Telefonseelsorge verzeichnet sehr starke Nachfrage
21. März 2024
Die ökumenische Telefonseelsorge in Mecklenburg-Vorpommern ist weiterhin sehr gefragt. 2023 verzeichnete sie deutlich mehr Anrufe als im Jahr zuvor. Und das bei einer gleichzeitig leicht gesunkenen Personalstärke.
Bei den drei Mecklenburger TS-Stellen in Schwerin, Rostock und Neubrandenburg wurden laut dem TS-Mecklenburg-Jahresbericht insgesamt 33.836 Hilfesuchende (Anruf, Chat- und Mail-Seelsorge) registriert und damit fast 2.200 Kontakte mehr als im Jahr 2022.
Starke Nachfrage, knappe Finanzierung
Bei der vorpommerschen TS-Stelle in Greifswald erhöhte sich die Zahl der Telefon- und Chatkontakte um rund 300 auf knapp 4.700. Gleichzeitig sank die Zahl der ehrenamtlichen TS-Mitarbeitenden in Mecklenburg-Vorpommern gegenüber dem Vorjahr um 25 auf insgesamt 256 Frauen und Männer.
Das Jahr 2023 sei „weiterhin von der Krisenkette, den gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen“ (Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise, Soziale- und Demokratie-Frage) geprägt gewesen, berichtet die Telefonseelsorge Mecklenburg. Es bleibe eine große Herausforderung, die Finanzierung des TS-Angebots sicherzustellen.
Viele Anrufer kommen nicht durch
Eine weitere Herausforderung sei es, neue Menschen zu finden und zu qualifizieren, die für den ehrenamtlichen Seelsorgedienst motiviert und geeignet sind. Die Dienststelle Rostock suche zudem dringend neue barriereärmere Diensträume.
Die Verbindungsstatistiken der Deutschen Telekom zeigten, dass Anrufende die Telefonseelsorge häufig nicht erreichen können, „weil die Leitungskapazität in der regionalen Organisationseinheit voll ausgelastet und damit erschöpft ist“, heißt es in dem Bericht.
Rund um die Uhr erreichbar
Die hohe Anzahl von Kontaktsuchenden, die Suizidgedanken oder gar eine Suizidabsicht äußerten, zeige die Bedeutung der Telefonseelsorge und dass die zuverlässige Erreichbarkeit zentral sei. Gerade in den Nachtstunden gebe es kein vergleichbares Angebot für Menschen in einer akuten suizidalen Krisensituation, die sofortiger Hilfe bedarf.
Hier könne die Telefonseelsorge „ein Rettungsanker sein, der ein Überleben in einer zugespitzten Krisensituation ermöglicht.
Stress, Trauer, Einsamkeit sind Hauptthemen
Im Jahr 2023 häufiger vorkommende Kontaktthemen betreffen laut Telefonseelsorge-Mecklenburg die Felder: körperliche Einschränkungen, psychische Belastung (wie Depression, Trauer, Stress und Erschöpfung), erlebte Einsamkeit und familiäre Beziehungsthemen. Aber auch Themen wie Ärger und Aggression, Verwirrtheit, Kontakt mit öffentlichen Einrichtungen, Situationen der Betreuung, Pflege und Behandlung sowie Migration und Integration seien häufig vorgekommen.
Vielfach sei das Thema „sexualisierte Gewalt“ von Gesprächssuchenden berührt worden. Auch existenzielle Sinn- und Glaubensfragen zu Kirche und Religion sowie Gesellschaft und Kultur seien öfter angesprochen worden.
Kontaktangebot für alle
„Die gesellschaftliche Vereinzelung und damit auch die Vereinsamung wachsen“, heißt es in dem Bericht. Die Telefonseelsorge biete hier ein niedrigschwelliges Angebot der ersten akuten Unterstützung, aber auch ein wiederholt nutzbares Kontaktangebot.