Kirche Granzin – eine Oase für Mensch und Tier
03. August 2022
Viele Urlauber kommen zum Rad- oder Kanufahren, Wandern und Baden gern nach Mecklenburg-Vorpommern. Eines der kirchlichen Kleinode ist die Kirche in Granzin – gelegen nordwestlich von Neustrelitz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte bietet sie mit ihrem Pfarrgarten einen idyllischen Begegnungsort.
Wenn Besucher unter dem Maulbeerfeigenbaum durch, auf die Kirche zugehen, dann brummen und summen Insekten nur so. Kein Wunder, steht doch die Kirche in einem Insektenpflanzen-Kirchhof. „Der ist vergangenes Jahr zufällig entstanden“, erzählt Pastorin Katharina Rosenow. „Ein Landschaftsarchitekt mit Leidenschaft für Insekten initiierte diese Oase“. Und so brummt und summt es rund um die Kirche Granzin. Viele Insektenarten laben sich an den Pflanzen oder kriechen in das Insektenhotel.
EKD-Projekt ermöglicht Begegnungs-Oase
Gleich daneben gibt es einen Spielplatz für Kinder mit einer Tür zum Kirchhof. „Das Ziel vom hier durchgeführten Projekt ,Landgut 2021‘ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist es“, so die Pastorin, „dass man einfach Kultur in die Landflächen bringt und auch Begegnungsflächen schafft. Jetzt sind im Kirchhof verschiedene Pflanzen mit Schildchen dran, die Besuchende begutachten können“. Ab und zu finden hier Feste statt.
Demnächst kommt ein Imker, der vom Honigmachen und über bienenfreundliche Pflanzen für Gärten berichten wird. „Kürzlich hatten wir auch einen Puppenspieler hier, Stefan Raetsch. Da war viel los“, blickt Pastorin Katharina Rosenow zurück. „Der Künstler hat passend zum Insektenpflanzen-Kirchhof das Stück die ,Eintagsfliege‘ gespielt. Im Sommer stehe der Begegnungsort übrigens rund um die Kirche immer offen.
Neugotischer Charme in der Kirche
Wir gehen in die Kirche hinein und uns empfängt eine 140 Jahre alte neugotische Atmosphäre. Blickfang ist ein etwa 550 Jahre altes, fast vier Meter hohes Sakramentshaus aus dem Vorgängerbau. „Mit hübschen Schnitzereien und auffällig bunten Farben, Grün mit kräftigem Rot und sehr zierlich, sehr fein geschnitzt bis in die Spitze“, schwärmt Pastorin Katharine Rosenow.
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In dem mit einem Türchen versehene Häuschen (Tabernakel) werden in katholischen Kirchen die „Reliqua sacramenti“, die beim Abendmahl gesegneten, aber nicht ausgeteilten Hostien aufbewahrt. In evangelischen Kirchen steht meist nichts darin. „Hab ich noch nie gesehen“, sagt Pastorin Katharina Rosenow, „so ausgefeilt und detailliert. Man rechnet auch nicht damit, wenn man in eine evangelische Kirche kommt. Viele Besucher fragen dann, was ist das? Für uns ist das ein schönes Schmuckstück“.
Dieses in der Granziner Kirche stammt vermutlich aus der brandenburgischen Kulturszene, denn Granzin gehörte im 15. Jahrhundert zum Bistum Havelberg. Das zog sich damals auch von Neu-Röbel (Neustadt) bis nach Friedland.
Präludium und Fuge in a-moll
Das „akustische“ Schmuckstück der Kirche in Granzin bei Neustrelitz ist die Orgel von Carl Börger. Sie wurde eigentlich für die Lutherfestspiele in Rostock 1883 gebaut und kam 1894 nach Granzin. „Das Besondere ist, dass auf Knopfdruck eine Orgelaufnahme erklingt, was bei den Touristen und Einheimischen sehr beliebt ist“. Ein Besucher habe die Technik vor Jahren eingebaut. Aktuell ist eine vierminütige Aufnahme vom früheren Kantor Vogt zu hören, konkret Präludium und Fuge in a-moll“, BWV 889, von Johann-Sebastian Bach.
Das Skurril: An der Orgel steht auf einem Schild, dass sie 1844 von Carl Börger gebaut worden sei, dabei ist dieser erst 1846 geboren.
Offene Kirche
Gottesdienst feiert die Kirchengemeinde Kratzeburg in der Kirche Granzin meist einmal im Monat. In den Sommermonaten steht sie Gästen auch außerhalb der Gottesdienste für einen Besuch offen.