Schulprojekt gegen sexuelle Gewalt startet
26. April 2017
Rund eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland haben schon einmal sexuelle Gewalt erlitten oder erleiden sie aktuell. Das geht aus einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor. Mit der Initiative "Schule gegen sexuelle Gewalt" will die Stadt Hamburg nun Unsicherheiten bei Schulleitungen, Lehrkräften und Sozialpädagogen im Umgang mit dem Thema abbauen.
"Wir müssen rein statistisch davon ausgehen, dass in jeder Klasse ein bis zwei Mädchen und Jungen von sexueller Gewalt betroffen sind", sagte Johannes-Wilhelm Rörig, Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung, am Mittwoch bei der Vorstellung des Konzepts. Schulen seien im Kampf gegen sexuellen Missbrauch von zentraler Bedeutung, weil hier alle Kinder und Jugendlichen erreicht würden. Es gebe allerdings kein Standardrezept. Jede Schule müsse ihren Weg mit eigenem Tempo und eigenen Schwerpunkten gehen.
Schulsenator Rabe: Kultur des Hinsehens und Hinhörens etablieren
Schulsenator Ties Rabe (SPD) begrüßte die Initiative als wichtige Ergänzung zu den bestehenden Kinderschutzangeboten in Hamburg. Bei Verdacht eines sexuellen Übergriffs sei ein "sensibles, aber auch klares und engagiertes Handeln" gefragt. Rabe: "Eine Kultur des Hinsehens und des Hinhörens muss Teil des Lebens und Lernens in der Schule sein."
Hamburger Grundschulen können bereits seit 2015 an der bundesweiten Initiative "Trau Dich" gegen sexuellen Missbrauch teilnehmen. Rund 4.000 Kinder der Klassen 3 und 4 wurden bereits in Theaterstücken über ihre Rechte informiert und zum Thema sexuelle Gewalt aufgeklärt. Ein "Kinderschutzordner für Hamburger Schulen" soll Anfang Mai in alle Schulen gehen.
Ähnliche Initiativen gibt es bereits in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Ziel ist es, alle 30.000 Schulen in Deutschland bei der Entwicklung von Konzepten zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor sexueller Gewalt zu unterstützen.