Buß- und Bettag: Warum er zum Aufbruch in bessere Zeiten einlädt
17. November 2020
Am 18. November ist Buß- und Bettag. Gerade unter Jüngeren wissen viele jedoch gar nicht mehr, was der Sinn und Zweck dieses Tages ist. Das liegt auch daran, dass die Kirche den Kampf um diesen Feiertag vor 25 Jahren verloren hat.
Lange war der Buß- und Bettag ein arbeitsfreier Tag. Doch um Arbeitgeber vor dem Hintergrund der neu geschaffenen Pflegeversicherung zu entlasten, beschloss die Regierung unter Helmut Kohl, ihn mit Wirkung zum Jahr 1995 als Feiertag abzuschaffen.
Kirchen-Protest erregt überregional Aufsehen
In der Kirche regte sich daraufhin Widerstand. Besonders spektakulär fiel dieser in Schleswig-Holstein aus: Mit Plakaten und lila Werbebannern an Kirchtürmen warben die Gemeinden für den Bußtag. Auf Diskussionsveranstaltungen wurde heftig gestritten. Viele Gemeinden entdeckten den Bußtag neu für das Gemeindeleben. Zu den sensationellen Aktionen der Kampagne gehörte die kurzfristige Besetzung der neuen Kieler Hörnbrücke. Unterstützung für den evangelischen Feiertag kam auch vom katholischen Erzbistum.
Aus der Marktkirche Hamburg-Blankense wird die ARD live am Buß- und Bettag ab 10 Uhr einen Gottesdienst übertragen, in dem Schüler aus ihren Erfahrungen in der Corona-Pandemie berichten.
Der Protest gipfelte im Norden 1997 in einem Volksbegehren mit anschließender Volksabstimmung. Die ergab zwar eine Mehrheit (die Wahlbeteiligung lag bei 29,3 Prozent) für den Erhalt des Buß- und Bettags, verpasste aber die erforderliche Stimmenzahl von einem Viertel aller Wahlberechtigten für eine Gesetzesänderung.
Nur ein Bundesland bewahrt den Feiertag
Das mag auch daran gelegen haben, dass die Argumentation der Nordelbischen Kirche eine Schwachstelle hatte: Wäre der Bußtag als gesetzlicher Feiertag wieder eingeführt worden, hätten alle Beschäftigten im Norden den doppelten Beitrag zur Pflegeversicherung zahlen müssen. Vorgeschlagen wurden als Alternative die Streichung eines Urlaubstages oder die Finanzierung aus Steuern. Letzlich fand die Initiative zum Erhalt des Feiertags somit keinen Rückhalt in der rot-grünen Landesregierung unter Heide Simonis.
In der Hamburger Hauptkirche St. Katahrinen wird es zusammen mit der Menschenrechtsorganisation amnesty international um 19 Uhr einen Gottesdienst geben. Gastredner ist Georg Restle, Leiter und Moderator des ARD-Politmagazins Monitor.
Später strengten auch andere Landeskirchen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Volksbegehren an, die alle scheiterten. Heute ist der Buß- und Bettag nur noch in einem Bundesland ein gesetzlicher Feiertag: Sachsen. In Bayern und Berlin hingegen gibt es Sonderregeln: So müssen Kinder in Bayern an diesem Tag nicht zur Schule. In Berlin gilt dies für alle evangelischen Schüler.
Veranstaltungen auf einen Blick
In der Nordkirche finden zum diesjährigen Buß- und Bettag zahlreiche besondere Gottesdienste statt. So überträgt etwa die Kirchengemeinde Oldesloe ihren Gottesdienst ab 18 Uhr live auf ihrer Homepage. In Itzehoe haben Senioren die Möglichkeit, sich um 14.30 Uhr zur Andacht in der St. Jacobi Kirche mit anschließendem Kaffeetrinken (unter Einhaltung der Abstandsregeln) zu treffen.
Ein kirchliches Wort von Bischof Tilmann Jeremias zum Buß- und Bettag.
Einen Telefongottesdienst wird es um 18 Uhr durch die Kirche Zu den 12 Aposteln aus Hamburg-Lurup (Einwahl: 0721-605620222, Pin: 046445) geben. Die Konfirmanden aus Großsolt und Havetoft haben einen Youtube-Gottesdienst mit Theaterstück vorbereitet, der um 18 Uhr startet und über den Youtube-Kanal der Kirchenregion Angeln/Nordwest verfolgt werden kann. Zu einem meditativen Bußtag unter dem Motto "Loswerden, was mich krumm macht" lädt die Hamburger Kirchengemeide Nord-Barmbek um 19.30 Uhr ein.