Hilfe in Corona-Zeiten

Telefonseelsorge verzeichnet hohen Zulauf

In der Pandemie sind die Helfer der Telefon- und Chatseelsorge noch mehr gefordert als sonst. Das führt zu Engpässen: Derzeit kann nur ein Bruchteil der eingehenden Anrufe angenommen werden.
In der Pandemie sind die Helfer der Telefon- und Chatseelsorge noch mehr gefordert als sonst. Das führt zu Engpässen: Derzeit kann nur ein Bruchteil der eingehenden Anrufe angenommen werden. © Priscilla Du Preez, Unsplash

17. Februar 2021

Die Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern war 2020 stärker gefragt als zuvor. Die drei Mecklenburger Stellen in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg erreichten über 36.000 Anrufe, Chats und E-Mails.

Das sind für diese drei Standorte rund zehn Prozent mehr Hilfesuche als 2019, teilte die gemeinsame Geschäftsführung mit. In Greifswald liegt die Kontaktsteigerung bei etwa fünf Prozent mehr. Hauptthemen der Anrufenden in Greifswald waren Einsamkeit und Corona, bei den Chat-Kontakten ging es vor allem um das Thema Suizid.

Existenzangst ist groß

Aktuell werde die Arbeit der Mecklenburger Telefonseelsorge stark durch die Corona-Pandemie bestimmt, so die Geschäftsführung. Es gebe mehr Anrufe zu Einsamkeit, Verzweiflung oder Existenzängsten. Gleichzeitig sei aber auch die Telefonseelsorge selbst von der Pandemie betroffen.

Schutzmaßnahmen und Hygienepläne müssten auch von den haupt- und ehrenamtlich Tätigen eingehalten werden. "Dienste wurden soweit als möglich verstärkt und zusätzlich abgesichert." Für Supervision, Aus- und Fortbildung mussten größere Räumlichkeiten angemietet werden, um die Hygiene-Vorgaben einzuhalten. 

Sehr viel mehr Anrufversuche als erfolgte Gespräche

Weil es derzeit doppelt so viele Anrufe wie sonst gebe, sei die spontane Erreichbarkeit stark eingeschränkt, so die Mecklenburger Geschäftsführung. Aus den Verbindungsstatistiken der Telekom gehe hervor, dass jedem geführten Gespräch nicht mehr sechs, sondern aktuell zwölf erfolglose Anrufversuche gegenüberstehen. "Dies ist im Zusammenhang der aktuellen Corona-Pandemie, der sozial einschränkenden Maßnahmen und wirtschaftlichen Folgen (wie etwa Kurzarbeit) zu verstehen", hieß es. 

Onlineangebote wie die Chatseelsorge seien deshalb kurzfristig weiter ausgebaut worden. Die noch junge Chatseelsorge habe sich in der Pandemie als immer stärker nachgefragtes Hilfeangebot der Telefonseelsorge Mecklenburg herausgestellt. Gerade in der Corona-Zeit habe sich gezeigt, dass es sich bei der Telefonseelsorge um ein zeitgemäßes und geeignetes Seelsorgeangebot handele.

Spenden willkommen

Die Räumlichkeiten der Stellen in Schwerin und Rostock "stoßen jetzt an ihre Grenzen", hieß es weiter. Ein räumlicher Ausbau sei wegen des erweiterten Angebots und wegen der Barrierefreiheit dringend erforderlich.

Die Haushaltslage der Mecklenburger Telefonseelsorge sei aber angespannt und die Finanzierung der kommenden Jahre mit Unsicherheiten versehen. Deshalb sei das Angebot auf Unterstützung und Spenden angewiesen. Auch die Greifswalder Stelle steht nach eigenen Angaben vor der Herausforderung, die fortlaufende Finanzierung sicherzustellen.


Ökumenisches Projekt: Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge in MV ein gemeinsames Kriseninterventionsangebot der katholischen Kirche, der evangelischen Kirchenkreise Mecklenburg und Pommern, der Caritas sowie des Diakonischen Werks MV. Unter den kostenfreien Nummern 0800/1110111 und 0800/1110222 kann jeder anonym und vertraulich mit den Helfern sprechen.

Etwa 290 Ehrenamtliche sorgen an den vier Standorten in Schwerin, Rostock, Neubrandenburg und Greifswald dafür, dass die Telefonleitungen rund um die Uhr besetzt sind. Das Angebot wird auch mit Zuschüssen von Kommunen und dem Land MV gefördert. 

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