Reeder und Gewerkschaft helfen Seeleuten
15. Mai 2020
Zur Unterstützung von Seeleuten, die weltweit auf ihren Schiffen festsitzen, haben sich der Verband Deutscher Reeder (VDR) und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zu einer Spendenaktion zusammengetan.
Sie überreichten 25 Wlan-Boxen und 400 Telefonguthaben-Karten zur Verteilung im Hamburger Hafen an den Seemannsclub Duckdalben. Das Team des Clubs betreut Seeleute derzeit an Bord der Schiffe, da diese wegen der Corona-Krise keinen Landgang haben.
150.000 Seeleute sitzen fest
Die Lage sei wirklich dramatisch, sagte Maya Schwiegershausen-Güth von der "ITF Billigflaggenkampagne". Insgesamt sitzen 150.000 Seeleute weltweit an Bord von Schiffen fest und arbeiten immer weiter - "ohne Perspektive, wann sie wieder an Land gehen und nach Hause fahren dürfen". Teilweise seien die Menschen bis zu zwölf Monate an Bord, da sie ihre Verträge bereits mehrfach zwangsweise verlängern mussten. Sie forderte, dass Seeleute von den weltweiten Reisebeschränkungen ausgenommen werden.
Sorgen an Bord werden mit Seelsorge aufgefangen
Wenn das Schiff zwischendurch anlege, dürfte die Crew nichtmal in die Lagerhalle nebenan am Kai, um einfach mal ein paar Runden zu laufen. Das sei absurd, so die Gewerkschafterin. Seeleute seien zwar erprobt darin, in kleiner Gruppe auf engem Raum zu leben. "Aber sie haben derzeit die gleichen Ängste wie wir an Land." Viele sorgten sich um ihre Familien, daher sei die Möglichkeit zu telefonieren sehr wichtig. Nicht immer gebe es in den Häfen Wlan, und auf See sei es immens teuer zu telefonieren. Die Deutsche Seemannsmission (DSM) versucht, die Sorgen mit Seelsorge an Bord aufzufangen.
"Corona offenbart die Schattenseiten der Seefahrt"
Seeleute hätten das gleiche Recht auf medizinische Versorgung und auf Kommunikation wie Mitarbeiter anderer Berufe, so Schwiegershausen-Güth. Viele Flaggenstaaten würden sich zu wenig für ihre Seeleute einsetzen. Deutschland nehme da eine "Leuchtturmrolle" im positiven Sinne ein, allerdings dürften die Crews auch hier nicht einfach an Land. "Corona offenbart die Schattenseiten der Seefahrt."
"Wohlfahrtseinrichtungen wie den Seemannsclubs sind sehr wichtig"
Von den Seeleuten gehe keine Gefahr aus, "trotzdem werden sie so behandelt", sagte DSM-Präsidentin Clara Schaich, im Hauptamt Ärztin. Auch der Zugang zu Wohlfahrtseinrichtungen wie den Seemannsclubs sei sehr wichtig. In Hamburg sei das Hygienekonzept für eine mögliche Wiedereröffnung fast fertig.
Logistikketten würden ohne Seeleute zusammenbrechen
Seeleute seien für die Gesellschaft extrem bedeutend, sagte VDR-Präsident Alfred Hartmann. "Ohne sie wären die Regale in unseren Geschäften bald leer." Außerdem sorgten sie dafür, dass Schutzkleidung in großen Mengen zu uns komme. "Die weltweiten Logistikketten fallen zusammen, wenn die Seeleute nicht mehr arbeiten."
Weitere 150.000 Menschen an Land warten
Neben den 150.000 Menschen an Bord der Schiffe warteten weltweit weitere 150.000 an Land, um die Crews abzulösen. Auch sie verdienen derzeit nichts und sind in einer dramatischen Situation, so Hartmann. VDR und ver.di versuchten gerade "eine Vielzahl von Problemen" zu lösen. Es freue ihn, dass zumindest das Problem der Kommunikation im Hamburger Hafen gelöst werden konnte.