KlimaSail: Gemeinsam an Bord
21. August 2024
Der Wind könnte günstiger stehen. Aber mit viel Segel-Knowhow und etwas Motorkraft geht es auch so voran: Der Traditions-Dreimaster Regina Maris und die etwas kleinere Twister sind derzeit in der Inselwelt der dänischen Südsee unterwegs. Mit an Bord sind 43 junge Menschen aus fünf europäischen Ländern.
Es geht auf diesem „Climate Sail international“ der Jungen Nordkirche nicht nur darum, sich mit dem Zustand der bedrohten Meere und insbesondere der Ostsee auseinanderzusetzen. Sondern auch um den Austausch über Umwelt- und Glaubensfragen mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern Europas.
Blick in die Zukunft mit Sorgen
Ob aus Deutschland, Österreich, Polen, Finnland oder Ukraine – alle Jugendlichen hier machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Viele sind enttäuscht über die Klima-Politik ihrer Heimatländer. „Obwohl die Grünen bei uns mitregieren, ändert sich fast nichts“, beklagt Bernhard aus Österreich. Lilian aus Finnland stimmt dem 17-Jährigen zu. Auch in ihrem Land passiere viel zu wenig.
Selber was für das Klima tun
Bei den KlimaSail-Projekten der Jungen Nordkirche haben seit 2011 mehr als 5000 Jugendliche teilgenommen. Dabei erfahren die jungen Menschen, was sie selbst tun können, auch wenn es nur kleine Schritte sind. „An Bord essen wir vegetarisch oder sogar vegan, also möglichst klimaschonend. Und stellen fest, dass es schmeckt“, erzählt Bernhard.
Voneinander lernen
„Einige von uns studieren oder arbeiten schon in Berufen, in denen es auch um Umweltschutz geht“, sagt Lana. „Sie tauschen sich aus und lernen voneinander.“ „Wir sind alle in einem Boot, müssen mit anpacken und gemeinsam unsere Probleme lösen“, meint Anna aus der Ukraine. „Hier auf den Segelschiffen – und übertragen auf das ganze Leben.“
„Du bist nicht allein mit Deinen Problemen und Sorgen"
Lilian hat im vergangenen Winter das internationale Klimacamp in Lappland mitorganisiert, an dem 16 junge Gruppenleitende aus der Nordkirche teilgenommen haben. Hier an Bord trifft sie viele wieder. „Du bist nicht allein mit Deinen Problemen und Sorgen. Allein das zu erfahren, ist schon eine Art von Empowerment“, sagt sie. Sandra aus Polen, Lana aus Deutschland und Anna aus der Ukraine, haben im vergangenen Jahr die Jugendklimakonferenz in Stralsund besucht. Einige waren im Sommer 2023 auch gemeinsam in Österreich.
Europaweites Engagement
„Seit 2022 haben wir fünf ökumenische Jugendprojekte mit 250 Teilnehmenden durchgeführt. Die Begegnungen wurden erheblich mit Erasmus Mitteln aus der Europäischen Union gefördert“, sagt Christoph Bauch, Koordinator der Klimabildung in der Jungen Nordkirche. „Wir haben dabei immer wieder erfahren, dass es den jungen Menschen wichtig ist, sich europaweit für den Klimaschutz einzusetzen und sich auszutauschen.“ Für die kommenden beiden Jahre sei geplant, die Partnerschaften fortzusetzen und wieder eine Erasmus-Förderung zu beantragen.
Nicht nur an Bord geht es um Klimathemen. Vor dem einwöchigen Ostsee-Törn besuchte die Gruppe den Hamburger Hafen und die Seemannsmission, um sich über den globalen Handel und zur Situation der ausländischen Seeleute zu informieren. In einem „World Café“ trafen sie Studierende aus allen Kontinenten.
Die 18-jährige Polin Sandra schildert, wie nahe es ihr ging, als ein Student aus Usbekistan vom mittlerweile fast ausgetrockneten Aralsee berichtet. In Kiel gab es vor dem Ablegen der beiden Schiffe ein Treffen mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des Geomar Instituts.
Mit neuen Freunden an Bord relaxen
Bei allen ernsten Themen bleibt noch Zeit für Spiele, Spaß, Segelerfahrung und gemeinsames Relaxen an Bord – mit neuen Freundinnen und Freunden. Jeden Abend findet auf den Schiffen eine Andacht statt, für Lana und Lilia oft der Höhepunkt des Tages. „Dass eine Kirche sich so für den Klimaschutz engagiert, finde ich toll“, sagt Sandra. „Das kenne ich von zu Hause so nicht.“ Lilia stimmt ihr zu: „Es ist wichtig, dass große Organisationen wie die Kirchen sich dafür einsetzen, dass wir in Gottes Schöpfung weiterleben können.“