle die gleiche Chance, ein sinnvolles Leben zu führen, und sich zum Wohl des Gemeinwesens einzubringen? An der Klärung dieser Kernfrage des demokratischen Staats hat die Evangelische Kirche von ihrem Gottes- und Menschenbild her ein vitales Interesse – deswegen ist sie hier. Das sollen alle sehen.

Schon im vorigen Jahr gab es bei der CSD-Parade diese Präsenz und dieses Angebot. Welche Reaktionen auf das Engagement der Kirche kam von den Leuten, die es mitbekamen?

 80 Prozent der Reaktionen, die wir direkt mitbekamen, waren spontan positiv: "Klasse, dass die Evangelische Kirche sich hier öffentlich solidarisch positioniert – darauf haben viele sehr lange gewartet!"

10 Prozent der Reaktionen fragten interessiert nach: "War Jesus schwul?" "Warum bezieht Evangelische Kirche hier auf diese Weise Stellung?" "Was hat sich bei der Evangelischen Kirche geändert, dass sie hier plötzlich präsent ist?"

Nur etwa 10 Prozent der Reaktionen waren kritisch bis ablehnend.

Shirt mit der Aufschrift "Wir wollen keine Alternative, wir wollen Respekt."
Beim Hamburger CSD geht es auch darum, ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Das Motto 2024: Du&Ich #GegenRechtsdruck. © fsHH, Pixabay

Die Nordkirche positioniert sich klar, steht ein für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung und wendet sich gegen jede Form von Diskriminierung. Warum ist es so wichtig, dass sie dies auch beim Christopher Street Day tut, der ja eine starke politische Ausrichtung hat und diesmal das Motto „5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck" trägt?

Die Evangelische Kirche soll nach biblischem Zeugnis ihr Alleinstellungsmerkmal – ihren religiösen Auftrag – öffentlich erkennbar machen, ihn als Angebot in die gesellschaftliche Debatte einbringen. Tut sie's nicht, ist sie meiner Auffassung nach irrelevant.

Der Auftrag ist, als Mensch es wie Gott zu machen: das Leben als Ganzes ehren, es in allen Facetten erkennen und anerkennen und die Vielfalt des Lebens schützen; individuelle Entfaltung ermöglichen und zugleich das Zusammenspiel aller Teile zum Wohl des Ganzen fordern und fördern. Der christliche Glaube will, dass dieses Zusammenspiel zwischen Individualität und Gemeinsinn gelingt. Diese religiöse Grundhaltung entfaltet natürlich politische Wirksamkeit. Konsequenterweise auch auf einem CSD, auch in Konfrontation gegenüber gruppenbezogenen Menschen- und Demokratiefeindlichkeit.

Gibt es eine Botschaft, die für den Konvent KonQueer dabei im Mittelpunkt steht?

Im CSD-Trubel auf der Mönckebergstraße stehen wir bereit, Menschen, die sich dafür interessieren, mit der Kernbotschaft des Evangeliums in Kontakt zu bringen und umgekehrt: Alle Menschen sind Ebenbilder Gottes, alle tragen das Göttliche unverbrüchlich in sich, alle sind aufeinander bezogen und angewiesen.

Wenn nur ein Mensch entwertet und aus dieser Gemeinschaft der Gleichen ausgegrenzt wird, geht das Ganze sofort zugrunde. Das vermitteln wir durch unsere Präsenz, mit Worten, Bildern, Infos und – wenn gewünscht – heilsamen Taten.

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