Mit Hilfe der Seemannsmission: Seeleute aus Kiribati wieder bei ihren Familien
22. April 2021
150 Seeleute aus dem südpazifischen Inselstaat Kiribati durften am Dienstag endlich zu ihren Familien zurückkehren. Unter ihnen sind auch einige der Männer, die bis zu fünf Monate in der Hamburger Jugendherberge Horner Rennbahn gelebt haben.
Nach mehrwöchiger Rückreise über Quatar und Australien, zweiwöchiger Quarantäne in Fidschi und erneuter 16-tägiger Quarantäne in ihrem Heimatstaat Kiribati habe die Regierung endlich grünes Licht gegeben, sagte der Seemannspastor der Nordkirche, Matthias Ristau.
Die Männer waren bis zu 22 Monate nicht mehr zu Hause, weil die Corona-Bestimmungen des Inselstaats es nicht zuließen. "Die ersten 150 sind jetzt zuhause angekommen. Aber es sitzen immer noch 60 Seeleute in Kiribati und weitere 140 auf Fidschi in Quarantäne", weiß Seemannspastor Ristau, der weiterhin in Kontakt zu den Männern steht und versucht zu helfen, wo er kann.
Seemannspastor: Seeleute so schnell wie möglich impfen
"Jetzt ist es wichtig, dass die Seeleute so schnell wie möglich geimpft werden, damit sie wieder reisen und arbeiten können", sagte Ristau. Mit Kontakten zu den örtlichen Medien will er auch die Regierung auf die schwierige Situation der Männer aufmerksam machen.
Die Quarantäne-Bedingungen auf Kiribati seien ihm von den Seemännern als kritisch beschrieben worden: viele Männer auf engem Raum, kaum sanitäre Anlagen und nur eine schleppende medizinische Versorgung. Für die Quarantäne seien die Behörden vor Ort zuständig, berichtet Ristau und kritisiert: "Das war keine Quarantäne, sondern hat die Seeleute eher krank gemacht".
Spendenaktion für Seeleute
Spendenkonto für die Seemänner aus Kiribati, unter anderem für Familie des Verstorbenen, für Härtefälle und für Projekte für die Zukunft der Seemänner:
Deutsche Seemannsmission Hamburg-Harburg e.V.
IBAN DE375206 0410 0006 4079 35
Stichwort Notfallfonds Kiribati
Ein Seemann war am 12. April während der Quarantäne in Kiribati überraschend verstorben. Er hinterlässt Frau und Kinder. Ristau und die Seemannsmissionen haben eine Spendenaktion gestartet, um die Familie und weitere Härtefälle unterstützen zu können. Er steht weiter mit den Männern in Kontakt und setzt sich dafür ein, dass die Seeleute grundlegende Rechte bekommen. "Ich hoffe, dass die Situation nicht dazu führt, dass die Reedereien keine Seeleute aus Kiribati mehr anheuern", so der Seelsorger. Viele Familien des Inselstaats leben von der Seefahrt: Seit 1967 gibt es auf der Insel Betio eine von mehreren deutschen Reedern eingerichtete Seefahrtsschule, die Kiribati für die Arbeit auf Containerschiffen ausbildet.
Dank für seelische Unterstütutzung und Spenden
Vor der Abreise aus Hamburg Mitte März hatte Kapitän Tekemau Kiraua, der einzige Hochsee-Kapitän Kiribatis, einen Brief im Namen aller betroffenen Crews an die beteiligten Helfer verfasst. In dem Schreiben bedankte er sich für die vielseitigen Hilfen bei bürokratischen Problemen, Essens- und Kleiderspenden, die seelische Unterstützung und die Bemühungen, ihnen die Zeit des Wartens mit Ausflügen zu verschönern. "Auch bei schlechtem Wetter habt Ihr uns immer mit fröhlichen Gesichtern besucht und Euch um uns gekümmert", schreibt Kapitän Tekemau Kiraua. "Danke, dass Ihr für uns gekocht und mit uns gegessen habt."
Die evangelischen Seemannsmissionen und die katholische Seemannsmission Stella Maris hatten sich um die Männer gekümmert, die aus Platzgründen in der großen Jugendherberge untergebracht werden mussten. In enger Absprache mit den betroffenen Reedereien hatten sich Seemannspastor Ristau und viele Helfer seit November für eine Rückreise nach Kiribati und Tuvalu eingesetzt. Auch das Auswärtige Amt und Bischöfin Kirsten Fehrs waren involviert.