Vor 80 Jahren: Aufstand im Warschauer Ghetto

NS-Zeit: "Woche des Gedenkens" in Hamburg

Am 20. April 1945 wurden in der Hamburger Schule am Bullenhuser Damm 20 jüdische Kinder ermordet. Im Rosengarten neben der Schule erinnern heute Tafeln an das Schicksal der Kinder.
Am 20. April 1945 wurden in der Hamburger Schule am Bullenhuser Damm 20 jüdische Kinder ermordet. Im Rosengarten neben der Schule erinnern heute Tafeln an das Schicksal der Kinder.© epd-bild/Philipp Reiss

19. April 2023

Mehr als 70 Veranstaltungen finden ab Donnerstag (20. April) im Rahmen der "Woche des Gedenkens" im Bezirk Hamburg-Mitte statt. Neben Begegnungen mit Zeitzeugen, Lesungen, Rundgängen, Diskussionen und Filmvorführungen wird es auch ein Festival geben.

Aus unserem Archiv:

Landesbischöfin über ihren Besuch in Auschwitz: "Vieles, was ich dort gesehen habe, lässt mich nicht mehr los"

Das Festival findet unter dem Titel "Verbindet euch" am 7. Mai (12 bis 17 Uhr) im Innenhof des Museums für Hamburgische Geschichte statt. Auf der Bühne spricht Poetry Slammer Nick Pötter unter anderem mit Stefan Hensel über jüdische Identitäten heute, zudem präsentierten zahlreiche Initiativen und Vereine ihr Engagement gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen und die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Im Foyer des Bezirksamts ist ab dem 20. April die Ausstellung "Zwischen Zwangsfürsorge und KZ - Arme und unangepasste Menschen im nationalsozialistischen Hamburg" zu sehen.

Außerdem gibt es Lesungen mit Michael Batz, Shelly Kupferberg und Hans-Hermann Klare sowie ein umfangreiches Filmprogramm mit einem Doppelfeature von "Im Westen nichts Neues" in der Originalversion von 1930 und der Oscarversion aus 2022.

Sonderausstellung im Mahnmal St. Nikolai

Die Sonderausstellung "KZ-Häftlinge im Einsatz nach der 'Operation Gomorrha'" ist noch bis zum 3. Mai 2023 im Mahnmal St. Nikolai zu sehen.  Vor 80 Jahren bombardierten die britische und die US-amerikanische Luftwaffe unter dem Codenamen "Operation Gomorrha" vom 25. Juli bis 3. August 1943 Hamburg.

Nach den Angriffen wurden auch Häftlinge des Konzentrationslagers Neuen­gamme zu Aufräumarbeiten eingesetzt. Ihre Erfahrungen in der zerstörten Stadt stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Der Eintritt zur Sonderausstellung ist frei.

Das Hamburger Mahnmal St. Nikolai soll saniert werden (c) iStockphoto
Mahnmal St. Nikolai, Teilansicht© David touchtone, iStockphoto

Gedenken an die Kinder vom Bullenhuser Damm

Eine Mittagsandacht zum Gedenken an die Kinder vom Bullenhuser Damm findet am Donnerstag, 20. April, um 12 Uhr in der Hamburger Hauptkiche St. Michaelis statt.

Außerdem wird mit einer Gedenkfeier wird am 20. April um 18 Uhr an die 20 ermordeten Kinder in der ehemaligen Schule am Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort erinnert. Um 18 Uhr werden in der Turnhalle der ehemaligen Schule Bullenhuser Damm Angehörigen der ermordeten Kinder aus Italien, Frankreich, Belgien, Israel, Deutschland und den USA erwartet.

Gespräche mit Hamburger Zeitzeugen

Für junge Menschen ist ein Programm mit Gesprächen mit Hamburger Zeitzeugen geplant, teilte das Bezirksamt mit. Des Weiterern werden Workshops mit dem jüdischen Rapper Ben Salomo und ein Graffiti-Workshop zum Umgang mit Denk- und Mahnmalen angeboten. Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule Hamburg-Mitte beteiligen sich den Angaben nach an der "Woche des Gedenkens", indem sie die rund 130 Stolpersteine putzen, die für Opfer des NS-Terrors in St. Georg verlegt worden sind.

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"Häftlingskarten" in der Hauptausstellung in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.© KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Emily Mohney

Bei der zentralen Veranstaltung am 3. Mai (19 Uhr) vergibt die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte zum zweiten Mal den Preis "Verantwortung - damals und heute", um herausragendes zivilgesellschaftliches Engagement in Gedenken an Esther Bejarano sichtbar zu machen, zu ehren und zu fördern, heißt es in der Ankündigung.

"Woche des Gedenkens"

Die "Woche des Gedenkens" beginnt mit dem historischen Termin der Räumung des KZ Neuengamme und dem Gedenken an die Ermordung von 20 jüdischen Kindern und 28 KZ-Häftlingen am 20. April 1945 im Stadtteil Rothenburgsort. Sie läuft bis zum 8. Mai.

Gedenken in Polen: Vor 80 Jahren begann der Aufstand im Warschauer Ghetto

Heute vor 80 Jahren begann auch der Aufstand im Warschauer Ghetto. Als die Nazis am 19. April 1943 die letzten Bewohner des jüdischen Ghettos in Warschau in die Vernichtungslager deportieren wollten, wehrten sich dessen Bewohner. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird als erster deutscher Staatsgast eine Gedenkrede vor dem berühmten "Denkmal der Helden" in der polnischen Hauptstadt halten. 

Relief "Zug in die Vernichtung" am Warschauer Ghetto-Platz in der Gedenkstätte Yad Vashem ("Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust") in Jerusalem.
Relief "Zug in die Vernichtung" am Warschauer Ghetto-Platz in der Gedenkstätte Yad Vashem ("Gedenkstätte der Märtyrer und Helden des Staates Israel im Holocaust") in Jerusalem. Das "Museum zur Geschichte des Holocaust" dokumentiert in neun unterirdisch angelegten Galerien die Geschichte der Judenverfolgung.© Debbie Hill (epd)

Steinmeier nimmt am 19. April gemeinsam mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog an der Gedenkfeier in Warschau teil. Deutsche Polizei-, Wehrmachts- und SS-Einheiten gingen mit großer Härte gegen die bewaffneten Aufständischen vor und sprengten ganze Häuserzeilen. Mitte Mai hatten sie den Widerstand gebrochen und das Ghetto fast vollständig zerstört. Rund 56.000 Menschen wurden bei den Kämpfen getötet oder wurden deportiert.

Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt am Mahnmal für die Helden des Warschauer Ghettos am 07. Dezember 1970.
Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt am Mahnmal für die Helden des Warschauer Ghettos am 07. Dezember 1970. © epd-bild / Keystone

An den Aufstand im Warschauer Ghetto erinnert heute das "Denkmal der Helden". Das Ghetto-Mahnmal wurde in Deutschland vor allem durch den Kniefall des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD) im Jahr 1970 berühmt.

Gedenktag "Yom Hashoah" in Israel

In Israel wurde gestern, 18. April, innegehalten, um der sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden zu gedenken.  Der nationale Gedenktag "Yom Hashoah" erinnert seit dem Jahr 1951 in Israel an die sechs Millionen Juden, die im Holocaust von Nationalsozialisten und ihren Helfern ermordet wurden. Der Gedenktag wird nach dem jüdischen Kalender festgelegt und hat kein festes Datum. 

 

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