Gedenken

Kirche erinnert an Deportationen pommerscher Juden

In Greifswald wird es nicht nur eine Andacht, sondern auch einen Gedenkweg zu den Stolpersteinen der deportierten Jüdinnen und Juden geben.
In Greifswald wird es nicht nur eine Andacht, sondern auch einen Gedenkweg zu den Stolpersteinen der deportierten Jüdinnen und Juden geben. © Julia Krause, Nordkirche

07. Februar 2023 von Sebastian Kühl

Im Februar 1940 wurden mehr als 2000 jüdische Frauen, Männer und Kinder aus Pommern deportiert. Viele von ihnen wurden später in Vernichtungslagern ermordet. Zum Gedenken an sie veranstaltet der Kirchenkreis Pommern zu einer Andacht, Filmvorführung und einem Gedenkweg ein.

Schon vor 1940 waren viele jüdische Familien Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt. Mit dem Februar 1940 begann die systematische Vertreibung und Vernichtung der Nationalsozialisten und ihrer Helfer: Am 12. und 13. Februar wurden mehr als 2000 jüdische Bürger in Pommern aus ihren Wohnungen geholt und vom Stettiner Güterbahnhof aus in das „Generalgouvernement“, in den unter deutscher Besatzung stehenden Teil Polens, deportiert. 

Gedenkweg zu den Stolpersteinen

Um an sie zu erinnern, lädt der Kirchenkreis Pommern z mehreren Gedenkveranstaltungen: Am Sonntag, 12. Februar,  beginnt um 15 Uhr ein Gang zu den Stolpersteinen in der Greifswalder Innenstadt: Start ist am Ort des früheren Gebetsaals der jüdischen Gemeinde in der Mühlenstraße 10. Im Anschluss sind alle Interessierten zu einer Andacht in der Annenkapelle der Marienkirche eingeladen. Gestaltet wird sie von der Offenen Jugendarbeit der Greifswalder Altstadtgemeinden.

Am Montag, 13. Februar, wird um 20 Uhr in Kooperation mit dem Greifswalder Kino Cinestar, Lange Straße 40, das Film-Drama „Song of Names“ gezeigt. Der gleichnamige Roman von Norman Lebrecht wurde 2019 vom kanadischen Regisseur François Girard verfilmt.

Spurensuche nach einem Verschollenem

Er erzählt die Geschichte von Dovidl Rapoport, einem polnischen Wunderkind und Geigenvirtuosen, der 1939 im Rahmen der Kindertransporte aus dem von den Deutschen besetzten Europa nach London kommt und dort gerettet wird. Mit Martin, dem gleichaltrigen Sohn seiner Gastfamilie, verbindet ihn bald eine enge Freundschaft, die jäh unterbrochen wird, als Dovidl Rapoport am Tag eines großen Konzerts spurlos verschwindet. Nach dem Krieg begibt sich Martin auf die Suche nach seinem Freund.

Hintergrund

Am 20. Januar 1942 fand die als Wannseekonferenz in die Geschichte eingegangene Zusammenkunft statt, auf der sich Verantwortliche des NS-Staates trafen, um den begonnenen Holocaust an den Juden zu organisieren. Damit erreichte die planmäßige Ermordung des europäischen Judentums im Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten ihre letzte Phase. Bereits zuvor waren Deportationen jüdischer Personen und Familien aus dem Deutschen Reich nach Osten durchgeführt worden, unter den Augen ihrer nichtjüdischen Nachbarn.

Zu den Anfängen der systematischen Vertreibung und Vernichtung zählt eine Aktion am 12. und 13. Februar 1940 in Pommern. 

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