Bundesweit einmaliges Klimaschutzkonzept

Klimaschutz ist eine Frage der Gerechtigkeit

Klimaschutz / Symbolbild
Klimaschutz / Symbolbild© Chiutima Chokkij / iStockphoto

05. Dezember 2012 von Doreen Gliemann

Kiel. Die Nordkirche hat ein "Integriertes Klimaschutzkonzept". Der Bischofsbevollmächtigte Gothart Magaard stellte es am 6. Dezember in Kiel zusammen mit Jan Christensen, Leiter der Klimakampagne der Nordkirche, und mit Olav Hohmeyer von der Universität Flensburg vor. Hohmeyer, Professor für Energie- und Ressourcenwirtschaft am Zentrum für nachhaltige Energiesysteme, hat das Konzept "Nordkirche auf dem Weg zur CO2-Neutralität" mit Mitarbeitenden des Studiengangs "Energy and Environmental Management" erstellt. Ziel ist eine CO2-neutrale Nordkirche im Jahr 2050.

"Klimaschutz ist für die Kirche eine Frage der Gerechtigkeit – gegenüber Menschen in den Ländern des Südens, die heute unter den Folgen des Klimawandels leiden, gegenüber den nachfolgenden Generationen auch bei uns und nicht zuletzt gegenüber den Mitgeschöpfen, die uns anvertraut sind, und die sich nicht an die Geschwindigkeit des Klimawandels anpassen können", sagte Magaard.

Die Kirche im Norden habe sich seit mehr als zehn Jahren den Fragen des Klimaschutzes gestellt - durch verschiedene Maßnahmen und seit zwei Jahren durch dieKampagneKirche für Klima. "Das vorliegende Klimaschutzkonzept wurde bereits von den drei früheren Landeskirchen Mecklenburgs, Pommerns und Nordelbiens in Auftrag gegeben. Es soll dazu beitragen, dass wir diese Arbeit auf besserer Datengrundlage zielgerichtet intensivieren können", so Magaard.

Klimaschutz im "Dreischritt"

Das räumliche Gebiet umfasst die Bundesländer Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg sowie kleine Teile Brandenburgs und Niedersachsens. Es ist in seinem Umfang bundesweit einmalig: 7000 Liegenschaften wurden energetisch überprüft, denn das Klimaschutzkonzept für die Nordkirche funktioniert in einem Dreischritt: Unnötigen Energieverbrauch vermeiden, Energieeffizienz steigern und den weiterhin notwendigen Energiebedarf regenerativ abdecken.

Schon lange vor ihrer Fusion zur Nordkirche hatten sich die drei ehemaligen Landeskirchen zu dem gemeinsamen Klimaschutzkonzept entschlossen. Das Konzept sieht zwei Stufen vor, die erste beginnt im kommenden Jahr.

25% weniger Emissionen bis 2015

Bis zum Jahr 2015 sollen die Emissionen der Nordkirche um 25 Prozent gesenkt werden (auf Basis der Zahlen von 2005). Ehrenamtliche KlimaberaterInnen sollen ausgebildet, Einrichtungen und Systeme optimiert, Investitionen in regenerative Energien geprüft, ein Mobilitätsmanagement aufgebaut werden. Das langfristige Ziel ist die CO2-neutrale Nordkirche im Jahr 2050. Das integrierte Konzept wurde mit 120.000 Euro gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, die Nordkirche hat 65.000 Euro investiert.

"Integriert" beinhaltet die Betrachtung aller Maßnahmen vor dem Hintergrund ihrer gemeinsamen Wirkung und der Partizipation und Einbindung aller Mitarbeitenden und Mitglieder der Nordkirche. Auf Grundlage einer umfassenden Datenerhebung wurden die Potentiale analysiert und ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. Über ein Controlling-Instrument wird in der Umsetzung jede Phase überprüft und nachgesteuert.

Konzept für Gebäude, Mobilität und Beschaffung

Jan Christensen, Leiter der Klimakampagne der Nordkirche: "Die Klimakampagne der Nordkirche hat Antworten auf die Fragen gesucht, wo wir heute stehen, wie hoch die Emissionen unserer Kirche tatsächlich sind, welche Maßnahmen sinnvoll, welche Ziele notwendig und realistisch sind." Das von der Universität Flensburg erstellte Konzept umfasse die Bereiche Gebäude, Mobilität und Beschaffung. "Die Kirchenleitung hat am 15. November beschlossen, dass dieses Konzept die Grundlage für weitere Diskussionen ist, die im nächsten Jahr in den dreizehn Kirchenkreisen und in der Nordkirchen-Synode geführt werden", so Christensen.

Hohmeyer: Es ist möglich, extreme CO2-Reduktionsziele erreichen

Die Erstellung des integrierten Klimaschutzkonzeptes für die Nordkirche sei für die Universität Flensburg eine hochinteressante Aufgabe gewesen, sagte Professor Hohmeyer. "Die Nordkirche ist mit ihren mehr als zwei Millionen Mitgliedern der größte Multiplikator in Norddeutschland. Gerade in der derzeit schwierigen Situation der internationalen Politik ist es umso wichtiger, dass sie mit gutem Beispiel vorangeht und ihre Vorbildfunktion wahrnimmt." Was hier regional konzipiert wurde, funktioniert laut Hohmeyer auch global: "Selbst bei hoher Industrialisierung, bei hohen Emissionen kann ein Land innerhalb der notwendigen Zeitspanne extreme CO2-Reduktionsziele erreichen", so Hohmeyer.

<link file:1604 link-download klimaschutz konzept>"Nordkirche auf dem Weg zur CO2-Neutralität" (pdf)

Stimmen zum Klimaschutzkonzept der Nordkirche

"Es ist immer einfach, Studien zu erstellen, die einen Ist- und einen Sollstand aufzeigen. Mit den Veränderungen aber bei sich selbst zu beginnen, wie es die Nordkirche nun vorhat, das ist der richtige Weg. (…) Das Konzept der Nordkirche zeigt, dass in vielen Bereichen die Möglichkeit besteht, sowohl mit großen strukturellen Maßnahmen als auch kleineren Veränderungen gute Wirkungen zu erzielen. Ich wünsche bei der Umsetzung des Konzeptes viel Erfolg."
Volker Schlotmann, Minister für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern

"Mit dem deutschlandweit einmaligen, kirchenübergreifenden Klimaschutzkonzept belegt die Nordkirche eindrucksvoll, wie es gelingen kann, CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen (…).Damit engagiert sich die Nordkirche vorbildhaft im Klimaschutz und ist ein wichtiger Klimaschutzpartner in Schleswig-Holstein."
Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende Schleswig-Holstein

"Das Konzept überzeugt durch seine ambitionierte Zielsetzung und seine Detailschärfe. Die geplanten Maßnahmen sind sowohl von der Kosten- als auch ihrer Wirkungsseite realistisch geplant. Die Leitstelle Klimaschutz der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliert zu diesem umfassenden Konzept und wünscht viel Erfolg bei der Umsetzung."
Dr. Benno Hain, Klimaschutzkoordinator Hamburgs, Leiter der Leitstelle Klimaschutz, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt 

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