Merkel erhält Forderungen beim alternativen C20-Gipfel
16. Juni 2017
Vertreter von rund 200 internationalen zivilgesellschaftlichen Organisationen werden am 18. und 19. Juni in Hamburg Vorschläge für eine gerechtere Umwelt-, Klima- und Gesundheitspolitik erarbeiten. Die Forderungen des alternativen C20-Gipfels sollen am Montag (19. Juni) an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben werden. Die Kirchen unterstützen die grundsätzlichen Forderungen.
Diese beinhalten, dass Politik nicht allein auf Wachstum ausgerichtet sein dürfe. Die Bundesregierung habe die große Chance, nachhaltige Entwicklungsziele auf die Agenda des G20-Gipfels zu setzen, sagte die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. "Es ist die Aufgabe der Gipfelteilnehmenden, mit ihrer Politik gerechte und friedliche Lebensbedingungen für alle Menschen zu schaffen." Auch müsse der Kampf gegen den Klimawandel verstärkt werden.
Erzbischof Heße: Größere Anstrengungen der Staatengemeinschaft notwendig
Notwendig seien faire Handelsbeziehungen, Bildung und Arbeitsperspektiven in den Herkunftsländern, ergänzte der katholische Erzbischof Stefan Heße. "Die weltweiten Fluchtbewegungen werden noch zunehmen, wenn es nicht gelingt, die Fluchtursachen nachhaltig zu beseitigen." Dafür seien größere Anstrengungen der Staatengemeinschaft notwendig.
Forderungen werden in Workshops abgestimmt
Mehr als 350 deutsche und internationale Vertreter werden am Sonntag in der Hafencity-Universität in Workshops ihre Forderungen abstimmen. Themen sind unter anderem Klimaschutz, Wasserversorgung, soziale Ungleichheit, Geschlechter-Gerechtigkeit, Reform der Finanzmärkte und die Zukunft Afrikas. Am Abend lädt Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zum Empfang ins Rathaus. Am Montag sollen die Forderungen dann öffentlich vorgestellt und mit Merkel diskutiert werden.
Gottesdienst vom Diakonischen Werk Hamburg
Das Diakonische Werk Hamburg veranstaltet am Sonntag um 18 Uhr einen G20-Gottesdienst unter dem Motto "global.gerecht.gestalten." in der Kirche St. Georg (Nähe Hauptbahnhof). Diakonie-Landespastor Dirk Ahrens wird über das Thema "Zuspruch und Anspruch" predigen. Die Bekämpfung von Hunger, Armut und Ungleichheit müsse zentrales Anliegen einer "Weltinnenpolitik" werden, sagte Ahrens. "Niemand darf zurückgelassen werden."
Hintergrund
Der Titel des Forderungskatalogs, der an Bundeskanzlerin Merkel übergeben werden soll, ist "The World We Want" ("Wie wir uns die Welt wünschen").
Seit Bestehen der G20 im Jahre 2009 haben zivilgesellschaftliche Gruppen den G20-Prozess von außen kritisch begleitet. Anders als das Business Forum (B20) und die Think Tanks (T20), die sich schon seit der Gründung der G20 indirekte und direkte politische Einflussmöglichkeiten geschaffen haben, blieb die Zivilgesellschaft lange außen vor. Erst seit dem G20-Gipfel in Russland 2013 konnte sich eine strukturierte Dialogplattform für die Zivilgesellschaft etablieren, die sogenannte Civil 20. Seitdem nahmen jeweils 400-500 Nichtregierungsorganisationen (NROs) aus allen G20-Staaten, aber auch aus anderen Ländern des globalen Südens an den C20-Gipfeln teil.