Brauchtum zu Weihnachten

Wer die Gurke findet, fängt mit dem Geschenk-Auspacken an

Was sich US-Amerikaner jedes Jahr traditionell in ihre Weihnachtsbäume hängen, taucht seit einigen Jahren nun auch in Deutschland vermehrt auf: die saure Gurke. Wer bei der Bescherung als erstes das grüne Gemüse findet, wird mit einem Extra-Geschenk oder mit besonders viel Glück belohnt, so der Volksmund. Das Kuriose dabei ist: Die Amerikaner sind davon überzeugt, dass der Gurken-Brauch ursprünglich aus Deutschland kommt. Umso erstaunter sind sie dann, wenn sie hierzulande eine fast gurkenfreie Weihnachtszone vorfinden.
Was sich US-Amerikaner jedes Jahr traditionell in ihre Weihnachtsbäume hängen, taucht seit einigen Jahren nun auch in Deutschland vermehrt auf: die saure Gurke. Wer bei der Bescherung als erstes das grüne Gemüse findet, wird mit einem Extra-Geschenk oder mit besonders viel Glück belohnt, so der Volksmund. Das Kuriose dabei ist: Die Amerikaner sind davon überzeugt, dass der Gurken-Brauch ursprünglich aus Deutschland kommt. Umso erstaunter sind sie dann, wenn sie hierzulande eine fast gurkenfreie Weihnachtszone vorfinden.© epd-bild / Rolf Zöllner

18. Dezember 2023 von Marcel Maack

Für Kirchenleute ist Weihnachten mit viel Arbeit verbunden. Umso wichtiger ist es, dennoch Zeit für Privates zu finden. Welche kleinen Rituale oder Traditionen Geistliche aus dem Norden dabei pflegen, haben einige von ihnen verraten.

Die große, hölzerne Krippe gehört bei Wiebke Bähnk unbedingt vors Fenster. Weil die Fensterbank so schön breit ist und den Krippenfiguren genug Platz für einen langen Fußmarsch bietet: „Maria und Josef machen sich von weither auf unserem Fensterbrett Schritt für Schritt auf ihren beschwerlichen Weg zur Krippe“, erzählt die Itzehoer Pastorin.

Die Weisen folgen ihnen nach, die Krippe indes bleibt zunächst leer. Erst in der Weihnacht legt eines ihrer Kinder oder Enkelkinder, wie seit fast 30 Jahren, das hölzerne Jesuskind hinein. „Christus ist geboren.“

Engel sind beliebt, besonders zur Weihnachtszeit. "Markenzeichen" dieser Götterboten aus dem Erzgebirge sind die elf weißen Punkte, die in Handarbeit auf die Flügel getupft werden.
Engel sind beliebt, besonders zur Weihnachtszeit. "Markenzeichen" dieser Götterboten aus dem Erzgebirge sind die elf weißen Punkte, die in Handarbeit auf die Flügel getupft werden.© Simone Viere

Aus dem Erzgebirge stammt die Engelkapelle, die jedes Jahr am ersten Advent die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs aufstellt. „Eine Familientradition, die ich von meiner Mutter übernommen habe. Seit den Sechzigerjahren hat sie die kleinen Engel mit den Punkten auf den Flügeln gesammelt und die Kapelle bis auf die letzte Trompete komplettiert.“

Familienweihnachten beginnt mit "O du fröhliche"

Eine Weihnachtszeit ohne die kleinen Botschafterinnen und Botschafter der Hoffnung möchte sich Fehrs nicht vorstellen. „Wenn dann am ersten Feiertag meine beiden Nichten zu Besuch kommen und die Spieluhr mit dem 'O du fröhliche' erklingt, dann spätestens ist's nach all den Gottesdiensten unser Familien-Weihnachten.“

Weiße Blüte einer Christrose.
Die Christ- oder Schneerose blüht im Winter und dann bis in den April hinein. Da im Winter keine Insekten fliegen, bleibt die Narbe bis in den Vorfrühling fruchtbar. Zudem kann sich die Blume auch selbst bestäuben. Die Christrose ist immergrün.© July, unsplash

Für Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, gehören Christrosen zum Fest. „Ein kleiner Strauß davon steht jedes Jahr zu Weihnachten auf unserem Esstisch. Früher habe ich sie gekauft, heute pflücke ich sie in unserem Garten.“ Die Christrosen, die mitten in Kälte und Schnee blühen, sind für sie ein Hoffnungszeichen: „Selbst wo alles erstarrt und kalt erscheint, blüht neues Leben.“

Christbaumkugel am Tannenzweig
Christbaumkugel© Pixabay

Zusammen den Baum schmücken

Die schleswig-holsteinische Bischöfin Nora Steen legt großen Wert darauf, dass ihr Weihnachtsbaum erst an Heiligabend geschmückt wird. „Und zwar von allen zusammen“, wie die evangelische Theologin betont.

Der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße baut jedes Jahr eine Weihnachtskrippe auf, die einmal seinen Großeltern gehörte. „Daher ist sie mir besonders lieb.“

"Meine Seele ist angerührt"

Der katholische Domkapitular für Schleswig-Holstein, Peter Wohs, schaut sich während der Adventszeit gern ein Video an, in dem Heinz Rühmann „Die alte Kirche“ von Manfred Hausmann vorliest. „Da gehen auch mir die Tränen und meine Seele ist angerührt.“

Am Heiligabend gehören für Wohs Kartoffelsalat und gebratener Karpfen auf den Teller, nach der Christmette und dem „Stille Nacht“-Singen in der verdunkelten Kirche gönnt er sich „im Wohnzimmer ein Glas Rotwein“.

Wer findet die Weihnachtsgurke?

Katja von Kiedrowski, oft zu sehen in den digital ausgestrahlten, evangelischen #liveline-Gottesdiensten aus Lübeck, hat in ihrem Baum ein spezielles Deko-Element hängen: „die Weihnachtsgurke, ein Anhänger, der möglichst heimlich in den Weihnachtsbaum gehängt wird“. Zuständig dafür ist ihre Mutter. Wer die Gurke zuerst entdeckt, darf mit dem Geschenk-Auspacken beginnen. Zu essen gibt es eine gebratene Gans, gefüllt mit Äpfeln und Rosinen.

Stille Nacht- Ausschnitt auf Papier hübsch dekoriert an weihnachtlicher Deko, Tannenzweige, Nüsse, brennende Kerze, Tannenbaumkugeln
Das Weihnachtslied "Stille Nacht" gehört zu den Klassikern. Einige Chöre werden es in diesem Jahr open air zum Besten geben. © fotolia/J.Mühlbauer

Bei Susanne Platzhoff, Pastorin in Burg auf Fehmarn, darf Musik nicht fehlen: „Ein 'Muss' für meine Weihnachtsstimmung ist das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. 'Jauchzet, frohlocket' muss mit Pauken und Trompeten durch die Wohnung klingen, wenn ich den Tannenbaum schmücke.“

Die Wismarer Pastorin Antje Exner musiziert gemeinsam mit der Familie bei ihren Eltern. „Es ist rührend, wie sich das im Laufe der Jahre verändert hat, immer mehr Enkelkinder dazugekommen sind und mitmachen konnten, während andere noch zwischen den Notenständern herumkrabbelten.“

Jesu Geburt auf dem Sofa

Gunnar Engel, evangelischer Pastor in Kiel, liest während der Adventszeit mit seinen Kindern die Weihnachtsgeschichte. Sein Sohn spielt die Szenen anschließend nach. „Bei uns zu Hause sind also schon einige Könige auf der Suche nach dem Stall gewesen und Maria hat schon das eine oder andere Jesuskind auf dem Sofa zur Welt gebracht.“

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