Kieler St. Nikolaikirche zeigt Wanderausstellung zum Pfarrhaus
26. Juli 2016
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist in einem aufgewachsen, Bundespräsident Joachim Gauck wirkte dort selbst als Pastor - die Rede ist vom protestantischen Pfarrhaus. Dieses steht im Mittelpunkt einer Wanderausstellung des Deutschen Historischen Museums (DHM) unter dem Titel "Leben nach Luther - Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses". Noch bis zum 30. August ist sie in der Kieler St. Nikolaikirche zu sehen .
Im Mittelpunkt steht die Wandlung, die das Pfarrhaus, das über Jahrhunderte mit Kirche, Schule und Rathaus das Zentrum der Orte bildete, bis heute erlebte. Dabei wurde das moderne Verständnis eines Pfarrhaushalts entscheidend von Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora geprägt. Denn durch die Studienpflicht für Geistliche und die Abschaffung des Zölibats rückte die Rolle des Pfarrhauses in den Vordergrund. Pfarrhäuser wurden für die Gemeindemitglieder zum Vorbild in Bildung und Lebensführung.
Bildung und Lebensführung - Pfarrhäuser als Vorbild
Heute stellen neue Arbeitsmodelle, plurale Lebensformen, schrumpfende Gemeinden und veränderte Religionsausübungen die Pfarrhäuser vor neue Aufgaben. Die Ausstellung zeigt Porträts aus fünf Jahrhunderten, Alltagsgegenstände und illustrierte Bücher des 17. und 18. Jahrhunderts sowie Amtstrachten aus Geschichte und Gegenwart.
Bedeutung des Pfarrhauses in Zeiten politischer Umbrüche
Fotos, Ton- und Filmdokumente zum "Kirchenkampf" in der Zeit des Nationalsozialismus sowie zu Repression, Anpassung und kirchlicher Opposition in der DDR verdeutlichen dem DHM zufolge, wie das Pfarrhaus im 20. Jahrhundert auf totalitäre Herausforderungen reagierte. Die bedeutende Rolle des Pfarrhauses in der friedlichen Revolution von 1989 wird ebenso beleuchtet wie das politische Engagement der westdeutschen Kirchen in der Friedensbewegung der 1980er Jahre.