Studie der EKD

Wie reagieren Kirche und Diakonie auf Hassrede im Netz?

Streit
© fotolia.de/Victoria M

14. November 2017 von Lena Modrow

Hetze und Hassrede werden als zunehmendes Problem in den sozialen Medien benannt – und auch Kirchen und die Diakonie sind laut EKD in zunehmendem Maße damit konfrontiert. Die Studie „Verhasste Vielfalt – Eine Analyse von Hate Speech im Raum von Kirche und Diakonie“ hat nun ausgewählte Fälle analysiert und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet.

„Ein Anstieg von hassförmiger Kommunikation ist vor allem dort wahrzunehmen, wo es um Themen der Vielfalt geht: Dort, wo Landeskirchen die Trauung homosexueller Partnerschaften neben heterosexuelle gestellt haben, dort, wo flüchtende Menschen als neue Nachbarn willkommen geheißen werden, und dort, wo der Begriff Gender eine klare Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellt“ beschreiben die Autorinnen den Ausgangspunkt ihrer Studie. Angesichts dessen sah sich das Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie veranlasst, eine wissenschaftliche Studie durchzuführen, die analysiert, ob und wie Kirche und Diakonie von Hate Speech betroffen sind, wenn sie sich zu Vielfaltsthemen äußern.

"Wichtig ist es, die Verunglimpfung nicht hinzunehmen"

Die Studie, die in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg erarbeitet wurde, untersucht unter anderem E-Mails und Kommentare, die an das "Wort zum Sonntag", die Diakonie und den Info-Service der EKD geschrieben wurden. „Wichtig ist es, die Verunglimpfung nicht hinzunehmen, sondern die sprachlichen Muster, Argumentationsstrukturen und die Dynamik, mit der sich der Hass ausbreitet, genau zu betrachten“, sagt die Ludwigsburger Professorin Claudia Schulz, die die Untersuchung durchgeführt hat.

"Verunglimpfungsgrade" der Rede

Aus den Beobachtungen hat Annika Lukas, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit am Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie, „Empfehlungen zum praktischen Umgang mit Diffamierungen und Hatespeech“ erarbeitet und stellt darin verschiedene „Verunglimpfungsgrade“ in Beiträgen vor und wie man auf diese reagieren sollte. Auch die Social Media Guidelines der Nordkirche werden dort von der Autorin als vertiefende Lektüre empfohlen.

Käßmann: "Zu Wort melden und zu Mäßigung aufrufen"

Die Studienergebnisse und Empfehlungen werden am Rande der diesjährigen Synode der EKD  in Bonn vorgestellt, die noch bis zum 14. November tagt. 

Zur Studie

In einem angehängten Interview berichtet zudem Reformationsbotschafterin Margot Käßmann über die Diffamierungen, denen sie immer wieder nach Veröffentlichungen ausgesetzt ist. Ihrer Meinung nach kann die Kirche als Institution etwas tun, um die Kommunikation online und per E-Mail positiv zu beeinflussen: „Ich denke, mehr Menschen aus der Kirche sollten sich bei Facebook, in Blogs zu Wort melden und zur Mäßigung aufrufen“, sagt Käßmann. „Das kann die Kirche auch insgesamt durch Predigten, Beiträge und auch im Konfirmations- und Religionsunterricht kann das thematisiert werden, zumal viele Jugendliche massiv betroffen sind.“

 

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