Martin Fehrensen zur Social-Media-Präsenz: Was zählt, ist die Interaktion
31. Januar 2022
Wie kann Kirche am Ball bleiben, wenn es um digitale Trends geht? Und welche muss man mitmachen, welche sind möglicherweise schon wieder überholt? Beim Netzwerktreffen digitale Kirche lieferte Martin Fehrensen, Gründer und Autor des Social Media Watchblogs, Antworten.
Eines steht fest: Wer digital mitmischen will, kann sich nicht zurücklehnen. "Das Geschäft ist sehr, sehr schnelllebig", so Fehrensen. "Es geht nur mit kontinuierlichem Lernen."
Der Journalist und Blogger beschäftigt sich seit Jahren mit Social-Media-Trends. Die wichtigsten Neuheiten und Entwicklungen bereitet er in einem Blog für zahlenden Abonnenten auf, darunter viele Medienschaffende. Beim digitalen Netzwerktreffen der Nordkirche gab er als Keynote-Speaker nicht nur Einblicke in seine Arbeit, sondern stellte sich auch den Fragen der rund 120 Teilnehmenden. Ein zentrales Anliegen: Wie können wir als Kirche Schritt halten, um im Netz Menschen nachhaltig zu erreichen?
"Alles steht im Wettbewerb", benennt Fehrensen eine der größten Herausforderungen. Der Kampf um Aufmerksamkeit treibe Innovationen voran, birge jedoch auch die Gefahr, sich zu verzetteln. Apps, soziale Plattformen, Messenger-Dienste: Der Strauß an Möglichkeiten, sich zu präsentieren und mit Nutzern zu interagieren, nehme beständig zu. Institutionen wie der Kirche rät er deshalb, sich zu fokussieren, ohne den Blick für Neues zu verlieren.
Mit der Zielgruppe ins Gespräch kommen
Besser als das bloße Generieren von Reichweite durch eine hohe Anzahl von Followern und Posts sei es, mit der Kernzielgruppe in den Austausch zu gehen. "Man sollte sich von der Erwartung lösen, die Community zu steigern. Das ist ein unendliches Ziel." Vorteilhafter sei es, ins Gespräch zu kommen und selbst in Gruppen und Kommentaren aufzutauchen. "Ich vergleiche das mit einer Party: Da kann man auch nicht alle Leute einladen und dann selber das Haus verlassen und sich darüber wundern, dass die Bude auseinandergenommen wird", verdeutlicht er, warum man Nutzerkommentare im Auge behalten und auf diese reagieren müsse.
Auf einer Party kann man auch nicht alle Leute einladen und dann selber das Haus verlassen.
Martin Fehrensen
Generell erfordere die Öffnung des Gesprächs in sozialen Netzwerken Mut. Denn sie bedeute auch "einen gewissen Kontrollverlust". Trotzdem hält Fehrensen sie für sinnvoll, um als authentisch und sinnstiftend wahrgenommen zu werden.
Mit TikTok eine junge Zielgruppe erreichen
Als besonders spannend empfanden die Teilnehmenden bei der anschließenden Diskussion die Möglichkeiten, die TikTok bietet, um eine junger Zielgruppe unter 30 Jahren zu erreichen. Wie es funktionieren kann, machte Amelie Marie Weber vor. Die Journalistin bereitet auf TikTok Politikthemen wie etwa die Bundestagswahl für diese Zielgruppe leicht verständlich auf.
Gemeinsam mit Klaus Motoki Tonn, Gründer der Agentur Lumen, wurde zum Ende noch ein Blick in die Zukunft geworfen. "Welche Narrative können wir erzählen und wollen wir erzählen? Wir haben es selbst in der Hand", so das Fazit des Rechtsanwalts und Spezialists für Kommunikationsstrategien.