Nordkirche präsentiert Kunstprojekt "artengel"
21. Mai 2021
"artengel" heißt ein neues Projekt des Kulturhimmels der Nordkirche: Jeden Monat werden dabei Kunstaktionen gezeigt, die zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern medizinischen oder sozialen Einrichtungen entstanden sind. Zur Premiere gestaltet der Hamburger Künstler Hauke Jessen eine Wand der Cafeteria des Rauhen Hauses zum Thema "Engel".
Im September soll es so weit sein: Dann bekommt die neue Cafeteria der Hamburger Diakonie-Stiftung Rauhes Haus ein Relief zum Thema Engel. Doch bevor Bildhauer Hauke Jessen das Eichenholz bearbeitet, will er mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Jugend- und Behinderten-Einrichtung über Engel sprechen und sich inspirieren lassen.
Spirituell und zum Nachdenken anregend
Seine Arbeit ist Teil des Kulturprojekts "artengel", mit dem die Nordkirche spirituelle Kunst in die diakonischen Einrichtungen bringen möchte. Norddeutsche Künstlerinnen und Künstler werden in den kommenden Monaten gemeinsam mit den Bewohnern Bilder, Skulpturen und Installationen in ihren Einrichtungen schaffen.
Jede Aktion hat ein Motto oder eine Botschaft, die es den Bewohnern ermöglichen soll, sich mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen und Hoffnung zu schöpfen. Themen sind unter anderem "Ernte des Lebens", "Rituale" oder "Lebensfarben".
Gefördert durch Spenden
Bis 2023 werde jeden Monat ein Projekt umgesetzt, sagte Anna-Luise Klafs, Studienleiterin für Kunst & Kirche am Pädagogisch-Theologischen Institut der Nordkirche (PTI). Geplant seien Kunstwerke unter anderem für die Psychosomatische Klinik Greifswald, ein Kinderheim in Bad Segeberg und ein Altenheim in Bad Schwartau. Finanziert wird das Projekt mit Spenden. Am Ende wird das Kunstwerk der Einrichtung als Leihgabe überlassen.
Die drei schweren Eichenbohlen im Atelier von Hauke Jessen sind vermutlich älter als 100 Jahre. Erste Skizzen mit Engeln hängen an den Wänden seines Ateliers. Geplant ist im Juni ein langer Spaziergang mit Bewohnern des Rauhen Hauses, in dem er mit ihnen über Engel spricht. Die Ideen will er dann später in seinem Werk verarbeiten. Er sehe sich als "Seismograph", sagte Jessen. "Ich nehme die Schwingungen auf."
Bischöfin Fehrs: Jeder Mensch braucht einen Engel
Sein Triptychon soll ab September die Cafeteria im Neubau des Rauhen Hauses prägen. Die lange Glasfront soll bewusst Blicke von außerhalb ermöglichen und die Besucher inspirieren, sich eigene Gedanken über Engel zu machen. "Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht", schreibt Bischöfin Kirsten Fehrs in einem Grußwort. "Engel stehen für eine Kraft, die nicht aus uns selbst heraus kommt."
Der gebürtige Nordfriese Hauke Jessen ist seit 1998 freier Holzbildhauer in Hamburg. Die Beschäftigung mit sakralen Skulpturen prägt seine Arbeit. Während seiner dreijährigen Wanderschaft als Handwerker durch Europa habe er keine einzige Kirche ausgelassen, erinnert er sich. Immer neu habe er sich mit den Figuren auseinandergesetzt. "Ich habe mich regelrecht an ihnen gerieben", sagt er.
Kunst ist ein Grundnahrungsmittel
Schirmherr des Projekts "artengel" ist der Maler Michael Triegel. "Kunst ist ein Grundnahrungsmittel, dessen wir – gerade in schwierigen Zeiten – ganz besonders bedürfen", sagt er. Sie dürfe aufregen, anregen, trösten und manchmal auch einfach nur unterhalten und ablenken.
"Kirche und Kunst – das war über Jahrhunderte eine enge, fruchtbare, zuweilen auch problematische Verbindung. Mich berührt der Gedanke sehr, dass sich Kirche und Kunst in ihrem humanen Auftrag, für Menschen - und besonders für die bedürftigsten - da zu sein, erneut verbinden und die "artengel" in die Welt senden", so Triegel.