Projekt "13 Wochen" erinnert an NS-Opfer in Nordfriesland
10. September 2024
Die KZ-Gedenkstätten Ladelund und Husum erinnern in den kommenden Wochen an die Ermordung von mehr als 600 Häftlingen vor 80 Jahren in Nordfriesland. Beide Konzentrationslager waren Außenstellen des KZ Neuengamme in Hamburg. Nach Kriegsende sorgte ein Pastor dafür, dass die Gräber gepflegt werden und legte damit den Grundstein für ein Erinnerungszentrum.
80 Jahre ist es her, dass KZ-Häftlinge in Nordfriesland zur Arbeit gezwungen wurden, viele von ihnen starben unter der brutalen Behandlung. Daran erinnert das Projekt „13 Wochen!“: Zwischen September und Dezember möchten der Kirchenkreis Nordfriesland und die Gedenkstätte Ladelund der Ermordeten gedenken.
Hungernde sollten Verteidigungswall erbauen
Der Titel des Projekts bezieht sich darauf, dass das KZ Husum-Schwesing 13 Wochen lang bestand. In dieser Zeit zwangen die Nationalsozialisten die Gefangenen unter unmenschlichen Bedingungen zum Bau eines Verteidigungswalls. Hunderte von ihnen überlebte diese Qualen nicht.
Den Auftakt der Veranstaltungsreihe bildet einen Besuch von Ministerpräsident Daniel Günther am 13. September: Gemeinsam mit Vertretern der Kommunalpolitik und Bürgerinnen und Bürgern wird Günther den etwa sieben Kilometer langen Rückweg der Häftlinge von ihren Arbeitseinsätzen nachgehen.
Gedenkweg informiert über Leben und Leiden
Er startet um 9.30 Uhr an der Husumer Kleikuhle und endet an der KZ-Gedenkstätte in Schwesing. An einzelnen Stationen werden Informationen zum Leben und Leiden der Inhaftierten gegeben, an der Grabstelle der über 300 Häftlinge, die in den 13 Wochen ihr Leben verloren, hält der Ministerpräsident eine Ansprache.
In den Wochen danach, vom 29. September bis zum 28. Dezember, finden die Gedenkwege immer sonnabends um 10.30 Uhr in umgekehrter Reihenfolge, von Schwesing nach Husum, statt. Sie stehen allen Interessierten offen. Die Ankunft an der Kleikuhle ist gegen 14 Uhr geplant. Wem die Strecke zu lang ist, kann sich der Gruppe am Ostfriedhof/Flensburger Chaussee um 12.15 Uhr anschließen und die verbleibenden zwei Kilometer mitgehen.
In der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund findet zudem am Volkstrauertag, 17. November, ein Erinnerungstag mit dem Ministerpräsidenten Günther und der Schleswiger Bischöfin Nora Steen statt.
Bischöfin Steen hält Erinnerungsgottesdienst
Um 10 Uhr ist ein Gottesdienst geplant, anschließend folgt eine Kranzniederlegung an den Gräbern der Toten des KZ-Ladelunds im Beisein der Angehörigen und ein Gedenken an den Ehrenmälern der Kriegstoten in Ladelund und Westre.
Ab November wird eine Künstlergruppe mit einer Lichtinstallation die Umrisse der Baracken auf dem Lagergelände, heute eine Ackerfläche, mit 300 Holzpfählen darstellen. Die Pfähle werden vorher mit phosphoreszierender Farbe bestrichen und ab November täglich nach Einbruch der Dunkelheit beleuchtet.
Lichterpfähle für die Verstorbenen
„Jeder Pfahl steht für ein Opfer, die Pfähle werden nach der Aktion dauerhaft den Gedenkweg in Ladelund säumen“, erklärte Katja Happe, Gedenkstättenleiterin in Ladelund.
Husum-Schwesing und Ladelund waren während der NS-Zeit Außenlager des größten norddeutschen Konzentrationslagers Neuengamme in Hamburg. Das KZ Husum-Schwesing bestand vom 26. September bis zum 29. Dezember 1944. Dort wurden etwa 2.500 Menschen inhaftiert, mehr als 300 verloren in den 13 Wochen ihr Leben.
SS ließ sie Panzerabwehrgräben ausheben
Die Häftlinge mussten schwerste Zwangsarbeit im Freien verrichten, ohne angemessene Kleidung, unterernährt und medizinisch unversorgt. Den kilometerlangen Weg zum Einsatzort bewältigten sie vielfach zu Fuß, ebenso den Rückweg.
Vom 1. November bis 16. Dezember 1944 bestand das Konzentrationslager in der Gemeinde Ladelund. Die SS ließ hier über 2.000 Häftlinge aus zwölf Nationen zwischen Humptrup und Ladelund Panzerabwehrgräben ausheben. Innerhalb von sechs Wochen starben 300 Häftlinge an Hunger, Kälte und der brutalen Behandlung ihrer Wärter. Sie wurden auf dem Dorffriedhof bestattet.
Ein Geistlicher kümmerte sich um die Grabpflege
Nach Kriegsende sorgte Pastor Johannes Meyer für eine würdige Gestaltung und Pflege der Gräber. Diese sind Ursprung und Zentrum der KZ-Gedenkstätte in Ladelund. Seit 1985 pachtet die Kirchengemeinde Ladelund einen Teil des Areals. Bis heute unterhält sie dort ein Begegnungs-und Erinnerungszentrum, das etwa von Schulklassen und anderen Gruppen zu Bildungszwecken genutzt wird.