Kunst des Hamburger Kirchentags in Mecklenburg-Vorpommern
16. September 2013
Der Kirchentag in Hamburg Anfang Mai beschert sechs Einrichtungen in der Nordkirche einen "Kunst-Segen". Drei von sechs Skulpturen, die namhafte Bildhauer damals schufen, kommen nach Mecklenburg-Vorpommern.
Rosenow. Bettina von Wahl aus Rosenow (bei Stavenhagen) freut sich über "Hanna". Ende August kam die etwa zwei Meter hohe Skulptur in ihrer Gemeinde an. Ab 23. September wird der der in Rostock geborene Bildhauer Thomas Jastram die Figur vor Ort vollenden. Auf dem Friedhof der neugotischen Dorfkirche soll sie ihren Standort finden und zugleich den Anfang für die künstlerische Gestaltung der Kirche Rosenow setzen.
Dorfkirche in Rosenow wird Kuturkirche
Die 1851 eingeweihte Dorfkirche in Rosenow soll künftig insbesondere kulturell genutzt werden. Das biete sich an, weil die Rosenower Kirche keine fest installierten Bänke hat, sagt Bettina von Wahl. Derzeit wird die Kirche innen saniert.
In der Figur der "Hanna", die laut Bibel ursprünglich kinderlos war und durch Gottes Erwählung zur Mutter des Propheten Samuel wurde, finde die Kirchengemeinde das Leitmotiv der Kirche Rosenow von Glaube, Liebe und Hoffnung wieder, sagt Bettina von Wahl. Die 4.000 Euro, die die Gemeinde für das Kunstwerk an Thomas Jastram zahlen muss, kommen von der Stiftung "Kirchliches Bauen in Mecklenburg" und dem Förderverein.
Ein Tor öffnet sich - Sinnbild auch den Tag der deutschen Einheit
Auch im vorpommerschen Gützkow, 20 Kilometer südlich von Greifswald, hatte die Kirchengemeinde Glück. Die Kommune bezahlte die Hälfte eines 4.000 Euro teuren Kunstwerks von Wolfgang Friedrich (Rostock). Ende August wurde die Skulptur "Steigen und Stürzen" auf dem Kirchplatz der St. Nicolaikirche aufgestellt. Ihre beiden schräg zueinanderstehenden Steinplatten muten wie ein sich öffnendes und schließendes Tor an.
Einweihung am 3. Oktober
Die Einweihung ist für den Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) geplant. Die Skulptur sei "für diesen Tag wie gemacht", meint Pastor Hans-Joachim Jeromin, der sonntags schon zwei Mal vor dem neuen Kunstwerk gepredigt hat. Manche Menschen betrachteten sich als Opfer der Einheit, andere hätten das Gefühl, vorwärts gekommen zu sein. Kirche müsse sich bemühen, "zum Türdrücker zu werden", damit das Aufbrechen der Gesellschaft nicht zum Auseinanderbrechen der Gesellschaft führt. Die beiden Köpfe in der Mitte der Steinplatten wirkten wie solche Türdrücker.
Die Bildhauer Wolfgang Friedrich, Thomas Jastram, Jan Koblasa, Sonja Jakuschewa, Ulrich Lindow, Ricarda Wyrwol und Heinrich Eder hatten im Rahmen des Kirchentagssymposiums "Von Engel, Wächtern und Propheten" sechs Skulpturen aus einem grünlichen, rund 90 Millionen Jahre alten Sandstein, dem Anröchter Glaukonit, geschaffen. Dazu arbeiteten sie zunächst im Anröchter Steinbruch (Nordrhein-Westfalen) und dann während des Kirchentages auf dem Hamburger Domplatz.
Der "Engel-Paradieswächter" für das Kieler Kirchenamt
Bis Ende September sollen alle Werke an ihrem Bestimmungsort aufgestellt sein, sagt Oberkirchenrat Heiko Naß von der Nordkirche. Heinrich Eders Skulptur "Trimorph" ist für den Hof der Schweriner Außenstelle des Landeskirchenamts bestimmt. Zwei Werke kommen nach Hamburg: Ricarda Wyrwols Skulptur ist für den Friedhof der Kirchengemeinde Blankenese und das von Koblasa und Jakuschewa geschaffene Werk für das Dorothee-Sölle-Haus vorgesehen. Das Landeskirchenamt Kiel erhält die Skulptur "Engel-Paradieswächter" von Ulrich Lindow.