Nachhaltig und sozial: Obdachlose verkaufen Herrenmode
15. März 2022
In der Hamburger Innenstadt wird es ab Montag, 21. März, einen neuen Pop-Up-Store für Herrenmode geben. Das Besondere: In ihm beraten ehemalige Obdachlose die Kunden. Das Projekt basiert auf einer Zusammenarbeit zwischen dem Herrenausstatter „Ladage & Oelke“ und dem Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“.
Der Bestand des Geschäfts wird dabei aus ehemaligen Kollektionen und Mustern eingerichtet, sagte Sybille Arendt, Pressesprecherin von „Hinz&Kunzt“. Angeleitet werden die Neu-Verkäufer von Mitarbeitern des Herrenausstatters.
Erfahrungsaustausch ist wichtigstes Ziel
Zwei Zweier-Teams aus „Hinz&Kunzt“-Verkäufern werden im Pop-Up-Store die Arbeit im stationären Einzelhandel kennenlernen. Die Einnahmen aus dem Pop-Up-Store gehen an das Straßenmagazin. Der Herrenausstatter verkauft seit 1845 englische Mode in der Hansestadt. Seinen Hauptsitz hat er seit 2020 am Alten Wall in der Innenstadt.
Spezielle Erwartungen an das Projekt hat das Team nicht. „Es gibt keine hohen Erwartungen in dem Sinne, dass sie danach eine Anstellung im textilen Einzelhandel finden“, sagte Gabriele Koch vom Spendenmarketing „Hinz&Kunzt“. Stattdessen sollen die Mitarbeiter neue Erfahrungen sammeln. Im Vordergrund stehe außerdem die Idee, Brücken zu bauen und Begegnungen zwischen verschiedenen Welten zu ermöglichen. „Auch für viele Kunden ist der Pop-Up-Store ja eine neue Erfahrung“, sagte Koch.
Projekt wendet sich gegen Verschwendung
Das Projekt soll künftig jährlich stattfinden. Für den Start im März stellt das Levantehaus die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung. Los geht es erst einmal mit neuwertiger, wenn auch nicht mehr aktueller Ware. Verkauft wird, solange Ware da ist, danach schließt das Geschäft. Ab Herbst werden dann für die nächste Runde des Pop-Up-Stores gut erhaltene Secondhand-Kleidungsstücke des Ausstatters in dessen Filiale gesammelt.
„Wir möchten unsere Kunden zukünftig motivieren, aussortierte Kleidung nicht einfach zu entsorgen“, sagte „Ladage & Oelke“-Geschäftsführer Thomas Wegemann. Angesichts knapper Ressourcen und einer Überproduktion von Textilien könne Lieblingsstücken damit „ein zweiter Frühling“ ermöglicht werden. Kunden, die Kleidungsstücke vorbeibringen, sollen Rabatt auf den nächsten Neukauf bekommen.