Viel besser als gedacht: Kieler Jugendfreizeit in Coronazeiten
07. August 2020
Wegen Corona ist die Jugendfreizeit der Apostelkirchengemeinde in Kiel-Wik ausgefallen. Aber ein junges Team hat sich eine Alternative für die Ferien überlegt.
Vierzehn Mädchen sitzen die beiden im Garten der Kieler Petruskirche. Es ist Mittagspause bei der Jugendfreizeit der Apostelkirchengemeinde im Stadtteil Wik. 55 Jungen und Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren kommen hier tatsächlich zusammen, trotz Corona oder vielleicht gerade deshalb. "Die Jugendlichen dürsten nach Gemeinschaft. Endlich wieder mit anderen zusammen zu sein, sich fallen zu lassen", so ist der Eindruck von Christoph Kaiser. Der Gemeindepädagoge hat die Freizeit mit einem Team von jungen Leuten organisiert.
Die Jugendfreizeit wurde abgesagt
Eigentlich sollte es mit bis zu 120 Jugendlichen auf Fahrt nach Dänemark gehen: wegen Corona abgesagt. Die Alternative bedeutet nun eine Woche Programm an und um die Petruskirche herum. Täglich von halb elf bis abends um halb neun.
Ausflüge und Marmeladekochen
"Die Mischung ist cool, aktiv und kreativ", findet Leah und erzählt vom Ausflug zum Hochseilgarten, wo hinterher alle im Regen richtig nass geworden sind. Ihre Freundin Marie mag, wenn die Gruppe zusammen Volleyball spielt. Fußball steht bei den Jungs weit oben. Wobei ausgerechnet die sich auch fürs Obstpflücken auf dem Gut Warleberg und fürs Marmeladekochen erwärmen können. Nina liegt der religiöse Teil des Freizeitprogramms am Herzen: "Dass wir über alles reden können und alle an denselben Gott glauben."
"Grill den Prediger" - per App nach dem Gottesdienst
Zusammen mit Greta singt Nina in der Band, die morgens beim Gottesdienst auftritt. Damit beginnt jeder Tag der Jugendfreizeit. "Du bist ein wunderbarer Gott" singen die beiden Mädchen in der Petruskirche, begleitet von Klavier und Geige. Die Predigt dauert bestimmt zwanzig Minuten, und die mehr als 50 Jugendlichen hören aufmerksam zu. Per App stellen sie hinterher Fragen dazu. "Grill den Prediger" heißt dieser Part des Gottesdienstes.
"Welche Gaben siehst du in deinen Freunden?"
In fünf Kleingruppen vertiefen sie danach das Thema des Tages "Wer ist der Heilige Geist, und was tut er?" Während die einen dazu in der Bibel lesen, sitzen dreizehn Jungs unter einem Baum im Garten und überlegen, was sie an ihren Freunden gut finden. In kirchendeutsch heißt das, "welche Gaben siehst du in deinen Freunden, die der Heilige Geist zum Vorschein bringen kann?" "Wenn die Gruppe schon nach einer halben Stunde damit durch ist, machen sie halt Schluss und spielen Fußball. Dann ist das auch in Ordnung", meint Gemeindepädagoge Christoph Kaiser. Dafür gibt es dann am Abend - nach Kanutour, Kino oder Strand - noch eine Abendandacht als Abschluss.
"Viel besser als wir gedacht haben"
Wegen Corona gilt: Maximal zwei Gruppen unternehmen das gleiche, und sie mischen sich nicht untereinander. Falls das doch einmal vorkommen sollte, tragen die Jugendlichen - tatsächlich ohne zu murren - eine Maske. Jede Gruppe wird von zwei bis drei ehrenamtlich Mitarbeitenden begleitet, allesamt junge Leute.
"Klar ist man manchmal durch die Regeln genervt und sicherlich wäre eine Freizeit in Dänemark schöner gewesen", zieht Kaiser eine erste Zwischenbilanz. "Aber ich bin froh, dass wir diesen Weg gefunden haben. Überhaupt ist es viel, viel besser als wir gedacht hatten."