Ökumene weltweit: Orthodoxe Bräuche

Von Weihnachten bis Epiphanias: Christliche Feiern am 6. Januar

Ein mit Myrte geschmücktes Kreuz wird bei der griechisch-orthodoxen Wasserweihe in Berlin (Archivbild) ins Wasser getaucht. In Hamburg wird die Wasserweihe am 7. Januar an Bord der Rick Rickmers an den Landungsbrücken gefeiert.
Ein mit Myrte geschmücktes Kreuz wird bei der griechisch-orthodoxen Wasserweihe in Berlin (Archivbild) ins Wasser getaucht. In Hamburg wird die Wasserweihe am 7. Januar an Bord der Rick Rickmers an den Landungsbrücken gefeiert. © Sebastian Bolesch, epd-Bild

03. Januar 2024 von Julia Krause, Claudia Ebeling

Der 6. Januar ist für viele Christen ein wichtiger Tag. Was genau zelebriert wird, ist jedoch unterschiedlich: Während für Katholiken die Heiligen Drei Könige im Mittelpunkt stehen, feiern orthodoxe Christen die Taufe Jesu im Jordan. In Erinnerung daran ziehen die Gläubigen zur Großen Wasserweihe. Manche feiern an diesem Tag sogar zwei biblische Ereignisse: sowohl Christi Geburt als auch seine Taufe. Wir erklären die Hintergründe.

Epiphanias, Weihnachten oder beides zusammen – welches christliche Fest feiern wir am 6. Januar eigentlich? Je nachdem, welche christliche Konfession und welchen Kirchenkalender wir uns anschauen, können alle drei Antworten richtig sein. 

Was bedeutet Epiphanias?

Zunächst zu Epiphanias: Das Wort bedeutet so viel wie "Erscheinung". Unter orthodoxen Christen spricht man auch von Theophanie, also Gotteserscheinung. Im christlichen Glauben wird diese Gottesoffenbarung in der Welt an unterschiedlichen biblischen Ereignissen festgemacht.

In westlichen Ländern, die überwiegend katholisch geprägt sind, wird diese Gottesoffenbarung hauptsächlich mit der Ankunft der Heiligen Drei Könige im Stall zu Bethlehem verknüpft. Für orthodoxe Christen hat dagegen die Taufe Jesu im Jordan große Bedeutung. 

Was passiert bei der Großen Wasserweihe? 

Begangen wird die Taufe Jesu traditionell mit einer Großen Wasserweihe: Die Gläubigen ziehen in einer Lichterprozession zu einer Wasserstelle im Freien oder zum Taufbecken der Kirche, an der gesungen und gebetet wird.

Pastor Frank Lotichius
Pastor Frank Lotichius ist Europareferat und Beauftragter für die Kontakte nach St. Petersburg, Kaliningrad und Kasachstan im Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche. © Christiane Wenn, Zentrum für Mission und Ökumene

Im Anschluss segnet ein Priester mit einem Kreuz das Wasser – "oft ein Fluss, ein See und damit nach orthodoxem Verständnis die ganze Schöpfung", erklärt Frank Lotichius, Europareferat und Beauftragter für die Kontakte nach St. Petersburg, Kaliningrad und Kasachstan im Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche. 

"Nach altem Volksbrauch steigt der Priester und danach ein großer Teil der Gemeinde ins Wasser und taucht dreimal unter – im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes", so Pastor Lotichius. Bei den Griechisch-Orthodoxen ist es zudem Brauch, dass derjenige, der das Kreuz im tiefen Wasser findet, einen besonderen Segen erhält. 

Wasserweihe der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland: 7. Januar, 13. Uhr, Rickmer Rickmers an den Landungsbrücken Hamburg

Ob im See, am Fluss oder in der Kirche – das Wasser wird bei dieser Zeremonie als Ur-Element des Lebens gefeiert, ohne das kein Leben möglich ist, heißt es in einer Mitteilung der griechisch-orthodoxen Metropolie. Zugleich symbolisiere es die Reinigung und Heilung und mit ihnen die Hoffnung auf Erneuerung. Nach dem orthodoxen Glauben hat Jesus durch seine Taufe den Menschen die Kraft der Erneuerung geschenkt. 

Wer benutzt welchen Kalender? 

Gefeiert wird Epiphanie nach gregorianischem Kalender am 6. Januar. Dieser wird etwa von den orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland benutzt. Ebenso feiern wir evangelische und katholische Christen Epiphanias nach gregorianischem Kalender am 6. Januar. 

Erzpriester Idavajn in der Kirche des Heiligen Johannes von Kronstadt in Hamburg.
Erzpriester Idavajn in der Kirche des Heiligen Johannes von Kronstadt in Hamburg. Mit dem Weihnachtsfest endet im russisch-orthodoxen Glauben die Fastenzeit, erklärt er. © Julia Krause, Nordkirche

Große Wasserweihe der Russisch-Orthodoxen: 19. Januar, 12 Uhr am Schweriner See (Liturgie ab 10 Uhr); Gemeinde des Heiligen Großmärtyrers Dimitrios von Thesaloniki zu Schwerin

Die russisch-orthodoxe Kirche benutzt hingegen den julianischen Kalender: Demnach wird die Geburt Christi am 6./7. Januar gefeiert und Epiphanias dementsprechend später, am 19. Januar. Das Gleiche gilt für die serbisch-orthodoxe Kirche, die georgisch-orthodoxe Kirche und das Patriarchat von Jerusalem, erklärt Europareferent Frank Lotichius. 

Weihnachten und Fastenzeit – wie passt das zusammen? 

Für die russisch-orthodoxen Christen endet am 6. Januar auch die 40-tägige Fastenzeit, mit der sie sich auf die Ankunft Jesu vorbereiten. Mit dem Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte soll der Körper gereinigt werden. Am Abend, wenn die Sonne untergegangen ist und der ausgedehnte Gottesdienst vorbei ist, beginnt das Festessen, so Erzpriester Dionisij Idavajn, der etwa in der russisch-orthodoxen Kirche in Hamburg und Schwerin predigt. "In dieser stillen Nacht dürfen wir laut sein", sagt er. "Wir sitzen an einem Tisch und singen und lachen." 

Neben dem Brauch des Schenkens ist es am orthodoxen Weihnachtsfest – wie wohl in allen christlichen Konfessionen – Sitte, wohltätige Organisationen mit einer Spende zu unterstützen:  "Christus sagt: Wenn ihr mir etwas Gutes tun wollt, dann gebt es euren Nächsten", erklärt Erzpriester Idavajn. 

Sonderfall: Ukraine (1/2)

Je nach Kirchenkalender feiern Christen Weihnachten weltweit an verschiedenen Tagen: 

Die Patriarchate von Jerusalem, Russland, Serbien, Georgien und die Kirchen von Polen und Tschechien feiern Weihnachten nach dem alten julianischen Kalender, also am 6./7. Januar. 

Die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland übernahmen für das Weihnachtsfest vor rund 100 Jahren den Termin des gregorianischen Kalenders, also den 24./25. Dezember. 

Sonderfall: Ukraine (2/2)

Die Ukraine verlegte den offiziellen Weihnachtsfeiertag erst 2023 auf den 25. Dezember. So hatte es das ukrainische Parlament im Juli beschlossen.

Kurz davor hatte die Orthodoxe Kirche der Ukraine, die sich bereits mit der Unabhängigkeit des Landes 1992 vom Moskauer Patriarchat abgespalten hat, ihren Kirchenkalender umgestellt. Statt des julianischen gilt nun der neu-julianische Kalender. 

Welche Kirche feiert Geburt und Taufe Jesu an einem Tag? 

Ein Spezialfall ist die Armenisch-Apostolische Kirche: Sie gilt als älteste verfasste Kirche und hat sowohl zwei Katholikaten als auch zwei Patriarchen. Außerdem ist sie die einzige Kirche, die die Geburt Jesu und seine Taufe an einem Tag feiert: dem 6. Januar. 

Übrigens: Auch wir evangelische und katholische Christen feiern die Taufe Jesu mit Gottesdiensten. "In unserem liturgischen Kalender wird das Evangelium von der Taufe Jesu am ersten Sonntag nach Epiphanias gelesen", sagt Pastor Frank Lotichius. Im Volksbrauch haben sich jedoch das Weihnachts- und Osterfest als die wichtigeren Feiertage etabliert. 

Was haben alle Feste gemeinsam?

"Weihnachten und Epiphanias feiern wir als Christen in den Kirchen, um an die Menschwerdung Gottes und seines Wirkens in dieser Welt zu erinnern", sagt Pastor Uwe Onnen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Hamburg.

Es sei gut, wenn wir unseren Blick weiten und wahrnehmen, wie andere diese Feste feiern. "Dabei lernen wir voneinander, in dem wir aufeinander schauen und die unterschiedlichen Traditionen als Schätze des Glaubens anerkennen. Es ist eine Bereicherung!", so Onnen. 

Orthodoxe Christen im Norden (1/2)

In Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern feiern Griechisch-, Russisch- und Serbisch-Orthodoxe Gemeinden regelmäßig ihren Gottesdienst. Es gibt sie unter anderem in Hamburg, Lübeck, Kiel und Schwerin.

Gerade die Rumänisch- und die Bulgarisch-Orthodoxen Gemeinden erleben zurzeit ein großes Wachstum. Daneben sind im Bereich der Nordkirche auch orientalisch-orthodoxe Kirchen präsent.

Zu ihnen gehören die Äthiopisch-Orthodoxen, Kopten, Armenier und Syrisch-Orthodoxen. Diese Kirchen haben ihren Ursprung im Mittleren Osten und sind daher stark von der politischen Situation in diesem Gebiet betroffen.

Orthodoxe Christen im Norden (2/2)

In der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Hamburg, der größten in Deutschland, sind zehn orthodoxe Kirchen Mitglied, weitere sind Gastmitglieder. Gerade erst neu aufgenommen wurde die Eritreische Orthodoxe Kirche.

Insgesamt arbeiten hier mehr als 35 Kirchen zusammen. Mit ukrainischen Wurzeln ist die Ukrainische Katholische Allerheiligen Kirche Hamburg eine Mitgliedskirche.

Bundesweit leben in Deutschland etwa 2 Millionen orthodoxe Christen. 

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