Synode übernimmt Verantwortung für Klimaschutz
07. November 2022
Neue Gas- und Ölheizungen sollen künftig nicht mehr eingebaut werden. Außerdem soll es künftig in jedem Kirchengemeinderat einen Klimaschutzbeauftragten geben. Die Synode des Kirchenkreises Hamburg-West hat sich damit deutlich zum Klimaschutz bekannt.
Synodenpräses Dr. Thomas Flower sagte: „Dieses war für mich die wichtigste Synode seit ich Präses bin. Ich bin sehr froh, dass wir alle Beschlüsse mit großer Mehrheit gefasst haben.“
In einem grundsätzlichen Beschluss machte sich die Synode das Ziel der Nordkirche zu eigen, bis zum Jahr 2035 treibhausgasneutral zu sein und dafür Maßnahmen zu entwickeln, die dieses Ziel schrittweise umsetzen.
Das drastische Einsparen von Energie gehört zu diesen Maßnahmen, die der Kirchenkreis unter dem Motto „Klimaschutz – Aufbruch 2022“ zusammengefasst hat.
Einsparungen übers Heizen
Zwei Beschlüsse betreffen den Einbau von Heizungen und die Temperaturregelungen in Kirchen. Um die Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2035 zu erreichen, „ist der Einbau von Heizungsanlagen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, nicht mehr zulässig.
Die Einbauten solcher Anlagen können vom Kirchenkreis nicht mehr genehmigt werden.“ In besonderen Fällen sind Ausnahmen möglich.
Und: Die Kirchenkreissynode empfiehlt ihren 55 Kirchengemeinden, „dass freistehende, überwiegend gottesdienstlich genutzte Kirchen und Kapellen, deren Heizungen mit fossilen Brennstoffen beheizt werden, nur noch auf 5 bis 8 Grad beheizt werden“.
Alle Energie-Einsparpotentiale seien, so der Synodenbeschluss, „maximal auszuschöpfen“. Zu prüfen seien zum Beispiel auch Winterkirche und körpernahe Heizsysteme.
Die Energiespar-Kampagne auf Instagram
Chance in neuen Kirchengemeinderäten
Die Bedeutung des Themas wurde durch einen vierten Beschluss unterstrichen: Die Kirchenkreissynode „fordert alle Kirchengemeinden auf, mit der Konstituierung der neuen Kirchengemeinderäte ein Mitglied aus ihrer Mitte als Klimaschutzbeauftragte/n zu benennen sowie eine Stellvertretung“.
Diesen Beschluss hatte Ute Starck aus Rissen, Mitglied eines von der Synode eingesetzten Klimabeirats, eingebracht: „Wir müssen ins Handeln kommen! Als Klimabeirat brauchen wir Ansprechpersonen in den Kirchengemeinden.“
Und sie sagte: „Zukünftig sollten wir uns rechtfertigen, wenn wir die Kirche hochheizen.
Zukünftig soll nachhaltig das neue Normal sein.
Das wünschen wir uns!“
Inspirierender Vortrag von Harald Lesch
Ins Thema führte der Astrophysiker, Naturphilosoph und Wissenschaftsjournalist Prof. Dr. Harald Lesch ein. Er war per Video zugeschaltet. Dass nicht mangelndes Wissen, sondern fehlendes Handeln das Problem sei, zeigte er mit einem Zitat von Alexander von Humboldt aus dem Jahr 1843: Dieser habe gesagt, der Mensch verändert das Klima „durch das Fällen der Wälder (…) und durch die Entwicklung großer Dampf- und Gasmassen an den Mittelpunkten der Industrie.“
Auf Karten zeigte Lesch, was globale Erwärmung heute bedeutet: Brände, Abholzungen, Überschwemmungen, Dürren und Eisschmelzen. „Die globale Erwärmung ist komplett menschengemacht“, sagte er.
Wir müssen die fossile Industriegesellschaft in eine nachhaltige Industriegesellschaft verwandeln.
Er richtete einen dringenden Appell an die Kirchenparlamentarier: „Die Kirche kann ein Agenda-Setter werden. Sie kann dabei sein, diese notwendige Transformation zu befördern.“ Und: „Bringen Sie die evangelische Kirche dazu, Entscheidungen zu treffen, die sichtbar sind.“
"Klimakrise ist jetzt"
Eine weitere externe Rednerin war Rabia-Maria Brandt, Bildungsreferentin für Brot für die Welt. Auch sie forderte die Synode auf zu handeln, denn: „Klimakrise ist kein Thema der Zukunft. Klimakrise ist kein Problem künftiger Generationen. Klimakrise ist jetzt.“ Die 35-Jährige sagte: „Ich wünsche mir eine radikale Kritik, die die Probleme bei den Wurzeln packt.“