Ökumenischer Gottesdienst - Landesbischöfin dankt DDR-Bürgern für ihren Mut
03. Oktober 2019
Die Ostsee ist das verbindende Meer zwischen Ost und West. In Kiel wird in diesem Jahr die Einheit Deutschlands gefeiert. Im Festgottesdienst wurde an den Mut der DDR-Bürger erinnert.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst hat am Donnerstag in Kiel die zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit begonnen. Die evangelische Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, erinnerte in ihrer Predigt an die Menschen in der DDR, die 1989 mit Mut und Gottvertrauen in eine noch unbekannte Freiheit aufgebrochen seien. Sie hätten sich von der Staatsmacht nicht schrecken und von Hohn und Spott nicht beirren lassen. Der Feiertag biete aber auch Gelegenheit, "die Wünsche nach Erneuerung aufzunehmen, die uns heute bewegen".

Dankbarkeit und Wünsche nach Erneuerung
Nach den Worten des katholischen Erzbischofs Stefan Heße ist derzeit eine Zeit der Heilung, des Reifens und der Erneuerung im Gange. Heße erinnerte daran, dass sowohl die 2012 gegründete Nordkirche als auch das 1995 gegründete Erzbistum Landstriche in Ost- und Westdeutschland umfassen. Der Tag der Deutschen Einheit liege nahe am Erntedankfest. Er sei dankbar dafür, was sich vor 30 Jahren in Deutschland ereignet habe und was Jahr für Jahr wächst.

An dem Festgottesdienst unter dem Leitwort "Gottes Kraft erneuert" nahmen die Spitzen der deutschen Verfassungsorgane teil: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesratspräsident Daniel Günther (CDU), Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) und Bundesverfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehrere Ministerpräsidenten. Sie hatten sich zuvor in das Goldene Buch der Stadt Kiel eingetragen. Rund eine Million Menschen werden zum Bürgerfest in Kiel erwartet.
"Gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland"
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich zum Tag der Deutschen Einheit zuversichtlich geäußert, dass in den nächsten zehn Jahren die Strukturunterschiede zwischen Ost und West beseitigt werden. "Wir gehen von einem Jahrzehnt aus, bis wir gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Deutschland haben. Das gilt nicht nur für die neuen Bundesländer, sondern auch für strukturschwache Regionen in anderen Teilen Deutschlands", sagte er der "Bild am Sonntag" (Feiertagsausgabe 3. Oktober)
Seehofer: "Vor dem Mut der Ostdeutschen verneige ich mich!"
Seehofer würdigte den Beitrag der Ostdeutschen zum Mauerfall 1989: "Vor dem Mut der Ostdeutschen verneige ich mich! Wir verdanken den Mauerfall diesen Menschen, die bei der friedlichen Revolution eine riesige Courage bewiesen haben." Durch die Überwindung der deutschen Teilung könnten heute alle Deutschen in Freiheit in einem geeinten Europa leben.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, man habe 1990 sicher nicht alles richtig gemacht. In der damaligen Situation aber habe es keine Alternative gegeben. Die meisten Ostdeutschen hätten den schnellen Beitritt gewollt. Den Einigungsvertrag, den Schäuble vor fast 30 Jahren mitverfasst hat, bezeichnete er als "die beste Form, in der wir die Einigung vollziehen konnten".
Dem ARD-Hauptstadtstudio sagte Schäuble, er könne verstehen, dass sich Ostdeutsche manchmal benachteiligt fühlten. In Ost- und Westdeutschland ähnliche wirtschaftliche Voraussetzungen zu schaffen, das "braucht länger, als wir damals geglaubt haben". Aber es tue sich etwas. Wenn jetzt durch die Diskussion das Bewusstsein für Missstände, Fehler und Versäumnisse da sei, dann berge das auch die Chance, dass etwas passiere.