Uni-Klinik: Kirchliche Unterstützung für Missbrauchsopfer hilfreich
29. September 2017
Nach einer Untersuchung der Hamburger Uni-Klinik Eppendorf hat die Nordkirche frühere Missbrauchsopfer gut unterstützt. Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs informierte die Landessynode am Freitag über die fünfjährige Arbeit der vierköpfigen Kommission, welche die Qualität der Unterstützungen überprüft hat.
Das sogenannte „Verfahren für Unterstützungsleistungen für Betroffene von sexuellem Missbrauch in Anerkennung ihres Leides und in Verantwortung für die Verfehlungen der Institution“ war erstmals im September 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die Nordkirche hatte das Prinzip individueller Unterstützungsleistungen gemeinsam mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt im Bereich der Nordkirche entwickelt. Die Unterstützungsleistungskommission bietet an, erlittenes Leid durch individuelle, traumasensible Unterstützung sowie durch materiellen und immateriellen Hilfen aufzufangen. Die spätere Evaluation des Verfahrens wurde bereits durch die Erste Kirchenleitung der Nordkirche 2012 mit dem Beschluss zur Gründung der Unterstützungsleistungskommission gefasst.
Fehrs: Es könne keinen Ausgleich für das erlittene Leid geben
Mit 32 Opfern wurde insgesamt eine individuelle Unterstützung vereinbart. Zehn Opfer sind derzeit neu in der Beratung. Es handele sich nicht um eine "Entschädigung", sagte Fehrs, weil es einen Ausgleich für das erlittene Leid nicht geben könne. Sie sei immer wieder erschüttert, dass Kinder und Jugendliche im Raum der Kirche missbraucht worden seien. Dabei stehe die Kirche ja eigentlich für den Schutz der Schwächsten. Fehrs: "Es gab ein Umfeld, das sie nicht geschützt hat."
Individuelles Verfahren
Das Verfahren stelle sicher, dass sehr individuell auf die einzelnen Menschen eingegangen werde, die sexuellen Missbrauch in der Kirche erlebt haben, sagte der Psychiater Prof. Ingo Schäfer, Oberarzt an der Uni-Klinik für Traumaforschung, am Freitag am Rande der Landessynode in Lübeck-Travemünde.
Empfohlen wird von der Uni-Klinik, die Arbeit der Kommission bekannter zu machen und eine Schlichtungsstelle einzurichten. Nach den Worten Schäfers ist der Weg der Nordkirche sehr viel persönlicher als etwa das Verfahren des Opferentschädigungsgesetzes. Es sei hilfreich, dass die Betroffenen ihren Missbrauch nicht nachweisen müssen, weil ihnen vertraut werde. Daher stehe es ihnen frei, ob sie ihre Leidensgeschichte erneut erzählen möchten.
Auswertung des Berichts folgt
Um die Arbeit der kirchlichen Kommission zu überprüfen, hatte die Psychologin Johanna Grundmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni-Klinik, Interviews mit 17 Missbrauchsopfern geführt. Dabei wurden auch diejenigen berücksichtigt, bei denen es keine Einigung gab. Die Nordkirche wird den Bericht nun auswerten und konkrete Maßnahmen daraus ableiten.