Unsere Botschaft: "Du wirst so angenommen wie du bist!"
07. Juli 2023
„Liebe tut der Seele gut“: Unter diesem Motto beteiligt sich die Nordkirche erstmals am Hamburger Pride für Vielfalt: Mit einem eigenen Truck wird sie beim Christopher Street Day am 5. August unterwegs sein, um für Respekt und Toleranz zu werben. Im Interview sagt Landesjugendpastorin Annika Woydack, warum es wichtig ist, dass die Nordkirche dabei ist.
Mehr dazu: www.liebe-tut-der-seele-gut-nordkirche.de
In diesem Sommer werden gleich mehrere Christopher Streets Days im Norden gefeiert. Neu dabei war der Kellinghusener CSD unter Schirmherrschaft von Propst Paar am 1. Juli. Der größte kommt jedoch noch: In Hamburg werden tausende am 5. August auf die Straße gehen, um gegen Homo- und Transfeindlichkeit zu demonstrieren. Die Nordkirche nimmt an der Parade mit einem eigenen Wagen teil.
Es ist das erste Mal, dass bei der Hamburger Parade des CSD auch ein Wagen mit dem Logo der Nordkirche mitfahren wird. Wie ist diese Idee entstanden?
Wir haben in unserer Landessynode mehrere Mitglieder, die das Thema Gleichberechtigung von queeren Menschen vorantreiben wollen. Das sind etwa der Hamburger Landespastor Dirk Ahrens oder auch junge Menschen wie Anton Morgenstern und Lukas Brinkmann. Alle drei waren im vergangenen Jahr beim Berliner CSD dabei, bei dem auch Kolleg:innen aus der evangelischen Kirche Berlin mitgemacht haben.
Und die drei haben im Anschluss daran gesagt: „So etwas brauchen wir auch! Es ist wichtig, dass wir uns als Nordkirche beim Hamburger Pendant beteiligen und bei diesem Thema Flagge zeigen. Und so kam es, dass wir auch das Motto des evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte übernommen haben: Liebe tut der Seele gut.
Von der Idee bis zur Umsetzung kann es ein weiter Weg sein. Wie lief denn die Premiere bis jetzt?
Das Tolle ist: Es war sofort die Zustimmung der Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt da. Und auch die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs hat gleich gesagt, dass sie dieses Vorhaben unterstützt. Damit war schon mal der Anfang gemacht.
Aber natürlich haben wir alle viel dazu lernen müssen, was die Organisation eines solchen Events angeht. Das fängt schon damit an, dass wir mit der Anmeldung des Wagens eine Selbstauskunft ausfüllen mussten. Der CSD ist eine Demo. Das heißt, der Veranstalter Pride Hamburg e.V. will schon sehr genau wissen, wer da kommt und welche Rolle die LGBTIQ+-Rechte für die jeweilige Institution spielen. Das hatte auch etwas Selbstreflektierendes.
Das heißt, man muss schon bei der Anmeldung Farbe bekennen?
Ja, genau. Und das ist gar nicht schlecht. Wir haben als Kirche einen langen Weg hinter uns – wir stehen heute zwar dafür ein, dass wir alle Menschen willkommen heißen. Aber wir müssen auch anerkennen: Das war nicht immer so. Vielleicht gibt es auch Menschen, die sich hier immer noch nicht aufgehoben fühlen – und das wollen wir ändern.
Was ist denn die wichtigste Botschaft, die die Nordkirche mit dem CSD rüberbringen möchten?
Unsere Kernbotschaft ist zugleich unser Leitspruch: „Geliebt, ganz bestimmt, lebe selbst bestimmt“. Das heißt: Du wirst so angenommen wie du bist. Von Gott, aber auch von anderen Menschen in deiner Kirche. Und dafür musst du dich nicht verstellen – du bestimmst, wie du leben willst.
Das Projekt CSD ist eines, das von der ganzen Nordkirche getragen wird. Die Orga-Fäden laufen jedoch hauptsächlich bei der Jungen Nordkirche zusammen. Aus Ihrer Erfahrung: Sind junge Menschen näher am Thema LGBTIQ+ dran als Ältere?
Das denkt man vielleicht auf den ersten Blick. Bei der Organisation der Veranstaltung hat sich aber herausgestellt, dass Gleichberechtigung für alle ein wichtiges Thema ist, das auch Ältere anspricht. Egal ob queer oder hetero, Vielfalt und Diversität sind für ganz viele eine Herzensangelegenheit.
Für alle, die beim CSD dabei sein möchten: Haben sie noch Chancen auf einen Platz im Truck?
Es gibt 140 Plätze. Und die meisten sind tatsächlich schon vergeben. Uns war wichtig, dass Leute mitfahren, die einen direkten Bezug zur LGBTIQ+-Community haben und die Parade feiern. Das ist ein Partytruck, keine Podiumsdiskussion. Das muss man wissen und mögen.
Die Vergabe läuft hier nicht nach Hierarchie. Stattdessen haben wir bewusst Leute in den Kirchenkreisen und Institutionen angesprochen, die gut in die Community vernetzt sind. Die haben dann wiederum die Plätze an Menschen vergeben, die richtig Lust haben, bei der Parade gute Stimmung zu verbreiten.
Auch Imam Marco Linguri vom Liberal-Islamischen Bund wird mitfahren. Der Kirchenkreis Altholstein hatte vor kurzem sein Bild in der Bilderausstellung „This is me – queer und religiös?“ gezeigt. Er ist also jemand, der mit der Community recht vertraut ist.
Aber natürlich sind alle Menschen eingeladen, beim CSD dabei zu sein und ein Zeichen für Vielfalt und gegenseitigen Respekt zu setzen. Die Nordkirche ist dort ja auch nicht nur mit dem Truck unterwegs: Die Pastor:innen von St. Moment und KonsulT (Konvent schwuler und lesbischer Theologinnen und Theologen) sind ebenso vor Ort und bieten Segnungen an. Auch die Teams von „Positiv lieben und leben“ und Kirche im Dialog werden da sein. Wir werden also auf unterschiedlichen Wegen in Erscheinung treten.
Wie kann man denn die Mitarbeitenden und Unterstützer:innen der Nordkirche erkennen?
Der Truck wird das Logo der Nordkirche tragen – allerdings in Regenbogenfarben – und ansonsten in Gold-Glitzer funkeln. Die Pastor:innen von KonsulT tragen ihren Talar mit einer Regenbogen-Stola und einem Regenbogen-Kollar. Und alle, die zum Orga-Team gehören, ziehen wahrscheinlich das gleiche T-Shirt an. Aber ansonsten verzichten wir auf eine „Uniform“. Denn es geht ja gerade um Vielfalt – jede und jeder geht so hin, wie sie oder er es mag.
Vielen Dank!