"Seine Stimme wird fehlen"
27. Dezember 2021
Der frühere südafrikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu hat sich sein Leben lang für Gleichheit, Gerechtigkeit und Versöhnung eingesetzt. Nun ist er im Alter von 90 Jahren gestorben.
Neben Nelson Mandela (1918-2013), dem ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas, war Tutu der wohl berühmteste Kämpfer gegen die Apartheid. Er lief bei Protestmärschen vorne mit, machte im Ausland auf die Menschenrechtsverletzungen in seinem Heimatland aufmerksam und wurde dafür von der Apartheid-Regierung drangsaliert.
Aufarbeitung der Apartheitsverbrechen
Für seinen unermüdlichen Einsatz erhielt er 1984 den Friedensnobelpreis. 1990, als Mandela nach 27 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde, nahm Tutu ihn die erste Nacht in Freiheit in seinem Haus auf. Nach dem Ende der Apartheid 1995 ernannte ihn Präsident Mandela zum Vorsitzenden der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die Verbrechen der Apartheid aufarbeitete. Rund 21.000 Menschen wurden bis 1998 angehört.
Über seine politische Haltung pflegt Tutu zu sagen, sein Glaube verlange es zu handeln. „Wenn ein Hungernder zu Jesus kommt, sagt dieser nicht: 'Lass uns beten und auf Wiedersehen'“, erklärte er einmal. „Wenn ein Hungernder zu Jesus kommt, gibt er ihm zu essen.“
Annette Kurschus: "Wir haben ihm viel zu verdanken"
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, sagte zu seinem Tod: "Desmond Tutu hat die Stimme für diejenigen erhoben, die nicht gehört wurden." Er sei das Sprachrohr für die Menschen in Südafrika gewesen, die jahrzehntelang unter der Apartheid gelitten hätten. Aus seinem christlichen Glauben heraus habe sich Tutu für das Ende des Apartheidregimes eingesetzt, so die Ratsvorsitzende weiter.
Die Welt hat einen Menschen verloren, der das Evangelium in bemerkenswerter Weise gelebt hat. Wir haben ihm viel zu verdanken. Seine Stimme wird fehlen. Annette Kurschus
Die Auslandsbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber, erinnert in einem Kondolenzschreiben an das Leben und Wirken von Tutu. Sie drückt seiner Frau Nomalizo Leah, seiner Familie und stellvertretend für die anglikanische Kirche, Erzbischof Thabo Makgoba ihr Mitgefühl aus: „Sie verlieren in ihm einen wunderbaren Menschen und müssen ohne ihn weiterleben. Dafür wünsche ich Ihnen von Herzen Kraft und die Zuversicht, die auch ihn getragen hat, dass wir am Ende dieses Lebens gehalten und getragen sind von der Liebe Gottes.“
Bosse-Huber sprach im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland ihren Dank für „seinen unermüdlichen Einsatz, uns für den Kampf gegen die Apartheid in seiner Heimat sensibilisiert zu haben und in vielen anderen Gerechtigkeitsfragen bis heute herauszufordern“ aus.
Das Wirken und das Erbe Desmond Tutus wird uns weit über seinen Tod hinaus Mahnung und Anspruch sein. Petra Bosse-Huber